Es mehren sich die Stimmen für den Erhalt Stadthalle als Zukunftslabor
Mettmann · Laut Ratsbeschluss soll die Stadthalle abgerissen werden. Doch in der Bevölkerung mehren sich die Stimmen für einen Erhalt. In ihrer Masterarbeit in Architektur präsentiert Johanna Foth nun ein Konzept für eine mögliche zukünftige Nutzung des Objekts.
Wer die Neandertalhalle heute betrachtet, sieht wahlweise ein liebenswertes Relikt aus den frühen 80er Jahren mit gewissem Kultcharakter oder einen in bautechnisch und ästhetischer Hinsicht stark gealterten, aus der Zeit gefallenen, grünen Klotz. Nicht so Johanna Foth. Sie sieht die Zukunft. Die junge Frau,die in Mettmann aufwuchs, hat gerade ihr Architekturstudium an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf abgeschlossen. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit der Möglichkeit einer künftigen Nutzung der Neandertalhalle auseinander gesetzt. Auf 130 Seiten stellt sie detailliert dar, welches Potenzial sich in dem Objekt verbirgt.
Ihre Vision: der Umbau der „Laubfroschoper“ in ein modernes „Future Lab“, ein Labor der Zukunft als Gegenpol zum mit der Vergangenheit befassten nahe gelegenen Neanderthal Museums. Das Konzept sieht einen öffentlichen, zentralen Raum vor mit dem Themenschwerpunkt „Zukunft“; einen Ort des Wissens, des Lernens und des Austausches, passend zum aktuellen Zeitgeist, für Menschen jeden Alters und mit großer Aufenthaltsqualität. „Die Stadthalle war in der Vergangenheit ein wichtiger, zentraler Treffpunkt der Stadt Mettmann und soll dies in Zukunft wieder sein“, erläutert Johanna Foth. In diesem Treffpunkt gibt es Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie beispielsweise Vorträge zum Klimawandel, Ausstellungen, Gastronomie und einen außerschulischen Lernort.
Beim notwendigen Umbau soll der ursprüngliche Charakter des Gebäudes erhalten bleiben. Mit gezielten Eingriffen wird der Komplex an der Erfordernisse der Zeit angepasst. So wird etwa die starre Architektur durch zwei Lichthöfe und Oberlichter aufgebrochen, um eine offene Atmosphäre zu schaffen. Alle notwendigen Maßnahmen werden laut Konzept zukunftsorientiert bewerkstelligt. „Urban Mining“ ist hier das Stichwort, bedeutet: bereits verwendete Materialien aus dem Umfeld werden einer neuen Nutzung zugeführt. Im Fall der Neandertalhalle soll diese selbst als Rohstofflieferant dienen.
Für das Future LAB bleibt der größte Teil der Stadthalle erhalten, nämlich 67 Prozent. Der Anteil der wiedereingebauten Bauteile überwiegt den der Bauteile, die neu benötigt werden mit rund 21 zu 12 Prozent.
Dazu zählen beispielsweise die grünen Fassaden-Paneele, die teilweise abgenommen und an anderer Stelle wieder verbaut werden sollen. „Die Stadthalle“, sagt Johanna Foth, „ist ein Gebäude das Geschichte versprüht. Mit meinem Konzept transportiere ich es in die Zukunft und gebe ein Beispiel , wie man mit Baudenkmälern umgehen kann.“
Hochgradig angetan von dieser Idee zeigt sich Dr. Klaus Englert. Der Mettmanner stemmt sich gegen den Abriss der Neandertal Halle, sammelt Unterschriften für den Erhalt. Auf der Internet Plattform „Open Petition“ haben sich bereits fast 380 Mettmanner mit ihm solidarisiert. Mit genügend Zuspruch – das notwendige Quorum liegt bei 660 Stimmen aus Mettmann bis Ende August – möchte er das Thema noch einmal auf die Agenda von Politik und Verwaltung bringen. Schon jetzt macht Dr. Englert in vielen Gesprächen, die er mit Menschen aus der Stadt führt, einen Trend aus, der zu seinen Gunsten spricht. „Viele Leute“, sagt er, „haben eine emotionale Verbindung zu der Halle. Die Anhänglichkeit ist größer, als die Politiker meinen.“ Ein Erhalt und Umbau der Halle, findet er, sei die beste Variante. Bestandssicherung werde schließlich überall und gerade von Experten empfohlen.
Auch deshalb hofft er, dass der Beschluss zum Abriss noch einmal überdacht und letztlich revidiert wird. Das Konzept von Johanna Foth sieht er dabei als starkes Fundament. Für ihre Masterarbeit bekam sie übrigens eine glatte Eins mit Auszeichnung.