Nachlese Rotwelsch mit „guter und wahrer“ Musik
Mettmann · Rotwelsch? Der Name des aus Philipp Maria Rosenberg (Klavier), Florian Kolb (Kontrabass) und Jordi Pallarés (Schlagzeug) bestehenden Trios bezieht sich auf die traditionsreiche Gaunersprache, die kreativ und bilderreich aus dem Vokabular verschiedener Sprachen und Dialekte schöpft; dasselbe gilt für die Musik des Trios, dem eine spielfreudige Auffassung von Jazz zu eigen ist.
„Er hat das Publikum respektiert und wollte ihm gute Musik bieten, die es hören und lieben konnte, die nicht primitiv war, sondern wahr.“ Diese Beschreibung, auf den heute weitgehend vergessenen Operettenkomponisten Joseph Beer gemünzt, trifft auch auf den Kern der Musik von Rotwelsch zu. Das Ensemble holt die „gute“ und „wahre“ Musik von Beer und anderen Operettenkomponisten, die es liebt, in die Gegenwart.
Dahinter steht die Frage: Wenn die gesamte amerikanische Jazzmusik von Melodien aus den Dreißigern und Vierzigern von Cole Porter und George Gershwin inspiriert wurde: Wo ist eigentlich das Grundmaterial für den europäischen Jazz? Hier, so der Komponist, Pianist, Arrangeur und Hochschuldozent Rosenberg, kommt die gute alte Operette ins Spiel, Melodien von Millöcker, die jeder kannte, auch frühe Tonfilmschlager wie „Irgendwo auf der Welt“ waren im kollektiven Bewusstsein der Menschen fest verankert.
Auf der Basis dieses wandlungsfähigen Materials entstehen neue Stücke, in denen der unmittelbare musikalische Ausdruck im Zentrum steht. Die wundervollen Melodielinien, oftmals von geradezu himmlischer Länge und gerne mit anrührendem, aber nie primitivem Pathos, überträgt das Trio ins Instrumentale. Ein Panoptikum an musikalischem Ausdruck.