Flüchtlingsunterkunft in Turnhalle „Leider keine andere Wahl“
Mettmann · Die Stadt möchte eine der zwei Turnhallen der Astrid-Lindgren-Schule nach den Herbstferien als Notunterkunft für Geflüchtete vorhalten. Eltern haben große Bedenken.
Städte und Gemeinden müssen in den nächsten Wochen mit erhöhten Zuweisungen von Flüchtlingen rechnen. Kommunen sind angehalten, für die Unterbringung zu sorgen, was vielerorts bekanntlich ein gravierendes Problem darstellt. Auch in Mettmann sind passende Räumlichkeiten knapp, städtische Unterkünfte praktisch voll belegt. Die Verwaltung hat sich deshalb entschieden, eine Turnhalle der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) in Metzkausen für die Unterbringung der Geflüchteten vorzuhalten.
Viele Eltern von Kindern, die dort unterrichtet werden, sehen die Entscheidung kritisch. Ihre Sorgen haben sie in einer E-Mail an Bürgermeisterin Sandra Pietschmann formuliert. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. Die Standortwahl zur Unterbringung von Geflüchteten in der Turnhalle der ALS sei mehr als problematisch, heißt es darin.
Und weiter: „Eine Flüchtlingsunterkunft zwischen Kita und Grundschule zu legen, wobei der Schulhof nicht abzugrenzen ist, nicht zu wissen „wer“ einzieht, zudem die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation, macht so ziemlich allen Eltern Angst.“ Die Eltern fordern, die Standortwahl noch einmal zu überdenken und für eine klare Kommunikation in ihre Richtung zu sorgen. Die Turnhallen der ALS könnten für die Unterbringung der Flüchtlinge keine Lösung sein, so die Eltern.
Auch in den sozialen Medien mehrten sich schnell die kritischen Stimmen. Derweil verweist die Stadt auf die Alternativlosigkeit ihrer Entscheidung: „Die Bezirksregierung hat erklärt, dass inzwischen täglich 500 und mehr geflüchtete Menschen nach NRW kommen. Wir haben leider keine andere Wahl, als erneut eine Turnhalle als Unterkunft vorzuhalten. Es gibt keine andere Möglichkeit“, sagt Sozialdezernent Marko Sucic und bittet Eltern und Vereine um Verständnis. Die KHG-Gymnastikhalle werde darüber hinaus ebenfalls als Notunterkunft bereitgehalten. Die Verwaltung hat in einem Elternbrief noch einmal über die Situation aufgeklärt.
Darüber hinaus soll es am 18. Oktober einen Infoabend für Schule und den nahegelegenen Kindergarten an der Spessartstraße geben.
„Ich kann die Sorgen und Bedenken der Eltern verstehen“, betont Bürgermeisterin Sandra Pietschmann und erklärt: „Es werden maximal 50 Menschen in die Sporthalle einziehen.“ Außerdem habe die Verwaltung darum gebeten, dass der Stadt Familien zugewiesen werden, jedoch könne man eben nur darum bitten.
Die Beeinträchtigungen für den Schulbetrieb sollen so gering wie möglich ausfallen. Einen Einfluss auf die OGATA-Plätze gebe es nicht. Vielleicht müsse sich der Sportunterricht etwas verschlanken. „Das halten wir für vertretbar“, so die Bürgermeisterin. Für die Unterbringung werde die rechte Sporthalle benutzt, eine Abgrenzung zum Schulhof werde es geben. Auch dies war eine Sorge der Eltern. Die Verwaltung sagt, sie sei auf der Suche nach anderen Möglichkeiten. Die Turnhalle der ALS sei aber die Räumlichkeit, die gerade am schnellsten zur Verfügung stehe.
Zu dem Thema Flüchtlinge in der ALS hat sich auch die Politik geäußert. CDU, Grüne und SPD rufen in einer gemeinsamen Pressemitteilung zu einer Versachlichung der Diskussion auf. „Wir nehmen die geäußerten Bedenken ernst“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Gleichzeitig sprechen wir uns gegen jede Form der Hetzte und Stigmatisierung aus. Sowohl gegenüber den geflüchteten Menschen, als auch gegenüber der Verwaltung. Dass inzwischen schon anonyme Drohungen gegenüber der Verwaltung ausgesprochen wurden, verurteilen wir in aller Deutlichkeit.“
Die Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen könne nach Ansicht von CDU, Grünen und SPD nur eine temporäre Lösung sein. Von der Verwaltung erwarte man nun die Vorstellung entsprechender Optionen unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Flächen. Man sei überzeugt, dass es eine ausgewogene Lösung geben könne, welche sowohl die Bedürfnisse der geflüchteten Menschen als auch die berechtigten Interessen der Gesellschaft berücksichtige.
Von besonderer Wichtigkeit sei es, populistischen Kräften, die versuchen, Kapital aus der entstandenen Verunsicherung zu schlagen, nicht das Feld zu überlassen. Das sieht auch Bürgermeisterin Sandra Pietschmann so. Sie ruft dazu auf, zusammen zu stehen: „Ich bin überzeugt, das Mettmann stark genug ist, auch diese weitere Aufnahme von Flüchtlingen gut zu bewältigen.“ Eine große Hilfe könne es sein, wenn leerstehender Wohnraum für Geflüchtete auch von Privatleuten zur Verfügung gestellt würde.