Nach den ersten Lockerungen „Wir sind voller Energie“

Mettmann · Das Leben ist zurückgekehrt in die Mettmanner Innenstadt. Darüber freuen sich die Kaufleute, Dienstleister und Gastronomen natürlich ganz besonders.

Silvio Miglietta betreibt das Café Dal Pastore, einen beliebten Treffpunkt in der Mettmanner City. Michael Hoffstaedter führt das Geschäft Mode Hoffstaedter gleich nebenan.

Foto: D. Herrmann

Die Sonne lacht, die Inzidenz sinkt, die Laune steigt – das lässt sich auch in der Mettmanner Innenstadt gut beobachten. Zum Beispiel im zentral gelegenen Café Dal Pastore, das am Mittwoch seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. Gegen Mittag brummt das Geschäft, im Außenbereich sitzen die Menschen in der Sonne und genießen ihren Latte Macchiato. Drinnen hat Inhaber Silvio Miglietta alle Hände voll zu tun, aber nichts läge ihm ferner, als sich darüber zu beklagen. „Wir waren schon Tage vorher ausgebucht“, sagt er, „die Stadt ist voll. Es ist fantastisch.“ In der Hektik fällt ein Glas auf der Theke um und zerspringt – stört ihn nicht weiter. „Das passiert, wenn man arbeitet“, sagt er mit einem breiten Lächeln und sammelt Scherben ein, die ja bekanntlich Glück bringen, „wir haben uns lange genug ausgeruht, jetzt sind wir voller Energie.“

Optimismus und Erleichterung sind auch die bestimmenden Gefühle bei Michael Hoffstaedter, Inhaber des nahegelegenen Geschäfts für Damenmode. „Im Augenblick läuft es super“, sagt er, „die Kunden freuen sich, dass sie ohne Test und ohne Termin einkaufen gehen können. Bummeln und sich im Geschäft umsehen, auch mal spontan – das kommt jetzt wieder.“ Nach zehrenden Monaten des Lockdowns und dem damit verbundenen Stillstand, ist die Lust auf all das, was das Leben vor der Krise ausgemacht hat, enorm. „Das Gefühl wieder frei zu sein“, sagt Michael Hoffstaedter, „das spürt man hier im Moment.“ Das Leben ist zurückgekehrt, Menschen flanieren durch die Fußgängerzone, plaudern, shoppen, essen ein Eis oder setzen sich ins Cafè. „Das gehört halt alles irgendwo zusammen“, findet Michael Hoffstaedter, „man profitiert voneinander. Alleine geht es nicht.“ Ein halbes Jahr hatte er nicht viel zu tun. Es ging für ihn eigentlich nur darum, die Ware irgendwie los zu werden. „Verdient habe ich daran nichts. Das kann ich auch nicht wieder aufholen. Für mich ist das jetzt ein Neustart, und ich bin froh, dass es weitergeht.“ Bei aller Euphorie will er aber auch weiterhin vorsichtig bleiben, lässt nur vier Kunden ins Geschäft, statt der erlaubten sechs.

Michael Hoffstaedter, Geschäftsinhaber in Mettmann.

Foto: D. Herrmann

Auch Bernd Wychlacz, Inhaber des Reisebüros art reisen, hat die Krise stark gebeutelt, Tourismus fand praktisch nicht statt. Jetzt erlebt man ihn voller Hoffnung. „Es läuft derzeit absolut fantastisch“, freut er sich, „die Leute rennen mir gerade wirklich das Reisebüro ein.“ Offenbar hat sich eine Menge Fernweh aufgestaut in den vergangenen Monaten. ’Jetzt aber raus’ lautet deshalb wohl bei vielen Menschen die Devise. „Es gibt nun wieder mehr Sicherheit“, sagt Bernd Wychlacz, „der Tourismus öffnet sich immer weiter.“ Freilich liegt der Fokus in diesen Tagen nicht auf Fernreisen. Angesagt seien Ziele Griechenland, Spanien und die Türkei, gebucht werde verhältnismäßig kurzfristig, erzählt Bernd Wychlacz. Er empfiehlt Pauschalbuchungen, weil man dann auch vor Ort noch einen Ansprechpartner habe. Sein Umsatz hat wieder angezogen, übertrifft sogar den anderer Jahre im Frühsommer. „Es kommt jetzt wieder Bewegung rein, endlich.“ So viel Bewegung, dass Bernd Wychlacz derzeit auf der Suche nach einer 450-Euro Kraft ist, weil er Unterstützung in seinem Reisebüro benötigt.

Andreas Kortenhaus ist Uhrmacher-Meister und Inhaber des Juweliers Kortenhaus. Bernd Wychlacz betreibt das Reisebüro art reisen.

Foto: D. Herrmann

Einige Einzelhändler können die neuen Freiheiten noch gar nicht ganz fassen. Uhrmacher-Meister Andreas Kortenhaus, Inhaber des gleichnamigen Juwelier-Geschäfts, sagt: „Ich habe nicht erwartet, dass es sich so schnell normalisieren würde.“ Er hat jetzt wieder mehr zu tun, die Leute kommen ins Geschäft, das übrigens nie ganz geschlossen hatte – der Servicebetrieb lief die ganze Zeit weiter. Zur Volllast ist der Betrieb noch nicht zurück gekehrt, auch befindet sich ein kleiner Teil der Mitarbeiter noch in Kurzarbeit. Aber Andreas Kortenhaus ist guter Dinge. „Wir haben neue Ware bestellt, es herrscht Aufbruchstimmung.“

(dir)