"Wir machen alles möglich, was möglich ist"

Mettmann · Die Stadtverwaltung hatte eingeladen, um über die aktuelle Flüchtlingssituation zu berichten. Baudezernent Kurt-Werner Geschorec, Marion Buschmann vom Amt für Bildung, Jugend und Soziales und Anja Karp von der Sozialagentur standen Rede und Antwort.

Sind vor große Probleme gestellt, tun aber ihr Möglichstes: Anja Karp, Kurt-Werner Geschorec und Marion Buschmann.

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Die Anzahl der Bewohner in den Flüchtlingsunterkünften beläuft sich im Juli 2015 auf 337 Personen, die adäquat untergebracht werden müssen. Ein Problem, das sich momentan für die Stadt Mettmann stellt, sind die fehlenden eigenen Räumlichkeiten. "Die Stadt hat kaum eigene Immobilien im Bestand, wir sind jedoch in Gesprächen mit Immobilienbesitzern, um neuen Wohnraum anzumieten", sagte Kurt-Werner Geschorec, der betonte, dass die Stadtverwaltung bereits acht Wohnungen in Mettmann angemietet hätte und einen Vollzug neuer angemieteter Wohnhäuser für die nächsten Wochen in Aussicht stellte. "Sie müssen allerdings Verständnis dafür haben, dass wir nichts näheres zu den Objekten sagen können."

Marion Buschmann betonte, dass sich die Anzahl der nach Mettmann kommenden Flüchtlinge im vergangenen halben Jahr um 50 Prozent gesteigert hätte. "Die Entwicklung ist jedoch nicht nur in Mettmann so angespannt, andere Kommunen stehen vor einer ähnlichen Situation. Diese Menge war für uns nicht absehbar. In ganz Deutschland sind im ersten halben Jahr so viele Flüchtlinge angekommen wie im gesamten Jahr 2014. Wer damit gerechnet hat, hat seherische Fähigkeiten."

Die Diskussion über die Unterbringung der Flüchtlinge in der Turnhalle des Konrad-Heresbach-Gymnasiums versteht Kurt-Werner Geschorec nicht. "Es war nie die Rede davon, die Halle halb für die Unterbringung zu nutzen, und halb für den Schul- und Breitensport. Wir werden die Halle zeitlich begrenzt als Unterbringung nutzen und hoffen, dass sie spätestens zu den Herbstferien wieder für den Sport nutzbar ist." So gehe die Lösung hauptsächlich zu Lasten der Schüler und Breitensportler. Marion Buschmann betont jedoch, dass Gespräche mit der Schulleitung und Mettmann Sport sehr positiv gewesen wären. "Da gibt es eine Willkommenskultur, die einfach toll ist. Das Verständnis für die Situation überwiegt."

Die Nachricht hatte für Empörung gesorgt wie so vieles in der aufgeheizten Diskussion. "Etwas weniger Emotionen wären manchmal begrüßenswert", sagten Geschorec und Buschmann unisono. "Wir nehmen die Kritik natürlich wahr", sagte Geschorec in Hinblick auf den Verein "Mettmann gegen Rechts", wünscht sich jedoch mehr "konstruktive Vorschläge". "Wir machen alles möglich, was möglich ist." Überhaupt sei die Unterbringung in Turnhallen nur zeitlich begrenzt angedacht. Geschorec: "Natürlich ist das keine schöne Angelegenheit, doch es ist immer noch besser, als die Menschen in Zelten oder ähnlichem unterzubringen, wie es in anderen Kommunen bereits geschehen ist." Durch Zwischenwände und neue Bodenbeläge würde die Halle wohnbar gemacht. Familien wären für eine zeitlich begrenzte Unterbringung in einer Sporthalle nicht vorgesehen. So würden vorwiegend allein stehende junge Männer dort untergebracht. "Wir können nur reagieren, schließlich erfahren wir erst von Woche zu Woche, wieviele weitere Menschen nach Mettmann kommen", sagte Marion Buschmann.

Eine dezentrale Unterbringung ist für die Stadtverwaltung problematisch, da eine Betreuung der Flüchtlinge, von denen viele der deutschen Sprache nicht mächtig sind, so nicht zu gewährleisten sei. Momentan kümmerten sich vorwiegend Mitarbeiter der Caritas und Ehrenamtler um diese Menschen. "Viele der Flüchtlinge können kein Wort Deutsch, so dass wir sie nicht sich allein überlassen können", sagte Anja Karp, die betonte, dass sich die Flüchtlinge auch untereinander helfen würden. "Die schon länger da sind, helfen den Neuankömmlingen." Die Schulpflicht der Kinder würde ebenfalls zu "95 Prozent" gewährleistet. "Das sind Zahlen wie bei deutschen Kindern."

Kurt-Werner Geschorec kündigte an, in den nächsten Wochen eine vernünftige Lösung für die zukünftige Unterbringung der Flüchtlinge zu präsentieren, die Gespräche mit Immobilienbesitzern liefen bereits.

Der Worst Case für die Stadt wäre eine Errichtung neuer Gebäude für die Unterbringung. Wenn sich die Entwicklung jedoch weiter verschärfe, könnte dies nicht mehr ausgeschlossen werden. Kurt-Werner Geschorec: "Die Fraktionen im Rat sind sich jedoch alle einig, zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen, um die Menschen menschenwürdig unterzubringen."