Wie ihre Krimis erwachsen wurden
Mettmann · Mehr als 60 Bücher von Nortrud Boge-Erli wurden im Laufe der Jahre veröffentlicht. In diesem Jahr erschien ihr neues Werk 'Morgengrauen am Kanal‘.
Nortrud Boge-Erli ist als erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt. Seit fast einem halben Jahrhundert werden ihre Bücher veröffentlich. In diesem Jahr ist der erste Krimi der Mettmannerin 'erwachsen geworden‘. Aus den Jugendbüchern der vergangenen Jahre hat sie sich 'langsam ausgeschlichen‘ und die Anzahl der jugendlichen Protagonisten nach und nach reduziert. Bereits in 'Die Fremde im Steinbruch‘, auch als der Gruiten-Krimi bekannt, gab es nur noch eine jugendliche Protagonistin. "Der Wechsel vom Jugendbuch hin zu Romanen oder Krimis für Erwachsene fällt nicht leicht. Wenn man als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt ist, haben die Verlage Erwartungen", erklärt die Autorin, die einst als Grundschullehrin mit dem Schreiben begann. Wenn es nach Oberstudienrat Josef Erli, Nortruds Vater, gegangen wäre, hätte sie wohl nicht studiert. "Die Nortrud sieht gut aus und wird einen guten Mann finden und Kinder bekommen", pflegte er zu sagen und entsprach damit dem damaligen Zeitgeist. Aber Nortrud setzte sich durch und studierte Pädagogik, Germanistik und Kunstgeschichte.
Nach einigen Semestern startete sie als Grundschullehrerin in den Beruf, aber bereits ein Jahr später zog es sie wieder an die Uni. "Und dann geschah das, was mein Vater vorausgesehen hat", lacht Nortrud Boge-Erli und erzählt, wie sie den Theologiestudenten Dieter Boge kennenlernte, heiratete und Kinder bekam. Während er noch studierte, sicherte sie mit ihrer Tätigkeit als Lehrerin das Familieneinkommen. Die erste Pfarrstelle des Theologen führte die beiden dann von Baden-Württemberg nach Duisburg. Als Gattin eines evangelischen Pfarrers engagierte Nortrud sich ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit. Mit Dieter Boge bekam sie fünf Kinder. Die beiden ältesten verlor sie durch einen tragischen Unglücksfall. Der zu dieser Zeit jüngste Sohn Chris überlebte und hat heute zwei jüngere Geschwister.
Nach dreißig Jahren als Pfarrersgattin kam die Scheidung. Spät traf die 1943 in Ungarn geborene und in Baden-Württemberg aufgewachsene Autorin dann den Mann ihrer Träume. Die beiden verbrachten intensive Jahre miteinander, reisten viel, bevor sie ihn vor drei Jahren viel zu früh verlor. Auf ihren Reisen recherchierte Nortrud für ihre Bücher und schrieb zum Teil sogar unterwegs. Aus dieser Zeit stammt auch die Idee zu 'Morgengrauen am Kanal‘, dem ersten Krimi für Erwachsene. Das Cover schmückt ein Foto, das der Mann, mit dem sie so viel verband, auf einer der vielen gemeinsamen Reisen aufnahm. Die Erinnerung an ihn bleibt wach und die Verbindung zu seinen beiden Töchtern, für die sie Ersatzmutter sein durfte und es auch heute noch ist.
Die meisten von Nortruds Büchern sind durch reale Ereignisse inspiriert. Sie setzt sich mit sozialkritischen Themen auseinander und hat in ihren frühen Werken auch viele lebensphilosophische, religiöse und emanzipatorische Fragen aufgegriffen. Als Pädagogin hat sie selbst einen hohen Anspruch an die Inhalte ihrer Kinder- und Jugendbücher, die gern als Klassenlektüre in den Fächern Deutsch und Ethik eingesetzt werden. Ihre Autorenlesungen hält sie nicht nur in öffentlichen Bibliotheken, sondern auch in Schulen ab. Inzwischen begleitet sie dabei oft ihr heute ältester Sohn Chris, der Mitautor einiger neuerer Werke ist.
Auch ihre Tochter hat vor mehr als 15 Jahren, damals selbst erst 14 Jahre, mit ihr gemeinsam an einem Jugendbuch gearbeitet. Nortrud Boge-Erli besitzt ein vielseitiges Talent zum Schreiben. Auch das Thema Fantasy hat sie schon besetzt. Während ihre Kinder und Enkelkinder sie hoffentlich auch künftig zu Geschichten für Kinder und Jugendliche inspirieren, dürfen wir Erwachsenen uns jetzt erst einmal an dem in diesem Jahr erschienen Krimi erfreuen, den sie für uns geschrieben hat und dem hoffentlich noch weitere folgen werden.