Leonie, du bist über das Olympic Adventure Camp zum Rudersport gekommen. Erzähl mal bitte…
Olympia 2021 „Ich hätte das niemals gedacht“
Mettmann · Leonie Menzel erblickte im Jahr 1999 in Mettmann das Licht der Welt. Nun geht die Ruderin für das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Tokio an den Start.
Eigentlich hatte ich damals gar keine Lust, da hin zu gehen. Aber eine Freundin wollte auch hin und so sind wir damals zusammen mit meinen Eltern hingefahren. Dort hatte dann der Ruderclub Germania einen Stand mit zwei Ruder-Ergometern aufgebaut. Das habe ich ausprobiert und ich hatte direkt sehr viel Spaß daran. Ich bin dann an dem Tag noch mehrfach zu dem Stand gelaufen, die haben mich damals bestimmt für verrückt gehalten. Aber dann haben sie mich zum Probetraining eingeladen und so bin ich zum Rudern gekommen.
Wir übertreiben nicht, wenn wir sagen: Die Qualifikation für die Spiele in Tokio ist Dein bisher größter sportlicher Erfolg?
Nein. Hätte mich vor zwei Jahren jemand gefragt, ob ich mich bei den Spielen in Tokio sehe, hätte ich das niemals gedacht. Ich hätte eher mit Paris 2024 gerechnet. Von daher könnte ich nicht glücklicher sein.
Du fährst im Doppel-Zweier. Da ist man ja auch auf die Partnerin angewiesen. Wie lange dauert es bis man sagen kann: „Das ist ein harmonisches Boot“?
Das kommt echt drauf an. Jeder hat so seinen eigenen Ruderstil. Es kann sein, dass man sich ins Boot setzt und es funktioniert super zusammen. Dann braucht man nur ein paar Einheiten und kann dann schon auf hohem Niveau agieren. Und manchmal braucht man ein paar Wochen Training, um gut miteinander rudern zu können.
Wie war es mit Annekatrin Thiele, Deiner Partnerin im Boot?
Wir hatten am Anfang schon ein paar Schwierigkeiten. Sie ist ja schon länger dabei und hat das Rudern anders gelernt als ich. Da gab es ein paar Probleme, zusammen zu finden. Für uns war es gut, dass die Spiele um ein Jahr verschoben wurden. Denn jetzt haben wir uns gut arrangiert.
Annekatrin Thiele fährt schon zu ihren vierten Spielen. Was hat sie Dir so erzählt?
Vieles von dem, was sie erzählt hat, wird ja leider unter Corona-Bedingungen wegfallen. Aber ich freue mich trotzdem und will das alles so gut wie möglich genießen.
Beschäftigt ihr euch denn mit den Diskussionen rund um die Spiele?
Nicht wirklich. Man bekommt immer gesagt, wie die Regelungen vor Ort gerade sind. Wenn man das hört, ist man erstmal etwas enttäuscht. Aber es ist nicht zu ändern und wir nehmen es so, wie es kommt.
Bekommt man es auf dem Wasser bei einem Rennen eigentlich mit, ob Zuschauer dabei sind?
Man merkt es schon, aber das hat nicht so einen großen Einfluss wie etwa bei den Leichtathleten. Aber es fehlt schon etwas. Ich bin zwar erst bei einer WM gefahren, wo Zuschauer zugelassen waren und auch etwas los war. Und es ist einfach cooler, wenn man dann angefeuert wird. Bei den Spielen in London 2012 wurde mir erzählt, dass schon auf der Hälfte der Strecke Tribünen standen und eine super Stimmung war. Das will ich auch mal erleben.
Ist eine Medaille realistisch? Oder kommen die Spiele dafür zu früh?
Die Konkurrenz ist sehr stark und wenn man realistisch bleibt muss man sagen, dass die Medaille schon relativ weit weg ist. Unser Ziel ist, ein gutes Rennen zu fahren und ins A-Finale zu kommen.
Das Interview führte Oliver Bendt
Leonie Menzel
19. 5. 1999
Germania Düsseldorf
Studentin der Biologie
Europameisterin 2019
3. Platz WM 2019
5. Platz EM 2020
U23 Vize-WM 2018
U19 Vize-WM 2017
Start ihres Wettbewerbs in Tokio: 23. Juli, 4 Uhr (MEZ) Vorlauf