„Völlig inakzeptabler Vergleich“

Mettmann · Der Verein "Mettmann gegen Rechts" kritisiert die "misslungene Gedenkpolitik Deutschlands". Michaela Noll und Bernd Günther wehren sich dagegen.

Michaela Noll und Klaus Sänger, der Vorsitzende des Bürgervereins Metzkausen, sowie Feuerwehrleute und Soldaten stehen am 19. November am Denkmal Wilhelmshöhe in Metzkausen. Die Helme der Soldaten werden von André Bär mit der SS verglichen.

Foto: CDU

In einer als "Leserbrief" bezeichneten Mitteilung geht der Vorsitzende des Mettmanner Vereins, André Bär, scharf mit der Art, wie in Deutschland im Allgemeinen und in Mettmann im Speziellen der Volkstrauertag begangen werde, ins Gericht. Namentlich werden Bürgermeister Bernd Günther und die Bundestagsabgeordnete Michaela Noll genannt. "Heutzutage wird am Volkstrauertag ausdrücklich der Toten beider Weltkriege und den Opfern der Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht", schreibt Bär und verschärft seine Kritik im Verlauf der Stellungnahme noch: "So wurde auch am 16. November 2014 der Volkstrauertag in Mettmann begangen. Eine Gedenkveranstaltung am Kriegsdenkmal auf der Wilhelmshöhe mit der Bundestagsabgeordneten Michaela Noll. Umrahmt wurde die Veranstaltung von uniformierten Personen, die SS-Soldaten mit Stahlhelmen gleichsahen."

Michaela Noll findet den Vergleich "völlig inakzeptabel": "Bei den 'uniformierten Personen' handelt es sich um Reservisten der Bundeswehr im Großen Dienstanzug. Dieser wird zu ganz besonderen Anlässen getragen." Noll steht dazu, wie der Gedenktag begangen werde. "Am Volkstrauertag gilt unsere Solidarität auch den Hinterbliebenen, die durch Krieg und Unrecht einen Angehörigen verloren haben. Als Mitglied im Verteidigungsausschuss und Vorsitzende der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung war es mir wichtig, an diese Familien, an die Mütter, Väter, Kinder, Geschwister und Großeltern zu erinnern, denen der Krieg einen geliebten Menschen entrissen und der unaussprechliches Leid über sie gebracht hat. Ein Leid, das 'zeitlos' ist." Noll spannt den Bogen in die heutige Zeit: "Dieses Leid ist nach jahrzehntelangem Frieden auch in Deutschland wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Denn durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben auch wir wieder Verwundete und Gefallene zu beklagen."

Auch Bürgermeister Bernd Günther wird vom Mettmanner Verein genannt: "Eine städtische Gedenkveranstaltung fand auf dem Friedhof in der Goethestraße statt. Dort hielt Bürgermeister Bernd Günther eine Rede zum Volkstrauertag, in der er Krieg und Gewaltherrschaft völlig zurecht kritisierte und sich für Frieden auf der Welt aussprach." Bär kritisiert, dass alle Toten unter einen Hut gebracht würden und fragt: "Sind die ums Leben gekommenen deutschen Soldaten wirklich auch Opfer?" Kurz darauf schreibt er: "Gedenken wir deutschen Soldaten, die sich an der Mordmaschinerie der Nazis beteiligten?" Bernd Günther Michaela Noll wehrt sich auch gegen diese Aussagen. "Die Bundeswehr sieht sich in der Tradition jener Männer und Frauen im Widerstand gegen Adolf Hitler und das NS-Unrechtsregime und ist auch ein Ergebnis der Lehren, die die Gründerväter aus begangenen Unrecht und Verstößen gegen die Menschenwürde und aus den Kriegs- und Nachkriegserfahrungen gezogen haben."

Bürgermeister Bernd Günther: "Der Volkstrauertag hat seine uneingeschränkte Berechtigung, denn er mahnt die heutige Generation zum Frieden. Und dies muss auch in Zukunft so bleiben."

Michaela Noll schließt mit den Worten ab: "In einem hat Herr Bär allerdings Recht: Krieg und Terror sind keine Lösung. Wir müssen ihm entgegentreten und uns stets für eine friedliche Lösung einsetzen."

(Schaufenster Mettmann / Felix Förster)