Podiumsdiskussion am HHG Sollte mehr praktisches Wissen fürs Leben auf den Lehrplan?

Mettmann · Politiker aus sieben Parteien stellten sich den Fragen der Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums.

V.l.n.r.: Michaele Gincel-Reinhardt (Die Linke), Manfred Krick (SPD), Ina Bechl-Krastl (Die Grünen), Christian Untrieser (CDU), Dirk Wedel (FDP), Herbert Strotebeck (AfD), Inge Niewerth (Piraten).

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Die Fragen behandelten Schulthemen, Finanzierung des Studiums, die Unterbringung von Flüchtlingen und die Frauenquote. Wieviel praktisches Wissen fürs Leben sollte vermittelt werden, welche Pflichtfächer sollten im Lehrplan stehen? "Wenn ich in der Schule das Grundwissen zur Steuererklärung gelernt hätte, hätte mir das während des Studiums geholfen", erinnert sich die Grünen-Politikerin Ina Bechl-Krastl. Inge Niewerth von den Piraten und spricht sich dafür aus, mehr Mitbestimmung zu lehren und Informatik zum Pflichtfach zu machen, um die Schüler von heute auf die digitalisierte Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Christian Untrieser hält die Vermittlung von Medienkompetenz für wichtig. "Die Schulen wären überfordert, wenn sie 'Verträge erklären sollten'" drück Dirk Wedel von der FDP seine Befürchtungen zu praxisnahmen Unterricht aus. Manfred Krick plädiert zur Vermittlung für Projektwochen und fächerübergreifende Behandlung. Michaele Gincel-Reinhardt denkt, dass für Praxisthemen nach dem Studium noch genug Zeit ist. Auf den Hinweis einer Schülerin, dass viele Schüler Angst vorm praktischen Lebensalltag haben, antwortet sie: "Dafür könnte man freiwillige AG's einrichten. Ich würde das nicht in den Unterricht packen wollen."

Zum Thema G8 und G9 gingen die Meinungen der anwesenden Politiker nicht sehr weit auseinander. G9 solle möglich sein. Die einen wollen ganz zurück zu G9, die anderen begrüßen eine Wahlmöglichkeit der Schulen oder der Schülern zwischen G8 und G9. Herbert Strotebeck von der AfD denkt, G8 sei vor allem etwas für Hochbegabte und die hätten schon früher ein Jahr überspringen können. AfD und FDP bemängeln darüber hinaus das Kooperationsverbot von Bund und Ländern. Linke und Piraten würden längeres gemeinsames Lernen begrüßen. Christian Untrieser von der CDU hält eine gemeinsame Schule für alle für das falsche Modell. Einige sind sich alle, dass nach der Wahl schnell Entscheidungen fallen müssen, um den Schulfrieden wieder herzustellen. Unterschiedliche Meinungen gab es zur Studienfinanzierung. Gincel-Reinhardt sieht die Lösung in höherem Bafög und niedrigen Mieten. Die FDP schließt Studiengebühren nicht aus, CDU und Grüne sind gegen die Wiedereinführung. Die Piraten sind für ein bedingungsloses Grundeinkommen, das seit 2012 in ihrem Grundsatzprogramm steht und das aus ihrer Sicht auch mehr Bildungsgerechtigkeit schafft.

Mit Blick auf die gerade neben dem HHG entstehende Flüchtlingsunterkunft wollten die Schüler wissen, ob die Politiker hierin eine Gefahr sehen. "Es ist egal, wo man eine Unterkunft baut, 'keiner will sie haben'", äußerte Strotebeck. Krick findet es wichtig, dass niemand mehr in Turnhallen schlafen muss. Wedel erinnert Stotebeck daran, dass gerade die AfD mächtig Stimmung gegen die Unterkunft am HHG gemacht habe. Bechl-Krastl begrüßt die Unterkunft am HHG, weil Integration in der Mitte der Gesellschaft stattfindet. Untrieser sieht die Grenze der Leistungsfähigkeit in Deutschland erreicht und spricht sich dafür aus, dass Menschen dahin zurückgeführt werden, wo kein Krieg ist. Niewerth erinnert daran, dass Fluchtursachen bekämpft werden müssten und sieht in der Unterkunft neben der Schule eine gute Chance für die Schüler die Menschen kennenzulernen und helfen zu können.

Die Frauenquote wird von SPD und den Grünen verteidigt. Die SPD führte einst das Wahlrecht für Frauen ein und die Grünen praktizieren die Frauenquote in der Partei. Die FDP möchte sich nicht in private Lebensentwürfe einmischen. Untrieser glaubt, dass die Ungleichbehandlung sich von selbst überholt, weil viel mehr Frauen gute Abschlüsse erreichen. Die Linke ist für eine Reduzierung der Arbeitszeit und eine gleichmäßige Verteilung von sogenannten Carezeiten auf beide Geschlechter. Die AfD lehnt eine Frauenquote grundsätzlich ab. "Es ist immer noch so, dass die Frauen die Kinder kriegen", führt Strotebeck an. Gehälter würden schließlich nach Tarifen gezahlt. Niewirth wirft schmunzelnd ein, das es bei den Piraten keine Frauenquote gibt, weil ein Frauenmangel vorherrscht. Sie plädiert vor allem für gleiche Bezahlung und mehr Home-Office Arbeitsplätze.

(Schaufenster Mettmann/RG)