Neue Abstimmung im Rat kommt im Sommer Ratssitzung am Dienstag bringt keine Entscheidung in Sachen Logo
Mettmann · Dass das neue Stadtlogo durchaus Diskussionspotential besitzen würde, dessen war sich Bürgermeister Thomas Dinkelmann sicher. So wirklich geplant war es daher nicht, das Logo bereits vor der gestrigen Ratssitzung veröffentlicht zu sehen.
In den sozialen Medien sprachen sich zahlreiche Bürger gegen die Neuerung aus, die aus einem blau-grün verlaufenden "M" (Mettmann) sowie einem integrierten "n" (Neandertal) besteht.
Den Vorwurf, dass die Öffentlichkeit an der Logofindung völlig außen vor gelassen wurde, wie es von zahlreichen Bürgern angemahnt wurde, wiesen die Sozialdemokraten aber vehement zurück. "Jede Fraktion war eingeladen, sich an der Juryarbeit zu beteiligen", so Andrea Rottmann (SPD) in der gestrigen Ratssitung. Um den Ratsmitgliedern nochmals den Prozess der Logofindung zu erläutern, hatte die Verwaltung zwei Marketingfachleute eingeladen. Prof. Dr. Bernd Radtke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, der in der Jury für das neue Logo saß, pries das neue Signet in höchsten Tönen. "Wir haben zehn Kriterien entwickelt, die im neuen Logo zum Tragen kommen sollten. Von vier Agenturen, darunter drei lokale Unternehmen, haben wir insgesamt neun Vorschläge erhalten und uns einstimmig für das neue Logo der Agentur 361° entschieden. Dass eine solche Entscheidung immer mit Widerstand verbunden ist, ist normal. Eine solche Reaktion ist allerdings besser als gar keine Resonanz."
Auch der involvierte Marketingexperte Prof. Dr. Bernd Günther verteidigt die Überarbeitung des über 40 Jahre alten Stadtlogos und gab zu bedenken, dass bereits im Oktober der Anstoß für ein neues Stadtlogo geliefert wurde. "Jeder Bürger hätte sich also mit einem Entwurf beteiligen können." Dass das aktuelle Stadtlogo mit den beiden Kirchtürmen für ihn nicht mehr zeitgemäß sei, machte Günther gestern noch einmal klar. "Kirchtürme passen nicht mehr in ein Stadtlogo, sie gehören in ein Stadtwappen. Das darf man nicht miteinander vermischen." Dass Städte wie Speyer oder Köln Kirchtürme in ihren Logos integriert haben, kann der Fachmann nachvollziehen. "Köln zeichnet sich durch den Dom aus und Speyer hat einfach nichts anderes zu bieten. Wir haben aber das nahe gelegene Neandertal, von dem höchstens noch Erkrath profitieren könnte. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal." Die Kosten sind für ihn nicht zu hoch. "Bielefeld hat erst kürzlich 60.000 Euro für ein neues Logo ausgegeben, Kölns Logo schlug mit 40.000 Euro zu Buche. Da liegen wir mit den 10.000 Euro deutlich niedriger."
Bündnis 90/Die Grünen lobten das neue Logo. "Wir finden das neue Logo gelungen und werden dafür stimmen", versprach Nils Lessing. Scherzhaft gab er zu bedenken, dass sich eine Sonnenblume ebenfalls als Ergänzung gut "machen würde". Die FDP könnte sich mit der neuen Variante ebenfalls anfreunden, schlug jedoch einen Kompromiss vor. "Lassen sich die Kirchtürme nicht in das neue, moderne Logo integrieren?", fragte Klaus Müller.
Gegenwind gab es von der CDU-Fraktion, der die hitzigen Diskussionen der Bürger nicht verborgen geblieben sind. "Die Kirchtürme sind für Mettmann identitätsstiftend. Das dürfen wir nicht ignorieren", sagte Dr. Richard Bley. Christian Casper bezeichnete das neue Logo als "wenig markant". "Ein bisschen blau, ein bisschen grün. Das könnte auch auf zig andere Städte zutreffen." Zudem fragte sich Casper, wann es denn endlich die versprochene Bürgerbeteiligung gäbe. "Wenn sich die Öffentlichkeit nicht einmal mehr an einer Logofindung beteiligen darf, woran darf sie sich denn dann überhaupt beteiligen", schoss der Christdemokrat scharf in Richtung Bürgermeister Dinkelmann.
Um den Entscheidungsspielraum zu erweitern, hätten sich die Christdemokraten eine Verschiebung in den nächsten Wirtschaftsförderungsausschuss gewünscht. Da dieser jedoch bereits in vier Wochen tagt, sprachen sich die Ratsmitglieder abschließend für eine Verschiebung in die nächste Ratssitzung im Sommer aus. Entscheidung vertagt...
Im Nachklapp zur gestrigen Sitzung äußerte sich auch Bürgermeister Thomas Dinkelmann heute Morgen im Rathaus. Er zeigte sich enttäuscht. "Gestern kamen verschiedene Auffassungen zu Tage, obwohl die Politik am Findungsprozess beteiligt war, ja Politiker saßen sogar in der Jury." Dass nun die CDU "umgeschwenkt" sei, bedauerte Dinkelmann, der die Entscheidung jedoch akzeptierte. "Wir hatten etwas anderes erhofft und sind natürlich enttäuscht." Dinkelmann betonte noch einmal, dass er das Logo nicht als Thema für eine öffentliche Abstimmung sehe. "Es gilt nun, den Rat umzustimmen, da die CDU komplett ausgestiegen ist." Die Vertagung auf die nächste Ratssitzung biete aber die Möglichkeit, "Überzeugungsarbeit zu leisten".
"Ich bin optimistisch, dass das im Juli klappt." Er verteidigte noch einmal das neue Logo. "Wir machen einen Fehler, wenn wir das Neandertal nicht für uns nutzen. Es kann nur richtig sein, sich stärker zu ihm zu bekennen." Die Bürgerschaft möchte er vom neuen Markenauftritt überzeugen, das wäre der nächste Schritt. "Wir haben in dem Prozess alles richtig gemacht. Zudem werden keine Haushaltsmittel dafür extra beantragt, da wir den Markenwechsel intern lösen können." Von der Kämmerin Veronika Traumann wäre ihm signalisiert worden, dass die Kosten von 10.000 Euro für das neue Logo kein Problem wären. "Das Problem ist vielmehr, den Rat zu überzeugen", so Dinkelmann.