Perspektiven für junge Flüchtlinge
Mettmann · Die AWO bietet jungen Flüchtlingen Chancen, sich für den Beruf zu qualifizieren. Sie sind jung, motiviert und brauchen eine Chance: Die zehn jungen Männer im ersten Projektdurchlauf "Perspektiven für junge Flüchtlinge" bei der AWO in Mettmann.
Jolanta Kaminski weiß, wie schwer es ist in ein Land zu kommen und die Sprache nicht zu verstehen. "Ich habe das selbst erlebt, als ich hier nach Deutschland kam", erzählt sie. Heute hilft sie jungen Flüchtlingen erste, im Alltag anwendbare, Deutschkenntnisse zu erwerben. Sie ist eine der Referentinnen im Projekt für "Unter-25-Jährige". Sie alle haben noch keinen Integrationskurs besuchen können. Das Projekt bietet ihnen neben der Sprachschulung auch Einblick in Berufsfelder.
Als Bildungsträger ist die AWO seit acht Jahren mit überdurchschnittlichen Vermittlungsquoten in Ausbildung und Arbeit erfahren. Aus diesem Grund hat sie sich auch auf eine Ausschreibung der Arbeitsagentur in Düsseldorf beworben und hat den Zuschlag für das Projekt "Perspektiven für junge Flüchtlinge" erhalten.
Start für den ersten Durchlauf war der 1. Juni. 12 Plätze standen zur Verfügung, auf die sich insgesamt 19 junge Flüchtlinge beworben haben. Zwei davon kamen nicht infrage, weil sie älter als 25 Jahre waren. Fünf weiteren musste eine Absage erteilt werden, weil die Plätze belegt waren. Zwei Plätze sind aufgrund beginnender Integrationskurse inzwischen trotzdem wieder freigeworden und es besteht die Chance nachzurücken. Nach dem Blockunterricht zum Erwerb von ersten Deutschkenntnissen in der Bahnstraße, der montags bis freitags sechs Stunden umfasst, folgt ein Praxisteil in den Bereichen Malen und Lackieren, Holztechnik, Metalltechnik oder Kochen und Hauswirtschaft. Dafür kooperiert die AWO unter anderem mit der Behindertenwerkstatt in Velbert.
Im Praxisteil haben die Teilnehmer einmal in der Woche ganztags Unterricht. Die jungen Menschen, die unsere Sprache kaum beherrschen, müssen sich bewegen, das fordert ihnen die Teilnahme ab. Theorie in Mettmann in der Bahnstraße, Praxis eventuell in Velbert mit einem anschließenden Praktikum an noch unklarem Ort im Kreis. Sie nehmen es auf sich. Sie sind motiviert. Ihr Ziel: Die Sprache verstehen und Arbeit finden.
Den Abschluss bildet jeweils ein Praktikum, mit dem Ziel geeignete Praktikanten im jeweiligen Betrieb in eine praktische Ausbildung zu übernehmen. Das sind ambitionierte Ziele, die in der kurzen Projektlaufzeit sicher nicht für jeden erreicht werden können. Zumal die meisten der jungen Männer in ihrer jeweiligen Wohnsituation - manche teilen sich mit vier oder fünf anderen ein Zimmer - keine ruhigen Lernorte vorfinden. In den Unterkünften gibt es in der Regel wenig Raum, den Lehrstoff zu vertiefen oder aufzuarbeiten. In Härtefällen gibt es daher die Möglichkeit, die Laufzeit für einige Teilnehmer um zwei Monate zu verlängern.
Anke Pfeifer, die zweite Referentin im Projekt, greift auf sechs Jahre Erfahrung zurück und weiß: "Wir müssen feststellen, auf welchem Niveau wir die Menschen abholen." Und damit beschreibt sie die Zusammensetzung der Projektteilnehmer. Neben Teilnehmern, die in ihrer Heimat bereits ein Studium begonnen hatten, gibt es Minderjährige, die noch keinen ausreichenden Schulabschluss haben.
Hans- Anton Fliegauf, Aufsichtsratsvorsitzender der AWO, beschreibt das Hauptziel der Maßnahme dann auch mit den Worten "Integration muss gelingen und dabei ist eine Vorqualifikation wichtig." Aktuell kann die AWO drei aufeinander folgende Kurse anbieten. Möglicherweise gibt es eine Verlängerung um ein weiteres Jahr, also drei bis vier zusätzliche Angebote.