Eine Gesamtschule für Mettmann „Mit vollem Herzen dafür“

Mettmann · In seiner Sitzung am vergangenen Dienstag hat der Rat der Stadt Mettmann die Gründung einer Gesamtschule in der Stadt auf den Weg gebracht. Vor der Beschlussfassung gab es eine zweieinhalbstündige, teils scharf geführte, Aussprache.

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Zweimal wurde die Entscheidung über die Gründung einer Gesamt­schule in Mettmann vertagt. Am vergangenen Dienstag war der Rat nun aufgerufen, einen entsprechenden Beschluss zu fassen. Rund zweieinhalb Stunden dauerte die Debatte, in der die Fraktionen noch einmal ihre Standpunkte klar machen und etwaige Bedenken äußern durften. Letztere gab es vor allem auf Seiten der FDP, der Wählergemeinschaft Zur Sache! Mettmann und der AfD. Jan Söffing von den Liberalen scheute auch drastische Formulierungen nicht. „Wir sollten uns nicht zu Totengräbern einer Realschule machen, die gut läuft“, so Söffing, dem daraufhin von CDU-Ratsmitglied Christian Caspar Populismus vorgeworfen wurde. Die FDP hält das Projekt Gesamtschule insbesondere in haushaltspolitischer Hinsicht für nicht tragbar. Die Kosten sind in der Beschlussfassung auf 45,3 Millionen Euro veranschlagt.

Ein Plädoyer für die Gesamt-

schule hielt indes Florian Peters von der SPD. Man habe sich lange und intensiv mit dem Thema befasst und wolle auch Steuererhöhungen mittragen, die durch die hohen Kosten des Projekts notwendig werden könnten. Peters: „Wir stimmen mit vollem Herzen und guten Gewissens für die Gesamtschule.“

Nils Lessing von den Grünen schloss sich dem an und betonte, dies sei „der richtige Schritt für unsere Schullandschaft.“ Marco Sucic, Dezernent für Bildung, Jugend und Soziales, wies auf Anfrage noch einmal darauf hin, dass das positive Ergebnis bei der Elternbefragung zum Thema Gesamtschule ohnehin verbindlich sei, man folglich also die Verpflichtung habe, ein entsprechendes schulisches Angebot bereitzustellen. Jan Söffing von der FDP meldete Zweifel an. Es könne doch nicht sein, dass aufgrund  einer Elternbefragung mit 100 Teilnehmern am Ende 40.000 Mettmanner bluten müssten.

Ein Zankapfel war auch die Frage, wie viele Züge eine Gesamtschule sinnvoller Weise haben müsste. In der Beschlussvorlage war von mindestens vier die Rede. Einige Fraktionen, darunter auch die der Grünen, halten sechs Züge für zwingend notwendig.

Am Ende der Debatte stellte Bürgermeisterin Sandra Pietschmann fest, dass die Diskussion sicherlich noch lange weitergehen werde, womit sie recht haben mag. Gegen acht Uhr wurde abgestimmt. 42 Stimmen für das Projekt, 15 dagegen. Sandra Pietschmann: „Wir haben die Gesamtschule eine Etappe weiter nach vorn gebracht.“

Die Verwaltung wurde beauftragt, jetzt das Verfahren zur Gründung einer Gesamtschule bei der Bezirksregierung zu beantragen. Die Gesamtschule wird zunächst in der ehemaligen Anne-Frank-Hauptschule am Borner Weg errichtet. Für den zukünftigen Standort der Gesamtschule werden räumliche Erweiterungsmaßnahmen am Standort der Carl-Fuhlrott-Realschule notwendig. Die Gesamtkosten für die Gesamt­schule belaufen sich nach aktuellen Kalkulationen auf rund 43,5 Millionen Euro.

Im letzten Schulausschuss Ende Oktober und in der konstituierenden Sitzung des Rates am 3. November hatte die Politik den Beschluss zur Gründung der Gesamtschule vertagt, damit vertiefende Informationen bereitgestellt werden konnten.

In einem weiteren Beschluss – getrennt von dem eigentlichen Errichtungsbeschluss – wurde mehrheitlich festgelegt, dass die Verwaltung nach alternativen Standorten für eine Gesamtschule und nach alternativen, kosten- und zeitsparenden Baumethoden suchen soll. Außerdem sollten die Kosten für das Gesamtprojekt möglichst auf 39 Millionen Euro gesenkt werden.

Nach der positiven verbindlichen Elternbefragung zur Errichtung einer Gesamtschule wird das Gründungsverfahren jetzt unter dem Vorbehalt eingeleitet, dass im Februar des kommenden Jahres mindestens 100 Anmeldungen für die Gesamtschule erfolgen. Sollte diese Zahl nicht erreicht werden, wird es grundsätzlich keine Gesamtschule in Mettmann geben. Werden genügend Schüler für die Gesamtschule angemeldet, sind zum kommenden Schuljahr an der Carl-Fuhlrott-Realschule keine Anmeldungen mehr möglich. Die Schule würde dann voraussichtlich zum Ende des Schuljahres 2025/2026, wenn der letzte Jahrgang 10 die Schule verlassen hat, aufgelöst.

Da im aktuellen Schulentwicklungsplan aufgrund steigender Schülerzahlen in den nächsten Jahren der Bau einer sechszügigen Gesamtschule empfohlen wird, sprach sich die Mehrheit der Ratsfraktionen dafür aus, dass die Gesamtschule mindestens vierzügig wird.

Sollten schon im Gründungsjahr der Gesamtschule deutlich mehr als 100 Schüler angemeldet werden, könnte nach Auskunft von Schuldezernent Marko Sucic auch – vorbehaltlich der Schaffung der räumlichen und schulrechtlichen Rahmenbedingungen – eine fünfte Eingangsklasse gebildet werden. In einer Machbarkeitsstudie soll auch die potenzielle Sechszügigkeit berücksichtigt werden, erläuterte Sucic.

Die Gesamtschule, die zunächst den Namen „Städtische Gesamtschule Mettmann“ tragen soll, wird im gebundenen Ganztagsbetrieb errichtet und als Schule des gemeinsamen Lernens errichtet, in der auch Inklusionsschüler aufgenommen werden.

(dir)