Das Thema „Flüchtlinge“ bewegt
Mettmann · Mit vielen Besuchern hatte die Stadtverwaltung gerechnet. Mit der Menge, die dann den Weg in Stadthalle fand, wohl eher nicht. Für Neuankömmlinge mussten weitere Stühle herangerückt werden.
Rund 300 Menschen lauschten gespannt den Informationen der Verwaltung zur derzeitigen Situation der Flüchtlinge in Mettmann. "479 Flüchtlinge halten sich aktuell in den vier Flüchtlingsunterkünften der Stadt auf. 140 davon sind Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren", berichtet Marko Sucic, Leiter der Sozialabteilung.
Die Unterbringung ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen, auch mit Blick auf die aktuell belegten Turnhallen des KHG's, die die Stadt schnellstmöglich wieder freiziehen möchte. Zum einen, um sie wieder für Sportangebote verfügbar zu machen, zum anderen aber natürlich, weil sie längerfristig, vor allem im Winter, keine menschenwürdige Unterkunft darstellen. Ein neu angemietetes Gebäude, das derzeit mit Sanitäranlagen ausgerüstet wird, soll hier Abhilfe schaffen. Für ein zweites Gebäude steht die Stadt in Verhandlungen.
"Die Stadt kommt nicht umhin zu bauen, ob nun in Leichtbauweise oder herkömmlich, damit langfristig ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht", prognostiziert Thomas Dinkelmann, Mettmanns neuer Bürgermeister.
An diesem Abend wird auch der Unterschied zwischen der Erstaufnahme, die der Kreis Mettmann nach einem Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung in den Turnhallen des Berufskollegs einrichten musste und der städtischen Unterbringung erklärt. Die Verantwortlichkeiten sind hier klar getrennt.
Die einzige direkte Auswirkung der Erstunterbringung des Kreises auf die Stadt Mettmann: Die Zahl der Flüchtlinge in der Erstunterkunft wird auf das Zuweisungskontingent der Stadt angerechnet. Das bedeutet, dass abgesehen von Familienzusammenführungen oder Folgeanträgen, voraussichtlich bis Jahresende keine weiteren Neuzuweisungen an die Stadt erfolgen werden.
Im Publikum sitzen viele freiwillige Helfer und Menschen, die es noch werden möchten. Die Caritas richtet derzeit eine neue Website ein, auf der sich künftig Helfer mit ihrem Zeitkontingent und der Art der möglichen Hilfe eintragen können. Auch die Projekte, für die Hilfe gesucht wird, wird man dort finden.
Wer seine Hilfe in der Erstaufnahme des Kreises anbieten möchte, sollte sich an das Deutsche Rote Kreuz wenden, das die Unterkunft betreut.
Kritiker, die Anspielungen auf Bildung und Hautfarbe machten, mussten vom Publikum und der Verwaltung ein klares Bekenntnis zu Menschenrechten hinnehmen, die nicht nach Hautfarbe, Herkunft, Ausbildung oder Religion unterscheiden.
Einige äußern aber auch einfach nur subtile Ängste, wie die um den Arbeitsplatz oder einfach vor den fremden Menschen aus anderen Kulturkreisen. Auch denen muss man begegnen. Dass die Flüchtlingsunterbringung und -versorgung auch neue Arbeitsplätze schafft, ist vielen nicht bekannt. Hier in Mettmann zuletzt unter anderem beim DRK, das die Erstaufnahme betreut. Fremd ist man sich nur bis zum persönlichen Kennenlernen. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lachen. So empfiehlt Marko Sucic den Anwesenden dann auch "Lächeln Sie doch einmal einem dieser fremden Menschen entgegen und schauen Sie ihm in die Augen."