Kritik am Projekt Lindenpark Anwohner sind sauer
Mettmann · Der Wohnraum in Mettmann ist knapp. "Unsere Wartelisten sind voller Mitglieder, die auf geeignete Wohnungen warten", verrät Christoph Erven, Vorstandsmitglied vom Mettmanner Bauverein vor wenigen Wochen anlässlich eines Interviews.
Um dem entgegen zu wirken, soll an der Georg-Fischer-Straße ein neues Wohngebiet mit rund 120 Zwei- bis Vierraumwohnungen entstehen. Acht Punkthäuser plus ein zusätzlicher Häuserblock zur Mehrzwecknutzung sind derzeit unter dem Arbeitstitel "Lindenpark" geplant.
Die jetzige Bebauung mit sogenannten Siedlungshäusern mit derzeit rund 65 Wohneinheiten muss für das gut 35 Millionen teure Projekt weichen. Für die Anwohner des Areals ist das eine erschreckende Vorstellung. Aus diesem Grund haben sie eine Nachbarschaftsinitiative gegründet, um offen über die Pläne des Bauvereins zu diskutieren sowie Wünsche und Anregungen anzubringen. "Die geplanten Häuser verschandeln die Optik des Viertels", sagt Jens Wendland. Er selbst lebt mit seiner Familie in einer angrenzenden Stadtvilla und spricht für viele der Nachbarn. "Das angeblich aufgelockerte Bauvorhaben fügt sich nicht in die Optik der vorhandenen Objekte ein. Wir haben hier mit den bestehenden Häusern klare Baulinien", sagt Dörthe Stalmann, die damit die umliegenden Altbauten aus dem frühen 20. Jahrhundert meint.
Doch nicht nur die Optik und der Abriss der vorhandenen Siedlungshäuser bereiten den Anwohnern Kopfschmerzen. Auch der grüne Charakter des zentrumsnahen Wohngebietes scheint mit dem Vorhaben zu enden. "39 Bäume sollen gefällt werden, allein 17 fallen unter die Baumschutzsatzung. Ersatz soll teilweise an der Osttangente neu gepflanzt werden. Das ergibt für uns keinen Sinn", sagt Tim Felgner. Zudem könne die Vogelpopulation unter den Maßnahmen leiden. Dass ein vorangegangenes Artenschutzgutachten keinerlei Auswirkungen auf die Baupläne des MBV habe, können die Anwohner nicht nachvollziehen. Dabei könnte nicht nur das Projekt Lindenpark der grünen Lunge schaden. Die Elektrifizierung der Regiobahn, die in den kommenden Monaten ausgebaut werden soll, sieht ebenfalls Baumfällungen vor.
Die konstruktive Kritik richtet sich allerdings nicht nur gegen den Bauverein. Auch Stadtverwaltung und Rat sind explizit von den Nachbarn angesprochen. "Besonders Bürgermeister Thomas Dinkelmann hat sich in seinem Wahlkampf deutlich gegen Neubauten und für den Erhalt von Altbeständen eingesetzt", sagt Tim Felgner, der Dinkelmann selbst aktiv im Wahlkampf unterstützt hat. "Von seiner Seite habe ich bisher noch keinerlei Stellungnahmen vernommen!"
Dabei sind die Anwohner keineswegs grundsätzlich gegen eine Umgestaltung der Georg-Fischer-Straße. "Wir würden uns freuen, wenn das Wohngebiet künftig als Visitenkarte für Mettmann gelten würde. Vielleicht als autofreie Zone, ähnliche Konzepte gibt es bereits in Wohnquartieren anderer Städte", erklärt Felgner. "Somit würden die Baukosten, die aktuell eingeplant sind, sinken. Man benötigt dann keine Tiefgarage." Diese, so befürchten die Nachbarn, könnten bei Hochwasser durch die Flächenversiegelung große Probleme bringen. Kritisch werden auch die hohen Baukosten gesehen, die laut Anwohner auf teure Mietpreise schließen lassen würden. "Wir wissen von Quadratmeterpreisen von 11 bis 13 Euro. Günstiger Wohnraum sieht sicher anders aus."
Mit ihren Ideen möchten sich die Anwohner zeitnah an die Fraktionen wenden. "Es wäre schön, wenn die Anregungen nochmals überdacht würden", so Jens Wendland.
Info: Der Baubauungsplan 143 (Projekt Lindenpark) lag bis zum 8. Juni öffentlich bei der Stadtverwaltung zur Einsicht aus. Die Zusage durch den Rat stellt die nächste Instanz für das Vorhaben dar.