„Was bitte sind Dachratten?“

Mettmann · Mettmanns Stadttauben - ein Thema, das seit Jahren polarisiert. Gitta Burberg und Jochen Klister brechen eine Lanze für die sogenannten "Dachratten".

Gitta Burberg und Jochen Klister vor dem Vogelhäuschen auf ihrem Balkon. Sie können es moralisch-ethisch nicht vertreten, Tauben einfach „verrecken“ zu lassen.

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"Was sollen Dachratten sein? Der Begriff ist einfach völlig daneben", sagt Gitta Burberg. Die Steuerberaterin hat ihr Büro auf der Poststraße. Auf ihrem Balkon haben sie und ihr Mann Jochen Klister ein Vogelhaus aufgestellt. "Das war eigentlich für die Singvögel gedacht", sagt Klister. Nach und nach kamen jedoch ganze Taubenschwärme vom benachbarten Jubiläumsplatz geflogen und suchten sich hier ihr Futter. Eine Entwicklung, die Klister und Burberg Ärger mit den Nachbarn bescherte. "Wir haben eine Unterlassungsklage bekommen", sagt Gitta Burberg. "Doch was sollen wir machen? Ich kann es ethisch nicht vertreten, die Tiere verrecken zu lassen." Doch genau das muss sie jetzt. Denn da das Füttern verboten ist, können sich die Tauben, die laut Jochen Klister meist verwilderte Haustauben sind, kaum selbst ernähren.

"Diese Tiere sind vom Menschen gezüchtet worden, ständig zu brüten und das 12 mal im Jahr", sagt Klister. Durch die zwanghafte Vermehrung verschärfe sich die Futtersituation dermaßen, dass nicht alle Nahrung finden. "Das vom Menschen geschaffene Problem ist nun da", sagt Gitta Burberg, die es für barbarisch hält, scharfe Zacken an Gebäuden anzubringen oder gar Elektroschocker aufzustellen wie es auf dem Jubi geschehen ist. "Zum einen verfangen sich auch Singvögel darin und zum anderen ist es grausam wie sich die Tauben an diesen scharfen Zacken verletzten und dann qualvoll eingehen."

Burberg und Klister vergleichen die Situation mit der von wilden Hunden und Katzen in Südeuropa. "Wir machen doch das Gleiche mit den Tauben", sagt Burberg. Ihr Mann saß schon für die Grünen im Stadtrat und hat sich massiv für den Einsatz von Taubentürmen in Mettmann eingesetzt, in denen das Gelege der Tauben durch Gips- oder Kunststoffeier ersetzt wird. Nur so lasse sich die Population wirklich eindämmen und nicht mit Falken, Antibabypillen oder Gift. "In vielen Städten mit historischen Stadtkernen wie Augsburg, Düsseldorf oder Aachen wird das erfolgreich praktiziert", sagt Klister. In Mettmann hingegen wurde der Vorschlag abgelehnt. "Die Verwaltung lehnt prinzipiell ab, sich überhaupt zu informieren. Da wird das Problem zur Seite geschoben." Gitta Burberg ist mit den Nerven am Ende. "Die Tauben kommen aus Gewohnheit zu uns, weil sie Futter erwarten und wir müssen zusehen, wie sie auf unserem Balkon verhungern."