Flutkatastrophe Mettmanner Lebensretter im Hochwassereinsatz im Rhein-Sieg-Kreis

Mettmann · Im Rahmen der Woche des bürgerschaftlichen Engagements hat Bürgermeisterin Sandra Pietschmann den DLRG-Lebensrettern Robin Hillen und Christian Muche für ihren Hilfseinsatz im Rhein-Sieg-Kreis, in dem viele Ortschaften nach den Juli-Unwettern überflutet worden waren, gedankt.

Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bedankt sich bei den Mettmannern Christian Muche (l.) und Robin Hillen, die für die DLRG im Hilfseinsatz nach der Unwetterkatastrophe Mitte Juli im Rhein-Sieg-Kreis waren.

Foto: Stadt Mettmann

Im Gespräch berichteten die Mitglieder der Mettmanner DLRG-Ortsgruppe der Bürgermeisterin, was sie in ihren Einsatzgebieten erlebt haben. Hillen: „Das werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.“ Die Bilder der Zerstörung haben sich den Rettern regelrecht eingebrannt. Hillen und Muche sind bei der Mettmanner DLRG für das Einsatzgeschehen verantwortlich und haben die Qualifikation zum Katastrophenschutzhelfer und Gruppenführer sowie zum Bootsführer und Strömungsretter.

Als die DLRG am Abend des 14. Juli Vollalarm auslöste, packte Hillen, der zusammen mit Muche zur Katastrophenschutz-Einheit des DLRG-Bezirks Kreis Mettmann gehört, schnell seine Sachen und machte sich auf den Weg zum Sammelpunkt. Muche war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, konnte erst eine Woche später mit in den Einsatz gehen.

Mit DLRG-Mitgliedern aus Erkrath und Haan und einem Boot auf einem Anhänger ging es los. „Zunächst haben wir noch alles eingesammelt, was wir finden konnten“, sagt Hillen. DLRG-Kräfte aus Mülheim, Bonn und Monheim wurden mitgenommen, die den Einsatztrupp verstärkten. Dann ging es in den Rhein-Sieg-Kreis. „Es war für uns schwierig, nachts überhaupt ins Einsatzgebiet zu kommen“, erinnert sich Hillen. Überflutete Straßen und liegengebliebene Fahrzeuge erschwerten die Anfahrt. Immer wieder mussten sie umdrehen.

Morgens gegen 6 Uhr – an Schlaf war bis dahin kaum zu denken gewesen – wurde es ernst, erfolgte der erste Einsatz mit Unterstützung der Bundeswehr und der Bundespolizei, die in Hubschraubern die überfluteten Orte überfolgen und nach Menschen Ausschau hielten. Mit Rettungs- und Hochwasserbooten wurde ein Dorf evakuiert, Feuerwehrleute mit schwerem Gerät zu Einsatzstellen gefahren und Menschen gesucht. Hillen blieb an Land und koordinierte von dort aus den Transport von Kranken und Verletzten sowie die Übergabe an die Rettungskräfte. Hillen: „Die Einsätze mit dem Boot waren wegen der starken Strömung nicht ungefährlich. Eine andere Einheit hat ihr Boot verloren. Außerdem konnte man überhaupt nicht sehen, ob es im Wasser irgendwelche Hindernisse gibt. Ich bin heil froh, dass alles gut gegangen ist.“

Hillen war während der Fahrt ins Katastrophengebiet davon ausgegangen, am nächsten Tag wieder in Mettmann zurück zu sein. Doch sein Einsatz dauerte 56 Stunden. „Geschlafen habe ich acht Stunden.“ Erst in der zweiten Nacht gab es ein provisorisches Quartier für die Helfer. „Wir konnten duschen, haben unsere Sache wieder angezogen und dann auf Matten auf dem Boden geschlafen“, so Hillen. Nach ein paar Stunden war es mit der Nachtruhe vorbei, warteten die nächsten Einsätze.

Kaputt, ausgepowert und übermüdet machte sich der Mettmanner nach 56 Stunden mit seinen Kameraden auf den Heimweg. „Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir helfen konnten“, sagte Hillen. Den Helfern selbst sei von den Menschen eine große Dankbarkeit entgegengebracht worden. „Die Leute haben uns ständig gefragt, ob sie etwas für uns tun können, ob wir etwas zu Essen oder zu Trinken brauchen.“

Eine Woche später war Hillen zusammen mit Muche erneut im Einsatz. Als Strömungsretter sicherten sie andere DLRG-Einsatzkräfte, die in der vollgelaufenen Kiesgrube in Erftstadt-Blessem nach Toten suchten. „Gott sei Dank haben wir keine gefunden.“ Anschließend sicherten die Mettmanner Arbeiter an der A 61, die Sicherungsmaßnahmen an der unterspülten Autobahn durchführen mussten. Am 21. Juli dauerte der Einsatz „nur“ einen Tag.

Für ihre Hilfeleistungen wurden Muche, der als Entwicklungsingenieur in einem mittelständischen, familiengeführten Betrieb arbeitet, und Hillen, der als Angestellter im Öffentlichen Dienst an einer Hochschule tätig ist, freigestellt.

Die Hochwassereinsätze haben den beiden Lebensrettern deutlich gemacht dass es wichtig ist, noch mehr Kameradinnen und Kameraden für solche Einsätze auszubilden. „Das wollen wir jetzt verstärkt angehen“, sagten Hillen und Muche. Neben der Schwimm- und Rettungsschwimmer-Ausbildung bietet die DLRG ihren Mitgliedern unter anderem an, sich auch zu Katastrophenschutzhelfern (Mindestalter 18 Jahre), Bootsführern, Tauchern oder Strömungsrettern auszubilden.

DLRG Mettmann

Die Mettmanner Ortsgruppe der DLRG hat derzeit rund 860 Mitglieder und zählt damit zu einem der mitgliederstärksten Vereine in der Stadt. Wer sich für die Arbeit bei der DLRG interessiert oder die Lebensretter gerne mit einer Mitgliedschaft unterstützen möchte, kann sich auf der Homepage der Ortsgruppe informieren. Der Jahresbeitrag für Kinder und Jugendliche liegt bei 30 Euro, für Erwachsene bei 35 Euro und für Familien bei 70 Euro. Die DLRG ist inzwischen wieder im Hallenbad zu finden. Nähere Informationen zum Übungsbetrieb sind unter www.mettmann.dlrg.de zu finden.