In Nordrhein-Westfalen waren sie Vorreiter
Mettmann · Der Naturschutzverein Neandertal hat mit seinem Engagement die Festlegung des ersten Naturschutzgebiets in Nordrhein-Westfalen erreicht. Bundesweit war es nach der Lüneburger Heide das zweite Naturschutzgebiet, das in Deutschland entstand.
Im kommenden Jahr feiert der Naturschutzverein Neandertal sein 100-jähriges Bestehen. 100 Jahre, in denen viel erreicht wurde. Angefangen hat alles 1919, als sich Bürger aus Mettmann, Erkrath, Gruiten, Düsseldorf und Elberfeld mit einer Petition für ein Naturschutzgebiet an die preußische Regierung wandten. Auslöser war der sogenannte Forstfrevel. Holz war als Roh- und Brennstoff knapp und teuer und die Armen im Preußischen Reich bedienten sich unerlaubter Weise in den Wäldern. 1919 wird in Artikel 150 der Weimarer Verfassung ein wages Ziel zum Schutz und zu Pflege der Denkmäler der Natur verankert und 1920 wird
es durch das Preußische Feld- und Forstpolizeigesetz erstmals möglich Naturschutzgebiete auszuweisen. Genau das ist dann dem neu gegründeten Naturschutzverein Neandertal 1921 als erstem im heutigen NRW gelungen.
Das eiszeitliche Wildgehege im Neandertal eröffnete schließlich 1935 mit Elchen, Wisenten und Damwild. Die Elche hielten sich allerdings nur drei oder vier Jahre im Wildgehege. Durch persönliche Kontakte zu den Gebrüdern Heck (Zoodirektoren in Berlin und München) zogen Auerochsen ins Wildgehege ein, die genaugenommen gar keine Auerochsen sind. Der letzte Auerochse wurde bereits 1627 in Polen geschossen. Die "Heckrinder" sind Rückzüchtungen, die durch Kreuzung und Selektion entstanden. Auch die heute im Wildgehege angesiedelten Tarpane sind Rückzüchtungen, denn der Steppentarpan soll bereits 1876 ausgerottet worden sein. 1938 eröffnete schließlich das vom Naturschutzverein gebaute Neandertal Museum. Bis 1967 war der Naturschutzverein auch Betreiber des Museums. Damals gründete sich der Zweckverband Naherholungsgebiet Neandertal, der den Betrieb des Museums
und auch des Wildgeheges übernahm. Ende der 90er wurde das Museum, in dem sich heute die Freizeitwerksatt befindet, an die Stiftung NRW verkauft. 2011 wurde der Zweckverband aufgelöst und der Kreis Mettmann hat den Betrieb des Wildgeheges übernommen, während der Naturschutzverein weiterhin Besitzer der Tiere ist und sich um die Zucht kümmert.
Otto Kahm, heute Geschäftsführer des Vereins, ist seit vielen Jahren im Naturschutzverein Neandertal aktiv. Er kennt die Geschichte des Vereins wie kaum ein anderer. "Über die Jahre habe ich von allen älteren Vereinsmitglieder die Archive übernommen, die ich nach und nach ordne", erklärt er eine Quelle seines Wissens. Noch hat er nicht alle Unterlagen ordnen und auswerten können. In den letzten Jahren hat der Verein neue, jüngere Mitglieder gewonnen, die wichtige neue Impulse geben. Eine AG Zukunft hat sich gegründet, zu der 13 Mitglieder gehören. Ein frisches neues Logo und die gerade erst erschienen Broschüre gehören zu den ersten Ergebnissen. Auch eine neue Website soll in Kürze freigeschaltet werden. Ein Zukunftsziel ist eine vierte Tierart fürs Wildgehege, die zum Neandertal passt. Noch ist nicht entschieden, welche Tierart es werden könnte. "Ich bin sehr froh, dass wir in den letzten Jahren so engagierte Hegemeister im Wildgehege haben, die mit viel Herzblut dabei sind", freut sich Otto Kahm darüber, dass die Tiere des Naturschutzvereins auch künftig in "guten Händen" sind.