Goldberger Mühle sucht Ritter und Knappen
Mettmann · Der Altersdurchschnitt der 92 Vereinsmitglieder liegt bei über 80 Jahren. Wenn nicht bald junge, engagierte Menschen hinzukommen, ist die Zukunft der Goldberger Mühle ungewiss.
Goldberg war einmal ein Rittersitz. Dafür gäbe es heute keinerlei sichtbare Anzeichen mehr, wenn Hans-Günther Kampen, als man ihn fragte "Du hast doch die alte Straßenbahn restauriert, willst Du nicht auch die Goldberger Mühle retten?" nicht "ja" gesagt hätte. Mit diesem "Ja" begann für ihn und die Mitglieder des Goldberger-Mühle-Vereins eine arbeits- und ereignisreiche Zeit, denn an der alten Mühle hatte der Zahn der Zeit ordentlich genagt. Im Vorfeld hatte die Stadt Mettmann bereits nach einer Kostenschätzung von 1,2 Millionen Euro versucht, Fördermittel vom Land NRW zu erhalten, was jedoch abgelehnt wurde. Nun lag die ganze Hoffnung auf dem Goldberger-Mühle-Verein und Kampen beschloss, die kalkulierte Summe für die Restaurierung durch viel Eigenleistung zu reduzieren. Im Februar 1996 begannen die vorbereitenden Arbeiten. Am 1. Mai lud der Verein zum Tag der offenen Tür ein, damit Mettmanner Bürger das marode Bauwerk und die bis dahin schon geleisteten Arbeiten besichtigen konnten. Das löste eine Spendenwelle aus.
Der 1. Mai ist bis heute der Tag der offenen Tür, an dem der Verein das Mühlenfest feiert und frisches Brot im liebevoll restaurierten Königswinter-Backofen, der bis Januar 1997 fertig restauriert wurde, gebacken wird. Das erste Brot für Besucher wurde am 1. Mai 1997 am Tag der offenen Tür gebacken. Wer heute eines der begehrten Brote möchte, muss früh vor Ort sein. Gebacken wird zweimal im Jahr zum Tag der offenen Tür (Mühlenfest) und zum Tag des offenen Denkmals. Das ganze Jahr über kann die Mühle gegen eine Spende für Feierlichkeiten und Trauungen angemietet werden. Möglich wurde das alles, weil Hans-Günther Kampen im November 1996 als Vereinsvorsitzender den Antrag stellte, die verfallene Mühle in Erbpacht an den Verein zu übertragen. Der Rat stimmte zu. Ein Jahr später konnten sich Besucher am Tag des offenen Denkmals einen Eindruck verschaffen, was in der Zwischenzeit umgesetzt wurde und das war nicht wenig. Alle Wasser-, Abwasser-, Strom- und Telefonleitungen waren bereits verlegt.
Fördermittel für die aufwändige Restaurierung gab es von der Stadt Mettmann, die den Löwenanteil von 400.000 DM beisteuerte, von der Bezirksregierung Düsseldorf, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz und dem Landesinstitut für Bauwesen NRW. Diese wurden von vielen großen und kleinen Spenden aus der Mettmanner Bevölkerung ergänzt. Hinzu kamen Einnahmen, die der Verein am Tag der offenen Tür und am Tag des offenen Denkmals generierte. In seinem Buch "Goldberg - Rittersitz, Gut und Mühle" hat der inzwischen verstorbene Horst-G. Hütten alles Wissenswerte zur Geschichte und zur Restaurierung der Mühle festgehalten.
Der Verkaufserlös dieses Buches geht zweckgebunden an den Goldberger-Mühle-Verein. Wer schon einmal in der Goldberger Mühle war, weiß welch zauberhaftes Kleinod hier für Mettmann erhalten geblieben ist. Mit dem Hof hinter der Mühle und den angrenzenden Wiesen könnte man sich viele schöne Veranstaltungen vom Freiluft-Theater über Mittelaltermärkte bis hin zu Ritterfesten mit viel Programm auch für Kinder vorstellen.
Auch eine eigene Website täte dem Mühlenverein sicher gut, der derzeit nur über die städtische Homepage zu finden ist, die keinerlei Hinweise zur möglichen Mitgliedschaft oder zu Spendenmöglichkeiten enthält. Dazu bedürfte es aber vor allem junger engagierter Vereinsmitglieder. Mit 26 Euro im Jahr, ist der Vereinsbeitrag niedrig, aber es geht Kampen auch weniger darum, dass genügend zahlende Mitglieder nachrücken. "Ich würde mich freuen, wenn sich viele jüngere Menschen und Familien mit Kindern finden, die die Mühle auch künftig mit Ideen und Leben füllen und deren weiteren Betrieb und Erhalt sicherstellen", sagt er uns. Um vieles kümmert sich der fitte 85-jährige immer noch selbst. Wenn Starkregen einsetzt, eilt er auch schon einmal nachts zur Mühle, weil die geneigte Straße mit ihren zwei Abflüssen vor der Mühle, die Wassermengen nicht daran hindert in die Mühle einzudringen. Aber der letzte Sommer machte Kampen noch mehr wegen der Hitze und des niedrigen Wasserpegels Sorgen. Letzterer hat die Strommenge, die das Wasserrad normalerweise produziert, deutlich reduziert.