"Die Situation der Kita-Platzvergabe hat sich enorm zugespitzt"
Mettmann · Auf Wunsch zahlreicher Eltern hat sich die IG Kindertagespflege Mettmann unter der Leitung von Doris Krohn- Gagaik und Monika Steiner für ein Diskussionsgespräch zwischen Eltern und Verwaltung eingesetzt.
Ziel des Gespräches sollte es sein, die Notstände im Bereich Kinderbetreuung darzustellen und Einzelschicksale der Eltern wiederzugeben.
"Die Situation der Kita-Platzvergabe hat sich in den vergangenen Jahren enorm zugespitzt. Eltern sehen sich gezwungen, ihre Kinder frühzeitig in Kindergärten anzumelden, aus Angst keinen Platz mehr zu bekommen. Dies hat zur Folge, dass sichere Plätze bei Tagesmüttern aufgegeben werden müssen", hieß es bereits in der schriftlichen Stellungnahme, die im Vorfeld an die Sachgebietsleitung der Kindertagespflege Mettmann übermittelt wurde. Bürgermeister Thomas Dinkelmann sowie Sozialdezernentin Ute Piegeler stellten sich am vergangenen Donnerstag in den Räumen des Rathauses den Fragen und Sorgen der gut 30 anwesenden Eltern. Besonders die frühzeitige Planungsnotwendigkeit wurde von den Eltern immer wieder bemängelt. "In anderen Kommunen bekommen Eltern bereits im Dezember eine Zusage für die Kita. In Mettmann bekommt man das Gefühl, sich bereits vor Geburt um einen Platz bemühen zu müssen", so der Vorwurf Richtung Verwaltung.
Dass sich das Anmeldeverfahren in Mettmann in den März hineinzieht, ist laut Verwaltung dem Wunsch der Träger geschuldet. "Die Personalkapazität lässt es in den Einrichtungen nicht zu, dass sich vorher mit der zeitintensiven Anmeldung beschäftigt wird", so die Aussage der Fachbereichsleiterin. "Im Vorfeld wird die Zeit für die Eingewöhnungsphasen benötigt." Eine verspätete Zu- beziehungsweise Absage führt jedoch zu Organisationsschwierigkeiten. "Eltern, die ihr Kind zum Wechsel von der Kindertagespflege in die Kita angemeldet haben, stehen unter enormem Druck. Auch deren Arbeitgeber wollen in jedem Fall eine genaue Aussage über den Tätigkeitsumfang und legen nicht selten die Urlaubsplanung schon frühzeitig im Vorjahr verbindlich fest. Hierfür müssen die Eltern die Schließungszeiten der KTP sowie der in Frage kommenden Kindergärten berücksichtigen, die nicht unbedingt deckungsgleich sind. Darüber hinaus müssen sie wissen, wann mit dem Beginn der Eingewöhnung zu rechnen ist, wofür sie weitere Urlaubstage einplanen müssen. Im ungünstigen Fall müssen Eltern mit einer Zeitspanne von bis zu 12 Wochen für die Schließungszeiten und anschließende Umgewöhnung ihres Kindes rechnen. Das ist unzumutbar", so Doris Krohn-Gagaik.
Dass es überhaupt erst zu einem solchen Engpass und fehlenden Kita-Plätzen kommt, versuchte Bürgermeister Thomas Dinkelmann zu erklären. "Wir haben besonders im Bereich Metzkausen einen enormen Generationenwechsel zu verbuchen, mit dem vor Jahren noch nicht zu rechnen war." Auch der Wunsch, neue Kitas zu bauen, scheitert an einfachen Gegebenheiten. "Die Stadt hat schlichtweg keine freien Flächen mehr zur Verfügung." An der Gruitner Straße wird ein Komplex mit vier neuen Gruppen entstehen. Zudem soll die Einrichtung am Hoshof weiter ausgebaut werden. Insgesamt können sich Eltern auf 96 Ü3- und 24 U3-Plätze einstellen.
Für die Eltern der Kinder, die sich aktuell in der "Übergangszeit" befinden, keine zeitnahe Lösung. "Ich habe aus Angst, keinen Platz zu bekommen, jeden Kindergarten angelaufen und meine Tochter überall angemeldet", berichtet eine sichtlich betroffene Mutter. Damit es in der Verwaltung jedoch nicht zu mehrfachen Registrierungen kommt, wurde ein EDV-gestütztes Anmeldeverfahren eingerichtet. "Dort wird jedes Kind nur einmal erfasst", sagt Ute Piegeler. Das Programm, so hofft die Fachbereichsleiterin, soll in Zukunft auch für das Anmeldeverfahren von Tagespflegeplätzen eingesetzt werden.
Aktuell kann Mettmann 150 Plätze bei Tagesmüttern anbieten. Trotz aller Diskussionen wurde jedoch deutlich: In Mettmann fehlen schlichtweg Kita-Plätze. Wie eine Zwischenlösung aussehen könnte, wurde von der Verwaltung jedoch nur ansatzweise beantwortet. "Wir überlegen, einen Betreuungsstandort für den Übergang bis zur Fertigstellung der neuen Kita zu installieren", so Dinkelmann, der allerdings noch keine genaueren Angaben liefern konnte. Zudem wolle man weiter versuchen, Tagespflegepersonen zu akquirieren. Klare Lösungsansätze fehlen jedoch. "Leider bleiben die Eltern nach dem Gespräch ohne nennenswerte Ergebnisse zurück", so die Initiatorinnen abschließend.
Info: Mit dem neuen Rechtsanspruch für Eltern, der besagt, dass jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr ein Anrecht auf einen Betreuungsplatz hat, haben sich auch die Kitas verstärkt auf die U3- Betreuung fokussiert. Dieser Neuerung ist es geschuldet, das notwendige Ü3- Plätze fehlen.