"Der Streik wird auf dem Rücken der Eltern ausgetragen!"
Mettmann · Der Streik der städtischen Kindergärten und Kindertagesstätten geht in die vierte Woche. Die Signale stehen auf Schlichtung und ein Ende, so ganz sicher können sich Mettmanns betroffene Eltern jedoch noch nicht sein.
Die Stimmung ist bei vielen Eltern, die auf eine Betreuung ihrer Kleinen angewiesen sind, im Keller. Von Gereiztheit über Verzweiflung bis hin zu Angst reichen die Gefühle. "Wir Eltern sind die Leidtragenden und wir fühlen uns von beiden Seiten völlig übergangen. Für viele Eltern geht es nach drei Wochen Streik mittlerweile an die Substanz", sagt Stefanie Lütteke, die dem Elternrat des Kindergartens an der Kirchendelle angehört. "Wir haben keinen Einfluss auf die Verhandlungen, werden aber auch überhaupt nicht mit einbezogen."
Stefanie Lütteke selbst hat zweieinhalbjährige Zwillinge und eine kleine Tochter im Säuglingsalter. Sie selbst befindet sich momentan in Elternzeit und hat von daher "Glück", die Betreuung ihre Kinder organisieren zu können. Vielen ihrer Bekannten geht es da schlechter. "Der Streik wird existenzbedrohend", sagt sie. "Einige Eltern müssen ihren Sommerurlaub stornieren und den Jahresurlaub für die Kinderbetreuung einplanen. Für andere Eltern ist die Lage noch verzweifelter, weil sie Beruf und Kinderbetreuung nicht mehr unter einen Hut bekommen."
Solidarität für die Eltern gäbe es von Verdi nicht, sie würden von der Gewerkschaft einfach übergangen. "Die Eltern sind keine homogene Masse, es gibt welche, die Verdi unterstützen, aber auch neutrale und solche, die für den Streik keinerlei Verständnis haben", sagt Stefanie Lütteke, die betont, dass es aus Sicht der Eltern nur noch darum ginge, dass der Streik endlich beendet werde. "Wir treten dafür ein, dass es endlich zu einer Schlichtung kommt und Verdi den Streik dann aussetzt." Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber auf der einen und Verdi auf der anderen Seite müssten endlich in Verhandlungen treten, so dass es für die Kinder wieder eine Betreuung in den KiTas gäbe. "Wir möchten betonen, dass unser Appell nicht gegen die Erzieherinnen geht", sagt Stefanie Lütteke. "Wir schätzen deren Arbeit sehr und urteilen nicht über ihre Forderungen." Trotzdem sinke bei vielen Eltern mit der Dauer des Streiks auch das Verständnis. "Die Stimmung kippt, denn die Eltern sind verzweifelt." Lütteke und ihre Mitstreiter fordern von der Gewerkschaft, auf die Arbeitgeber zuzugehen. "Setzt Euch zusammen, einigt Euch und streikt nicht aneinander vorbei!"
Der Elternrat werde weiterhin versuchen, auf beide Tarifparteien einzuwirken. Lütteke: "Es muss jetzt eine schnelle Einigung oder Schlichtung her mit einem schnellen Streikende, zum Wohle unserer Kinder, die am meisten unter dem Streik leiden und am wenigsten dafür können." Der Elternrat werde auf die Verwaltung der Stadt Mettmann und die Fraktionen zugehen, als auch auf die lokalen Ansprechpartner von Verdi. "Über den Mettmanner Elternrat (MEER) werden wir auch den Landeselternbeirat von NRW ansprechen, um auf dieser Ebene auf die Veranwortlichen beider Seiten einzuwirken. Die Not unserer Kinder und von uns Eltern wächst mit jedem weiteren Streiktag."
Nach Angaben von Verdi soll der unbefristete Streik andauern, bis es zu einer Einigung mit den Arbeitgebern gekommen ist. Für die bundesweit rund 240.000 Erzieherinnen und Erzieher treffen sich Verdi und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände heute zu Gesprächen in Berlin. Verdi-Chef Frank Bsirske hatte angekündigt, dass der Streik am Donnerstag beendet werden könnte.