"Ich trau mir den Bürgermeister zu"
Mettmann · Wer mit Ziad Moughrabi im Straßencafé in der Mettmanner Innenstadt sitzt, braucht ein wenig Geduld. "Ziad, grüß Dich!" "Wieso trägst Du einen Anzug?" "Viel Erfolg für Deine Kandidatur!" "Wie läufts mit der Band?
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Der Mann ist in Mettmann bekannt und das merkt man als Gegenüber schnell. Ziad Moughrabi ist 40, Sohn einer deutschen Mutter aus Essen und eines palästinensischen Vaters, verheiratet, Vater zweier Töchter (9/12) und Vertriebsleiter einer Leuchtstoffröhrenfirma aus dem Sauerland. Daneben ist er Schlagzeuger in einer Düsseldorfer Band und - das ist aktuell das Wichtigste für Mettmann - Ziad Moughrabi möchte gerne der kommende Bürgermeister seiner Heimatstadt werden.
"Ich habe keine politische Vita, erkenne aber als Bürger dieser Stadt, dass hier einiges schief läuft. Mettmann kann einfach mehr als es momentan zeigt", sagt Ziad Moughrabi, der seine Bürgermeisterkandidatur Anfang April bekannt gegeben hat. "Ich war nach CDU und SPD der dritte Bürgermeisterkandidat in Mettmann und habe die als unabhängiger Wahlkandidat entscheidenden 220 Unterschriften ohne Probleme zusammen bekommen." Dieser Fakt sei im Blätterwald einfach untergegangen, sagt Moughrabi, der seinen Wahlkampf bisher ausschließlich in den sozialen Netzwerken der Stadt betrieben hat. Hier hat er sich eine stetig wachsende Anhängerschaft erarbeitet, die ihn unterstützt und seine Bekanntheit vergrößern möchte. Das ist vielleicht auch nötig, denn selbst der Kandidat der CDU, Norbert Danscheidt, scheint Moughrabi nicht zu kennen. "Herr Danscheidt sprach von zwei Gegenkandidaten, mich hat er da wohl einfach unterschlagen."
Ziad Moughrabi nennt als Beispiel Monheim, das zeige, dass ein Bürgermeister ohne politische Vorkenntnisse durchaus Erfolg haben kann. Monheim wäre vor einigen Jahren ähnlich erfolglos wie Mettmann gewesen, bevor Daniel Zimmermann und seine Peto das Ruder übernommen haben. "In Mettmann passiert mir einfach zu wenig und wenn ich lese, dass wir 100 Millionen Euro Schulden haben, auf der anderen Seite aber nur 10 Millionen Euro Gewerbesteuer einnehmen, kann ich es kaum fassen." Moughrabi möchte etwas für seine Heimatstadt tun, er sieht die Stadt in den falschen Händen. "Das zieht sich doch durch alle Bereiche: Die Verkehrs-, Familien- und Schulpolitik laufen völlig falsch, da muss reagiert werden." Auch bei der Außendarstellung der Stadt sieht er Nachholbedarf und fordert ein "professionelles Stadtmarketing, das diesen Namen auch verdient". Transparenz sei ein weiterer Punkt, der ihm in der aktuellen Stadtpolitik fehle.
Ziad Moughrabi hat fünf Thesen aufgestellt, die seine Sicht deutlich machen. Hinter den Schlagsätzen "Für mich gilt: Das WIR gewinnt!", "Mettmann braucht ein Konzept für ein besseres Stadtmarketing", "Mettmann muss Schule machen", "Mettmann muss mehr sein und mehr Miteinander zulassen", "Mettmann muss kinderfreundlicher sein" verbergen sich seine Inhalte wie mehr Bürgerbeteiligung, die Mittelstandsförderung und mehr Mitbestimmung der Bürger zum Wohle der Kinder.
Mit seinen Konkurrenten hatte er, der bisher primär bei Facebook aufgetreten ist, persönlich noch keinen Austausch. Dass sich mit Thomas Dinkelmann ein weiterer unabhängiger Kandidat nach ihm aufgestellt hat, bedauert er sehr. "Unsere Inhalte ähneln sich und da er gesagt hat, es gäbe keinen Kandidaten, der seine Meinung widerspiegelt, bedaure ich seine Kandidatur sehr. Im Endeffekt kannibalisieren wir uns doch gegenseitig." Nichtsdestotrotz möchte Moughrabi antreten und den Dialog mit Dinkelmann suchen. "Vielleicht können wir ja zusammenarbeiten."
Unterstützung erhält er laut eigenen Aussagen von Teilen der Mettmanner Piraten und anderen lokalen Gruppierungen. "Ich traue mir den Bürgermeister und die Leitung der Verwaltung zu", sagt er. Und diese Worte klingen glaubwürdig, auch wenn Moughrabi seinen Wahlkampf ausweiten muss. "Ich mache das zum ersten Mal und lerne ständig dazu." In Zukunft möchte er sich auch vermehrt in der Stadt zeigen, "mit einem Wahlkampfstand" wie er betont.
Und egal wie seine Kandidatur endet, die Mettmanner können sich auf einen bunten Wahlkampf freuen, der mit Ziad Moughrabi eine weitere spannende Facette dazu gewonnen hat. "Ich habe doch nichts zu verlieren!"