Händler kritisieren neu verlegtes Pflaster - Stadt fordert Eigenschutz der Anlieger Nach dem Regen kommt der Ärger

Mettmann · Zwei Tage nach den sintflutartigen Regenfällen über Mettmann sind die Schäden immer noch sichtbar. Vor dem Beccofino auf der Freiheitstraße wird das Pflaster, das durch die Wassermassen unterspült wurde, neu verlegt.

Unwetterschäden in der Innenstadt
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Hier muss sich ein Hohlraum gebildet haben, so dass die Steine weg geschwämmt wurden.

Von Seiten der Stadt heißt es, dass die Kosten dafür das Unternehmen übernehmen muss, das die Pflasterarbeiten durchgeführt hat. "Da wurde anscheinend der Untergrund nicht korrekt verdichtet", sagt Kurt-Werner Geschorec vom Bauamt. Derweil sind die Händler der Innenstadt mit Aufräumarbeiten beschäftigt: Trockenlegen, Saubermachen und Einräumen.

Fatalismus und die Erleichterung, das nichts Schlimmeres passiert ist, überwiegen. Doch es gibt auch Kritik an der Stadt. So äußern sich Händler auf der Kleinen Mühlenstraße kritisch über das neu verlegte Pflaster der Fußgängerzone. Obst- und Gemüsehändler Ugur Baydar kann nicht nachvollziehen, wieso der Gully vor seinem Geschäft so klein und mit einem so engmaschigen Deckel versehen ist. "Wir sind hier der unterste Punkt der Fußgängerzone und das Wasser, das von zwei Seiten kommt, bleibt bei uns stehen. Als Abfluss ist dieser Minigully wirklich zu klein."

Und wirklich, wie in einer Badewanne bildet der Gully in der Kleinen Mühlenstraße vor Baydars Geschäft quasi den "Stöpsel", wobei der am Mittwochnachmittag und Abend im wahrsten Sinne des Wortes im Abfluss steckte. "Ich habe den Deckel irgendwann abgenommen, damit das Wasser zumindest ein wenig ablaufen kann", sagt Baydar. "Doch die Wassermassen waren einfach zu viel für die Kanäle." Und so suchte sich das Wasser seinen Weg und lief ungehindert in Baydars Geschäft. Den gegenüber liegenden Schuhladen ereilte das gleiche Schicksal.

"Warum hat man bei der neuen Verlegung des Pflasters nicht ein kleines Gefälle von außen in die Straßenmitte verlegt. Probleme mit Wassermassen gab es in Mettmann ja schon einmal, das hätte man mit einplanen können", fragt sich ein Händler der Kleinen Mühlenstraße, der nicht genannt werden möchte. "So wie es jetzt ist, wird das Wasser in die Geschäfte geleitet." Betrachtet man sich den neuen Bodenbelag der Fußgängerzone, ist wirklich auffällig, dass das Wasser nicht wie in einem Kanal von den Geschäften und Wohnhäusern weg gehalten wird, sondern ein Volllaufen der Räume quasi noch begünstigt wird.

Kurt-Werner Geschorec vom Bauamt verneint dies auch überhaupt nicht. "Es war Händlerwunsch, dass wir eine Barrierefreiheit schaffen sollten. Die haben wir jetzt, doch nun ist der neue Untergrund auch wieder nicht richtig." Geschorec kann den Ärger der Händler verstehen, Kritik am Bodenbelag und dem Kanalsystem jedoch nicht. "Wie wir vor Ort selbst feststellen konnten, sind in der Kleinen Mühlenstraße allein bereits vier Straßeneinläufe", sagt Geschorec. "In der Neanderstraße und Freiheitstraße habe ich nicht gezählt, dort dürfte aber ebenso eine ausreichende Straßenentwässerung gegeben sein. Mit der Planung für die Erneuerung der Fußgängerzone ist selbstverständlich auch die Oberflächenentwässerung überarbeitet und an die neuen Verhältnisse angepasst worden." Mit einem "Deckenhöhenplan" - das ist der Fachbegriff für einen Plan, der alle relevanten Höhenpunkte der Straßenoberfläche enthält und deren Höhenlage zu den Entwässerungseinrichtungen festlegt - wurden laut Geschorec die planerischen Grundlagen für eine ordnungsgemäße Straßenentwässerung geschaffen.

"Das Niederschlagsereignis am Mittwoch kann aber nicht mehr als Starkregen, sondern bereits als Katastrophenregen bezeichnet werden", sagt Geschorec. So lägen statische Auswertungen hierzu für Mettmann zwar nicht vor, die Angaben aus Messpunkten der näheren Umgebung ließen aber diesen Schluss zu. "Die Tatsache, dass binnen eines relativ kurzen Zeitraums von 20 bis 30 Minuten der Hauptteil der Niederschlagsmengen gefallen ist, hat diesen Umstand noch verschärft", sagt Kurt-Werner Geschorec. Der Regen vom Mittwoch hätte eine solch hohen Faktor gehabt, dass er alle Statistiken ad absurdum geführt hätte. "Das Oberflächenwasser der Straßen konnte nicht mehr in den darunterliegenden Kanälen aufgenommen werden. Vor dem Regen kamen dann auch noch schwere Hagelschauer, die Blattwerk und Äste von Bäumen abgeschlagen haben. Zusammen mit dem von Grundstücken abgeschwemmten Erdreich und Kies haben Blätter und Äste die Straßeneinläufe zusätzlich verstopft", sagt Geschorec, der betont, dass öffentliche Entwässerungseinrichtungen aus vielfachen Gründen niemals für derartige Niederschlagsereignisse bemessen werden könnten. "Hier sind die Eigentümer der an kritischen Punkten liegenden Gebäude letztlich selbst in der Verantwortung, ihre Häuser gegen zufließendes Oberflächenwasser und Rückstau aus dem Kanalnetz zu schützen."

Das heißt, die Händler sollen Sandsäcke als Barrieren bereit legen, um sie im Ernstfall vor die Geschäfte zu legen. "In Hochwassergebieten sind die Leute auch aufgefordert, sich selbst zu schützen. So viel anders ist das an diesen neuralgischen Punkten in Mettmann auch nicht." Geschorec fordert die Händler auf, Wettervorhersagen zu hören, die - wie am Mittwoch auch - vor Unwettern warnen, um dann aktiv zu werden. "Solch ein Ereignis wie am Mittwoch kann erst wieder in vielen Jahren kommen, vielleicht aber auch schon in einigen Wochen. Das weiß keiner. Die Betroffenen sollten jedoch darauf gefasst sein."

Ob Ugur Baydar nun Sandsäcke schippen wird, weiß er noch nicht. Beziffern kann er aber den Schaden vom Mittwoch. "Ich habe Ware im Wert von über 1000 Euro verloren und bei Ereignissen wie diesem haftet auch keine Versicherung." Vor dem Umbau der Innenstadt wäre dies nicht so passiert, da ist er sich sicher. "Viele dieser Überflutungen kann ich mir nicht mehr leisten, so viel ist sicher."

(Schaufenster Mettmann/FF)