Horst Wegener reißt Barrieren ein

Mettmann · Mit dem Begriff "Rap" fremdelt wohl der eine oder andere Hörer. Zu eingefahren ist das Klischee: Die Hose hängt in der Kniekehle, um den Hals baumelt die Panzerkette aus Gold, an der Hand der Schlagring, das tätowierte Sixpack blitzt von Zeit zu Zeit unterm Hoodie hervor und wenn der Mann die vergoldete Kauleiste zum Gesang öffnet, können die Texte das Fürchten lehren: Bugattis, Bitches und Börsen voller Geld stehen erwartbar im Mittelpunkt.

Horst Wegener in der Kulturvilla
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Horst Wegener in der Kulturvilla

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Zum Glück waren die Besucher des Konzertes am Sonntag in der Kulturvilla offenbar nicht von diesen Stereotypen vorbelastet, oder vielleicht waren sie auch einfach neugierig genug, sich auf den jungen Rapper Horst Wegener, geborener Ecuadorianer aus Wuppertal, einzulassen, denn der Altersdurchschnitt war gewiss nicht der einer klassischen Rap-Battle zwischen brennenden Ölfässern.

Mit seiner achtköpfigen Band war Horst angereist. Hier bereits der erste Bruch mit dem Genre: Die Musiker spielten nicht nur Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard, sondern auch Saxophon und Posaune, in knalligen Bläsersätzen, die den Sprechgesang immer wieder melodisch unterbrachen und umrahmten. Noch entscheidender aber ist das, was Horst mit seinem Rap zu vermitteln weiß: Er beschäftigt sich eingehend mit seiner eigenen Integration als dunkelhäutiger Deutsch-Ecuadorianer in die deutsche Kultur. Songs wie "Deutschenland" stellen den heiß diskutierten politischen Diskurs der Zuwanderung in den Mittelpunkt. Themen wie Kapitalismus, Konsum, die Existenzängste eines Künstlers, die Suche nach der eigenen Identität (die Szene, immer wieder stichprobenhaft dazu aufgefordert zu werden, sich auszuweisen, kommt häufiger vor).

Auch die Musik ist alles andere als raptypisch: Genres wie Salsa, Jazz, Blues und Rock`n`Roll blitzen immer wieder auf und kolorieren die musikalische Palette von Wegeners Musik aufs Interessanteste.

Der junge Künstler, der bereits mit Rap-Meister Samy Deluxe auftreten durfte und in Berlin bei einem vom Kultusminister ausgelobten Bandtreffen eine beachtliche Auszeichnung abräumte, ist sicher einer, dessen Karriere es sich zu beobachten lohnt.

(Schaufenster Mettmann/CB)