Ein Fehler im System

Mettmann · Familie Adolphs ist sauer und das zu Recht. Ihre Zwillingstöchter Sina und Samira (16 Monate) sind bereits seit Januar dieses Jahres in einer Kindertagespflege untergebracht. Eingewöhnung und Betreuung verliefen zunächst problemlos, doch nun das: Eine Tagesmutter wurde entlassen, das Betreuungsverhältnis gekündigt.

Vater Sven und Mutter Elena Adolphs mit den Zwilligsmädchen Samira und Sina sowie Sohn Elias.

Foto: TB


"Was nun?" fragt sich Mutter Elena Adolphs. "Wir haben uns bewusste für eine Tagespflege entschieden und wollten unsere Mädchen noch nicht in einen großen Kindergarten geben, obwohl die Chancen auch für diese Einrichtungsform gut gestanden hätten." Kurzerhand wurde die Tagespflege favorisiert und der Kita-Platz abgelehnt. Ein böser Fehler, wie sich herausstellte. "Die anfängliche Zeit in unserer Tagespflege verlief vorbildlich, doch schon nach wenigen Wochen änderte sich das Bild. Ich wurde wegen Lappalien vom Arbeitsplatz abgerufen. Die Kinder seien krank. Erst wurde ein Hautausschlag diagnostiziert, bei dem es sich, erblich bedingt, um Neurodermitis handelt. Danach wurde fälschlicherweise Zahnen mit hohem Fieber verwechselt. Einsicht gab es in beiden Fällen nicht", so die aufgebrachte Mutter.

"In regelmäßigen Abständen musste ich meinen Arbeitsplatz in Düsseldorf verlassen, um die Kinder abzuholen. Eine psychische Belastung für mich und eine unzumutbare Situation für meinen Arbeitgeber." Die Entlassung der zweiten Tagesmutter, welches unweigerlich zur Vertragsbeendigung der Familie Adolphs führte, ist für Elena Adolphs und ihren Mann Sven nur die Spitze des Eisberges. "Wir stehen vor einem unlösbaren Problem: Wenn sich bis zum 1. Mai dieses Jahres keine neue Betreuungsmöglichkeit ergibt, muss ich unbezahlt die Elternzeit verlängern. Dieser Zustand ist existenzzerstörend."

Die Familie gibt ganz klar der Einrichtung die Schuld für diesen Zustand. "Es wurden keine Lösungen vor Ort geschaffen, Vorschläge nicht angenommen oder ignoriert. Einzig das Mettmanner Jugendamt hat uns zu jeder Zeit unterstützt. Leider sind auch deren Möglichkeiten nicht unbegrenzt." Mit dem Problem steht Familie Adolphs nicht alleine da. Betreuungsplätze sind in Mettmann Mangelware. "Tagesmütter sind heiß begehrt und Plätze stehen kaum zur Verfügung", weiß Elena Adolphs. "In unserem Fall gleich zwei Plätze zu finden, scheint schier unmöglich." Mit ihrem Anliegen wendet sich die Familie ganz bewusst an die Öffentlichkeit, um über die fehlende Systemstruktur aufmerksam zu machen.

"Wie kann es sein, dass in einem staatlichen System, welches einen Betreuungsplatz für jedes Kind ab 12 Monate garantiert, noch immer ein solcher Engpass herrscht?", so die Eltern. "Wir werden nicht die einzigen Menschen sein, die einen Wechsel der Einrichtung entgegen blicken. Dass man bei Unstimmigkeiten nicht die Einrichtung wechseln kann, sondern komplett ohne Betreuung dasteht, kann und darf nicht sein!"

(Schaufenster Mettmann/Tanja Bamme)