Der Bürgerverein - die tun was!

Mettmann · Der Bürgerverein Metzkausen konnte vor kurzem das 829. Mitglied begrüßen. Der Heimatverein, der sich primär mit den Belangen der Bürger im Stadtteil befasst, boomt und trifft einen Nerv bei den Metzkausenern.

Klaus Sänger vom BVM
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Klaus Sänger vom BVM

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Zu verdanken hat der BVM diesen Fakt einem Mann, der sich eigentlich erst nach der Pensionierung so richtig mit seiner Heimat auseinander gesetzt hat. Klaus Sänger ist Jahrgang 1940, hat ein bewegtes und interessantes Berufsleben hinter sich, das ihn in viele Länder geführt hat. "Metzkausen war für mich eigentlich immer nur Schlafstadt", sagt der gebürtige Oberhausener entwaffnend ehrlich. "Hier konnte man günstig bauen, die Erreichbarkeit war durch die gute Infrastruktur vorhanden und Düsseldorf war schnell zu erreichen." Der Bauboom in Metzkausen und Mettmann, der in den 60er und 70er anfing und bis heute anhält hat den Stadtteil sehr verändert, vor allem auch, was die Grundstückspreise anbelangt. "Wenn man die Quadratmeterpreise, die wir hier zahlen mussten, mit den heutigen vergleicht, kann man schon sagen, dass wir Glück gehabt haben."

Als das Berufsleben hinter Klaus Sänger lag, hatte er das Gefühl, dem Stadtteil und seinen Bürgern etwas wiedergeben zu wollen. Irgendwann kam dann auch der Kontakt zum Bürgerverein Metzkausen zu Stande und da es für Klaus Sänger keine halben Sachen gibt, übernahm er vor fünf Jahren den Vorsitz des Vereins. 300 Mitglieder hatte der Verein da; eine stolze Zahl. "Die Initialzündung war für mich der Krumbach, der einer Kloake glich", erinnert sich Sänger. "Da schwammen Fäkalien und Kondome und es konnte einem regelrecht schlecht werden."
Bei starken Regenfällen lief das kleine Regenüberlaufbecken am Krumbach regelmäßig voll und das Regen- und Abwasser wurde direkt in den kleinen Bach geleitet und spülte alles mit, was die Metzkausener in ihre Toiletten warfen. Sänger nahm Kontakt zum Verein auf, wurde Mitglied und irgendwann neuer Vorsitzender.

"Nach und nach setzte ich mit meinen Mitstreitern aus dem Vorstand durch, den Verein firmenmäßig zu führen", sagt Klaus Sänger, der den BVM professionalisierte und den Vorstand auf 10 Personen erweiterte. "So wurde die Last auf viele Schultern verteilt und die Positionen konnten mit fähigen Leuten besetzt werden." In Sachen Krumbach sorgte der Bürgerverein dafür, dass der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW), der Eigentümer der Kläranlage und des Regenüberlaufbeckens, neue Becken baute und der Dreck aus dem Gewässer somit verschwand.

Als nächstes war das Wilhelmdenkmal an der Reihe, wegen dessen Instandhaltung der BVM einmal gegründet wurde. 30 000 Euro mussten investiert werden, damit das marode Denkmal in Metzkausen renoviert werden konnte. Sänger und sein Team besorgten auch Dank einiger Sponsoren den Betrag und sorgten für einen freien Durchgang zum "alten Wilhelm".

Und so können hier viele Projekte aneinander gereiht werden, die vom Bürgerverein initiiert worden sind: Neue Bänke und Laternen für den Crombergpark, das jährlich stattfindende Kinderfest mit allen Kindergartenkindern Metzkausens und ein Graffitifreier Stadtteil sind nur einige. Der letzte Punkt ist eine echte Herzensangelegenheit für Sänger, der durch viele Telefonate und viel Engagement für weniger Schmierereien in Metzkausen gesorgt hat. "Das würden wir gerne auf Mettmann ausweiten", sagt Klaus Sänger. "Wenn ich sehe wie sich die Stadt ihren Gästen präsentiert, bin ich ernüchtert. Da müsste viel mehr gemacht werden."

Klaus Sänger macht dies alles ohne erhobenen Zeigefinger und betont, wie wichtig es ist, sich mit der Politik und besonders mit der Verwaltung gut zu stellen. "Wir haben viel erstritten und viel erreicht, doch es gibt immer wieder neue Themen", sagt Klaus Sänger, den nun ein neues Bauprojekt des Großinvestors Paeschke am Hassel umtreibt. Durch die Bebauung des abgegrenzten Grundstücks wird sich die Verkehrssituation im Stadtteil und besonders auf der Metzkausener und Peckhauser Straße noch einmal verschärfen.

"Schon jetzt haben wir durch den Berufsverkehr aus Ratingen und nach Ratingen morgens und abends ein absolutes Verkehrschaos. Wenn da jetzt noch einmal die geplanten 60 Einfamilienhäuser hinkommen mit der dementsprechenden Anzahl an Autos, wird die Infrastruktur zusammenbrechen." Sänger und der BVM haben mit den Lokalpolitikern Begehgungen des Gebiets durchgeführt und machen Druck, dass hier ein schlüssiges Konzept erarbeitet wird. "Wir haben leider - auf gut deutsch gesagt - gepennt als die Paeschkepläne auslagen", sagt Klaus Sänger, der nicht verstehen kann wie an dieser Stelle solch eine Bebauung überhaupt genehmigt werden konnte. Paeschke plant hochpreisige Immobilien, die auch von der Politik teilweise scharf kritisiert werden.
Beim geplanten Neubaugebiet an der Kirchendelle hofft Klaus Sänger, dass die Stadt ihre Lektion gelernt hat und auf neu Impulse setzt, warnt jedoch auch schon: "Da werden wir aufpassen wie die Schießhunde, was dort passiert. An der Kirchendelle wird uns nicht mehr das Gleiche passieren wie am Hassel."

Und so setzt sich Klaus Sänger stellvertretend für die vielen engagierten Mitglieder des Bürgervereins Metzkausen auch weiterhin für die Bürger ein. Und dabei sind ihm besonders die Kinder wichtig wie auch sein neuestes Projekt zeigt. In direkter Nachbarschaft zum Crombergpark möchte der Bürgerverein auf dem brachliegenden Areal eine Streuobstwiese für die Metzkausener Kinder anlegen. "Das sind wir in guten Gesprächen mit der Stadt, der das Grundstück, das nicht bebaut werden kann, gehört. Wenn alles gut geht, hoffen wir im Frühjahr oder Sommer Vollzug zu melden", sagt Klaus Sänger, der mittlerweile ein Dauergast im Mettmanner Rathaus ist. "Ja, das stimmt, die kennen uns da langsam", sagt er schmunzelnd und fügt an: "Die Metzkausener halten zusammen und sind daran interessiert was bei ihnen passiert. Sie sind zudem motiviert, auf den Nachbarn zu achten." Klingt wie eine Selbstbeschreibung...

(Schaufenster Mettmann/Felix Förster)