Motive könnten "missverständlich aufgefasst werden" Caritasverband Mettmann zieht Burka-Postkartenaktion „Mascara“ zurück

Mettmann · In Zusammenarbeit mit einer Künstlerin hat der Caritasverband Mettmann am 1. Dezember eine Postkarten-Aktion ins Leben gerufen, deren Motive und Texte den Umgang mit muslimischen Kopf- und Körperbedeckungen thematisieren.

Martin Sahler, der Fachbereichsleiter Integration und Migration, die Künstlerin Astrid Kirschey und der Vielfalt-Projektbeauftragte Heiko Richartz präsentierten die umstrittenen Motive.

Foto: Caritasverband Mettmann

Auf den Motiven (s.Bild) waren Burkas thematisiert. Nun schreibt die Caritas: "Diese Postkarten-Aktion im Rahmen regionaler Vielfalt-Initiativen steht in der Verantwortung des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann e. V.. Der Caritasverband Mettmann stellt klar, dass die Vollverschleierung einem offenen und freiheitlichen Miteinander in der Gesellschaft entgegensteht. Sie behindert die Integration und verletzt die Rechte von Frauen."

Mit der Postkarten-Aktion "Mascara" wollte der Caritasverband "einen Beitrag zur Diskussion um Vorverurteilungen, Pauschalisierungen und den Wert gesellschaftlicher und religiöser Vielfalt leisten." Die Motive und die künstlerisch fotografische Umsetzung seien nicht selbsterklärend und müssten mit den Zitaten zum Thema Freiheit in Bezug gesetzt werden. "Wir bedauern, dass Motive und Text-Botschaften bei einer schnellen, oberflächlichen Betrachtung missverständlich aufgefasst werden können", schreibt die Pressesprecherin Helene Adolphs.

Der Caritasverband habe die Postkarten-Aktion deshalb gestoppt. Der Caritasverband plädiere und werbe für eine differenzierte Wahrnehmung und möchte Diskussionen zu aktuellen Themen anstoßen. Adolphs: "Im Vordergrund stehen für uns die gesellschaftliche Vielfalt und die persönliche Freiheit eines jeden einzelnen Menschen."

Im Folgenden die ursprüngliche Pressemitteilung der Caritas von gestern:

Postkartenaktion "Mascara"

"In Zusammenarbeit mit der Solinger Künstlerin Astrid Kirschey hat des Projekt "vielfalt. viel wert." im Fachdienst für Integration und Migration (FIM) des Caritasverbands für den Kreis Mettmann eine am 1. Dezember begonnene und circa vier Wochen laufende Postkarten-Aktion ins Leben gerufen. Die Postkarten - 20.000 Stück, fünf Motive - sind kostenfrei in 45 Szene-Gastronomie-Betrieben in Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld, Mettmann, Ratingen, Velbert und Wülfrath erhältlich. Finanziert haben die Aktion der Diözesancaritasverband Köln und der Caritasverband für den Kreis Kreis Mettmann.

Mit den Postkarten wollen der Caritasverband und die Künstlerin Denkanstöße zu einem Thema geben, das im Jahr 2016 immer wieder die Medien beherrscht hat: Der Umgang mit muslimischen Kopf- und Körperbedeckungen, insbesondere mit Gesichtsverschleierungen. Der Titel "Mascara" bezieht sich auf die ursprüngliche italienische Bezeichnung für "Maske", also eine Verhüllung des Gesichts.

"Die freie Wahl der Kleidung und unsere gesellschaftliche Freiheit sind untrennbar miteinander verbunden", erläutert Astrid Kirschey ihre Motive. Diese Fotoserie visualisiere das Thema der gesellschaftlichen Bedeutung von Kleidung. "Zu sehen sind individuelle Kleidungsstile, die hinter der Vollverschleierung zutage treten und auf den individuellen Charakter der Frau hinter der Verhüllung hindeuten. Vielfalt und Individualität beginnt unter anderem im Kleiderschrank."

"Ergänzt werden die Motive mit klassischen Zitaten zu den Themen Freiheit und freies Denken, etwa von Franklin, von Kleist oder Camus. Hier steht die Freiheit, Bekleidung nach Belieben zu wählen, anderen Gesichtspunkten gegenüber. Widersprechen Ganzkörperverschleierungen oder doch eher Kleidervorschriften unseren Werten?", ergänzt der Vielfalt-Projektbeauftragte der Caritas, Heiko Richartz.

Häufig werden Debatten zum Thema, zumeist unter dem irritierenden Titel "Burkaverbot", ohne ein klares Wissen dazu geführt. Was ist überhaupt eine Burka? Es gibt viele verschiedene Formen der weiblichen Kopfbedeckung: Hidschab, Chimar, Tschador, Niqab und Burka. "Hier möchten wir anregen, sich mit dem Thema intensiver zu befassen und differenzieren zu können", sagt FIM-Leiter Martin Sahler.

Ein auf den Rückseiten der Karten zu findender QR-Code führt auf die Internetseite www.vielfalt.caritas-mettmann.de, auf der sowohl Hintergrundinformationen als auch Diskussionsansätze zu finden sind."

(Schaufenster Mettmann)