Ein sehr positiver Arbeitsmarkt

Mettmann · Der Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann hat sich im Jahr 2015 erfreulich entwickelt: Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat im Kreisgebiet ein Allzeithoch erreicht, die Jugendarbeitslosigkeit ist signifikant zurückgegangen.

Martina Würker, die Geschäftsführerin des Jobcenters ME-aktiv, und Marcus Kowalczyk, der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Mettmann, stellten die Zahlen vor.

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Gleichzeitig fiel im abgelaufenen Jahr die Arbeitslosenquote auf 6,4 Prozent zum Ende des Jahres. Mit rund 57 Millionen Euro werden die Agentur für Arbeit und das Jobcenter ME-aktiv gemeinsam im neuen Jahr Arbeits- und Ausbildungsplatzsuchende fördern. Marcus Kowalczyk sieht vor allem im Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit einen Erfolg des arbeitsmarktpolitischen Einsatzes aller Partner am Arbeitsmarkt.

"Der Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann hat sich im Jahr 2015 von einer erfreulichen Seite gezeigt", sagt Marcus Kowalczyk, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mettmann. "Dafür steht besonders das Allzeithoch bei der Beschäftigung, das wir erreicht haben: Mit 177.122 Frauen und Männer waren noch nie so viele Menschen im Kreisgebiet sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie 2015." Kowalczyk geht davon aus, dass sich diese Entwicklung 2016 bestätigen wird: "In den vergangenen zwei Jahren hat die Kurve der Beschäftigung kontinuierlich nach oben gezeigt. Das, und die fehlenden Anzeichen einer gegenteiligen Entwicklung lassen uns davon ausgehen, dass dieses hohe Niveau der Beschäftigung im Kreis Mettmann auch im kommenden Jahr 2016 gehalten werden kann."

Auch die absehbare demografische Entwicklung lasse einen anhaltenden Bedarf an Fachkräften bei den Arbeitgebern erwarten: "2016 werden über 2.000 Beschäftigte das 65. Lebensjahr erreichen. 2017 sind es bereits rund 2.700. Obwohl das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre erhöht wird, wächst die Gruppe der Beschäftigten im Renteneintrittsalter von Jahr zu Jahr weiter." Die aus dem Berufsleben ausscheidenden Fachkräfte müssen ersetzt werden: "Das ist vor allem für junge und gut ausgebildete Menschen ein positives Signal. Sie werden dringend gebraucht", ist der Chef der Arbeitsagentur überzeugt. Frauen und Männer, Teilzeit und Vollzeit Die positive Entwicklung bei den Beschäftigten beruht auf Anstiegen bei den Vollzeit- als auch Teilzeitarbeitsplätzen. Von 2010 bis 2015 nahm die Zahl der Vollzeit stellen um 1.323 Stellen zu, von 136.919 auf 138.242 Arbeitsplätze im Kreisgebiet.

Die Zahl der Teilzeitstellen wuchs im gleichen Zeitraum um 36,0 Prozent, von 28.518 auf 38.687. "Diese wachsende Beliebtheit von Teilzeit drückt zwei Trends aus", erklärt Marcus Kowalczyk: "Immer mehr Menschen verkürzen ihre Wochenarbeitszeit. Auch wer nur 35 statt 39 Stunden arbeitet, arbeitet in Teilzeit. Und dann
gibt es immer mehr Menschen, für die eine Stelle in Teilzeit keine Reduktion, sondern ihren Start in den Arbeitsmarkt bedeutet. Ganz häufig sind das Frauen, denen Arbeitgeber die Möglichkeit geben, auf diese Weise Familie und Beruf gut vereinbaren zu können." Die Anzahl berufstätiger Frauen hat in den vergangenen fünf Jahren
um 7,0 Prozent zugelegt, von denen 42,0 Prozent in Teilzeit arbeiten. Die Gruppe der sozialversicherungspflichtigen Männer wuchs um 5,0 Prozent.

Rückgang der Arbeitslosigkeit im Kreis Mettmann
Die Arbeitslosenquote im Kreis Mettmann ist Ende des Jahres auf 6,4 Prozent gesunken, auf den niedrigsten Stand seit 2011 und 0,2 Prozent unter dem Stand des Vorjahres: "Diesen Wert haben wir bereits im November erreicht. Saisontypisch für den beginnenden Winter wäre nun ein Anstieg der Quote gewesen. Dieser ist in
diesem Jahr aber ausgeblieben. Auch das ist ausgesprochen erfreulich; ist aber unter anderem auf die milde Witterung zurückzuführen, die den Außenberufen besonders zu gute kommt".

Um 0,4 Prozent ist die Arbeitslosigkeit junger Menschen unter 25 Jahren zurückgegangen — auf 4,4 Prozent: "Dieser Wert freut mich ganz besonders", sagt Kowalczyk. "Wir haben im Kreis nur noch rund 1.000 junge Menschen unter 25 Jahre, die arbeitslos gemeldet sind. Das sind über 8,0 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Darin sehe ich nicht nur einen Erfolg unserer arbeitsmarktpolitischen Schwerpunktsetzung, sondern auch aller Partner am Arbeitsmarkt im Kreis, mit denen wir gemeinsam die Herausforderung der Integration jüngerer Arbeitslose angegangen sind."

Die Agentur für Arbeit habe einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gelegt, "weil wie so einerseits der Entstehung von Langzeitarbeitslosigkeit vorbeugen, und andererseits den Wirtschaftsstandort stärken, der auf gut qualifizierte und erfahrene junge Leute angewiesen ist. Deshalb ist es unser Anliegen, junge Menschen erst gar nicht in die Arbeitslosigkeit kommen zu lassen, sondern, bei Bedarf, zum Beispiel frühzeitig zu fördern".

2016 wird die Agentur für Arbeit unter anderem und gemeinsam mit dem Jobcenter ME-aktiv weiter am Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit arbeiten: "Wir werden unsere Bemühungen noch einmal verstärken", sagte Kowalczyk. "Auch der Umbau unseres Arbeitsgeber-Services kommt diesem Ziel zugute. Wir wollen so noch näher an die Betriebe und an die Arbeitssuchenden heran. Die Betriebe suchen Arbeitnehmer mit Potenzialen und die Menschen anspruchsvolle Arbeit. Hier wollen wir was bewegen." 2016 planen die Agentur für Arbeit Mettmann und das Jobcenter ME-aktiv für die Förderung von Arbeits- und Ausbildungssuchenden rund 57,05 Millionen Euro auszugeben.

Ausbildungsmarkt 2015 ist gekennzeichnet von Passungsproblemen

Am Ausbildungsmarkt hat sich 2015 ein absehbarer Trend bestätigt, sagt Marcus Kowalczyk. Bei der Agentur für Arbeit meldeten sich im Jahr 2015 rund 4,0 Prozent weniger Bewerber, die Zahl der Lehrstellenangebote nahm gleichzeitig um rund11,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. "Für Unternehmen wird es immer schwieriger, Wunschkandidaten für Ausbildungsplätze zu finden", analysiert Kowalczyk. "Dafür spricht der Rückgang bei den Bewerbern. Die Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz anstreben, kontaktieren fast vollständig die Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Der Rückgang bei den Bewerbern entspricht der demografischen
Entwicklung sowie dem Trend zum Studium. Wie die Jugendlichen ist auch der Anteil der Unternehmen, die uns zur der Azubi-Suche einschalten, sehr hoch. Wir sind nah an den Unternehmen und den Jugendlichen."

Dennoch ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse zurückgegangen. Kowalczyk erkennt darin ein Signal an die Ausbildungsbetriebe: "Es lohnt sich, schon frühzeitig intensiv und engagiert tätig zu werden". Gerade die erst spät gemeldeten Stellen haben Unternehmen 2015 häufig nicht besetzen können", sagt der Chef der Agentur für Arbeit: "Wir sprechen in diesem Zusammenhang von 'Passungsproblemen‘. Wenn die Wunschkandidatin auf eine Stelle in Langenfeld in Velbert lebt, wird sie sich eher nicht bewerben. Die Stelle bleibt dann womöglich unbesetzt, weil in der kurzen Zeit keine Alternative mehr gefunden wird."

Kowalczyk ermuntert die Ausbilder im Kreis, "auch schlechter qualifizierte Jugendliche in Betracht zu ziehen. Auch wenn es schwer ist, zum Beispiel wegen fehlender sozialer Kompetenzen. Doch die Agentur für Arbeit hat viele Möglichkeiten, Hilfestellung zu leisten. Das beginnt bei der kostenlosen Nachhilfe für die jungen Menschen und geht bis zur sozialpädagogischen Betreuung zur Entlastung der Betriebe. Wir wollen so vielen Arbeitgebern und so vielen Jugendlichen wie möglich helfen. Das bedeutet für uns: Viele Jugendliche in Ausbildung bringen, Unternehmens-Nachwuchs fördern und zum Gelingen der Ausbildung beitragen."

Der Ausbildungsmarkt blieb 2015 wie in den vorhergehenden Jahren im Ungleichgewicht: Auf 3.282 Bewerber kam ein Angebot von 2.182 Stellen - auf vier Bewerber kamen drei Ausbildungsangebote. "Deshalb bauen wir für 2016 auf eine weitere Steigerung der Ausbildungsquote im Kreis", sagt Kowalczyk. "Wir rühren dafür gemeinsam mit unseren Partnern am Arbeitsmarkt jede verfügbare Werbetrommel. Angesichts der rapiden demografischen Veränderung im Kreisgebiet gibt es für viele Unternehmen gar keine Alternative mehr zur Ausbildung des eigenen Personal-Nachwuchses."

Flüchtlingen Integrationspfad aufzeigen

Auch im Kreis Mettmann sind 2015 viele Flüchtlinge angekommen und zumindest vorübergehend untergekommen. "Noch ist es für uns gar nicht absehbar, mit wie vielen Menschen wir letztlich zu rechnen haben" sagt Marcus Kowalczyk. "Derzeit, Stand Ende Dezember, sind es knapp 500 Personen, die sich bei der Agentur für Arbeit oder im Jobcenter gemeldet haben". Die Arbeitslosigkeit bei den Ausländern ist dementsprechend verglichen mit dem Vorjahr im Dezember nur um knapp ein Prozent gestiegen. "Nach ihrer Anerkennung können sich die Menschen frei in der Bundesrepublik bewegen. Wo sie dann hingehen werden, können wir nicht sagen. Wir gehen dennoch davon aus, dass viele im Kreis bleiben und sich daher im kommenden Jahr auch die Zahl der Arbeitslosen zählbar erhöhen wird."

Für den Kreis sei das letztlich zu bewältigen, glaubt Kowalczyk — gerade auch aufgrund der zusätzlichen Mittel und des zusätzlichen Personals, das Agentur für Arbeit und Jobcenter zur Verfügung gestellt bekommen haben: "Wir sind gut aufgestellt und vorbereitet. Die Menschen wollen schnell auf eigenen Beinen stehen. Mit dem Integration Point, den wir Mitte Januar offiziell vorstellen werden, haben wir eine besondere Anlaufstelle geschaffen, in der alle für die Flüchtlinge wichtigen Organisationen unter einem Dach und miteinander arbeiten. Hier ist es möglich, gemeinsam mit jedem Hilfe suchenden Menschen den individuell besten Integrationspfad zu finden".

Allerdings warnt Kowalczyk davor, zu große Erwartungen in die Ankömmlinge zu setzen. "Viele haben Talente, die nachgefragt werden. Doch müssen sich diese Menschen auch erst einmal einfinden. Ich gehe davon aus, dass unsere Integrationsbemühungen erst mittel- oder langfristig sichtbar werden". Der Kreis sei dieser Gemeinschaftsaufgabe gut gewachsen: "Wenn alle Akteure am Arbeitsmarkt gemeinsam daran arbeiten, gelingt die Integration vieler Zuwanderer auch. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Menschen möglichst schnell die Sprache lernen und dann in Qualifikationen und Fortbildungen gehen", sagt Kowalczyk.

Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Mettmann ist im Dezember nahezu gleich geblieben (plus 11 Personen). Damit sind nun 16.498 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind 387 Personen weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote im Kreis Mettmann blieb konstant zum Vormonat bei 6,4 Prozent (Dezember 2014: 6,6 Prozent).

Agentur für Arbeit Mettmann (Region Erkrath und Mettmann)

Die Arbeitslosigkeit ist von November auf Dezember geringfügig um vier auf 2.927 Personen gestiegen. Das waren 75 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Dezember 7,0 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 7,1 Prozent. Dabei meldeten sich 542 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 78 mehr als vor einem Jahr und gleichzeitig beendeten 554 Personen ihre Arbeitslosigkeit (plus 42). Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 5.729 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Minus von 227 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem gegenüber stehen 5.855 Abmeldungen von Arbeitslosen (minus 354).

Der Bestand an Arbeitsstellen ist im Dezember um 44 Stellen auf 415 gesunken; im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 130 Arbeitsstellen mehr. Arbeitgeber meldeten im Dezember 294 neue Arbeitsstellen, 203 mehr als vor einem Jahr. Seit Januar gingen 1.708 Arbeitsstellen ein, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein
Zuwachs von 500. Mettmann hat im Laufe des Jahres seine Arbeitslosenquote um 0,4 Prozent verbessern können — von 6,7 Prozent auf nun 6,3 Prozent. 1.228 Arbeitslose bedeuten 79 weniger als vor einem Jahr. 1.699 Arbeitslose leben in Erkrath (minus sieben zum Vorjahresmonat. Die Stadt weist mit 7,6 Prozent (Dezember 2014: 7,5 Prozent) die schlechteste Arbeitslosenquote im Kreis aus.

(Schaufenster Mettmann)