Ein Interview mit Mettmanns Landtagsabgeordneten Martin Sträßer "Wir müssen darauf achten, dass der Ausweichverkehr nicht durch Metzkausen führt"

Mettmann · Martin Sträßer ist Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis 39. Dieser umfasst nicht nur die gesamten Städte Velbert und Wülfrath, sondern auch Teile von Mettmann (Goldberg, Obschwarzbach und Metzkausen).

Martin Sträßers Wahlkreis erstreckt sich auch über große Teile von Mettmann.

Foto: TB

Seit etwas über einem Jahr ist der Wülfrather, der mittlerweile seit fast 40 Jahren in der Politik aktiv ist, bereits im Amt und sitzt in den Ausschüssen Bildung, Wissensschaft und Kommunales. In einem persönlichen Interview liefert Martin Sträßer Ausblicke in die Zukunft und erzählt von seinen Amtsanfängen.

Mit Regierungsbildung im Juni vergangenen Jahres fing Ihre aktive Amtszeit an. Was waren Ihre ersten Aufgaben als Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis 39?

"Ich habe zunächst alle Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden und Vereine angeschrieben. Mir war wichtig, dass ich mit den Menschen in meinem Wahlkreis ins Gespräch komme, um zu erfahren, in welchen Bereichen ich Hilfestellungen leisten kann. Auch wenn sich gerade im ersten Jahr mein Kalender dadurch zusehends gefüllt hat, konnte ich viele interessante Gespräche führen."

Welches Anliegen kam bei diesen Terminen am häufigsten zur Sprache?

"Die zunehmende Überlastung der Ehrenamtlichen. Es sind nicht mehr viele Menschen bereit, sich unentgeltlich für eine Sache zu engagieren. Dabei funktioniert unsere Gesellschaft durch eben solches Engagement. Ich war selbst 14 Jahre lang Vorsitzender eines großen Sportvereins und habe die gleichen Beobachtungen machen müssen. Zwei Gründe dafür sind der demographische Wandel und die zunehmende Individualisierung. Die Politik muss versuchen, die Vereine durch hauptamtliche Unterstützer zu entlasten. Man könnte beispielsweise organisieren, dass die Kassenführung von anderer Stelle übernommen wird, damit sich die Ehrenamtler wieder um die eigentlichen Aufgaben im Verein kümmern können."

Das Thema Schullandschaft ist in Mettmann allgegenwärtig. Der Wunsch nach einer Gesamtschule groß. Wie sieht diesbezüglich Ihre Meinung aus?

"In Mettmann gibt es zu viele Schüler für die weiterführenden Schulen. Deshalb beobachten wir jährlich die große Zahl an Auspendlern. Besonders mit Auslaufen der Hauptschule muss für diese Schüler eine Alternative geschaffen werden. Das Modell der Sekundarschule kam in Mettmann leider nicht zum Tragen. Den Wunsch nach einer Gesamtschule, der bereits durch eine neu gegründete Initiative bestärkt wird, kann ich zwar nachvollziehen, die wenigsten Umbrüche brächte es aber wohl die Realschule mit einem Hauptschulzweig auszustatten. Es bleibt aber eine Entscheidung, die in Mettmann selbst getroffen werden muss."

Mit der neuen Landesregierung hat auch G9 wieder Einzug in die Schullandschaft gehalten. Wie beurteilen Sie diesen Wechsel?

"Ich gebe offen zu, dass ich kein Freund der Rückkehr zu G9 war, weil das wieder viele Jahre Unruhe in die Schulen bringt. Auch durch Gespräche mit Lehrern wird mir immer wieder bewusst, dass es wesentlich wichtiger ist, sich mit den Schülern und weniger mit Strukturen zu beschäftigen. Der Wechsel zurück zu G9 bedeutet für das Land NRW in den kommenden Jahren einen finanziellen Mehraufwand von rund einer halben Milliarde Euro für neue Gebäude, Personal und Sachmittel. Damit hätte man auch anders die Qualität der Schulen steigern und vielleicht G8 besser machen können. Es gab aber den weit verbreiteten Wunsch der Rückkehr zu G9. Den wollten wir als NRW-Koalition respektieren. Auch das ist Demokratie."

Gibt es eine Möglichkeit, eines der Gymnasien auch weiterhin unter G8 zu führen?

"Ja. Das kann allerdings nur die Schulkonferenz mit einem Mehrheitsentscheid von Zweidrittel plus einer Stimme selbst entscheiden. Diese Hürde ist zwar sehr hoch, untermauert aber dann den Wunsch, das Gymnasium auch weiterhin unter G8 zu führen. In Mettmann wäre es denkbar, beide Formen anzubieten."

Mit welchen Projekten setzen Sie sich derzeit noch auseinander?

"Mein großes Anliegen für Mettmann ist die Erneuerung der L239 zwischen Ratingen und Mettmann. Mir ist nicht nur die Sanierung der Straße wichtig, sondern auch eine anständige Verkehrsausweichplanung. Wir müssen darauf achten, dass der Ausweichverkehr nicht durch Metzkausen führt und die Kreuzung an der Kreispolizeibehörde nicht verstopft wird. Auf Landesebene setze ich mich im Wissenschaftsausschuss für die Themen Lehrerausbildung und den Übergang von Schule zur Hochschule ein. Und im Kommunalausschuss geht es vor allem um eine bessere Finanzausstattung der Kommunen."

Wie sieht Ihr Leben aus, wenn Sie nicht politisch im Einsatz sind?

"Auch wenn meine drei Kinder jetzt erwachsen sind, bleibe ich ein Familienmensch. Entspannen kann ich darüber hinaus beim Sport - Tischtennis, Fußball und Laufen. Und ehrenamtlich engagiere ich mich weiter in der Kirche und in der Wülfrather Kommunalpolitik. Bodenhaftung bleibt eben wichtig."

(Schaufenster Mettmann/TB)