„Wir hoffen, es geht schnell!“

Mettmann · Erfahren hat Rudolf Kirschner von den Plänen der Stadt an seinem Urlaubsort. Kirschner ist Schulleiter des Konrad-Heresbach-Gymnasiums und musste innerhalb weniger Wochen umdisponieren.

Beuys, Lennon und Dylan an der Wand: Rudolf Kirschner in seinem Schulleiterbüro.

Foto: FF

"Dass nun auch unsere zweite Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden sollte, erfuhr ich in den Ferien." Gemeinsam mit Horst Knoblich, der beim KHG für die Sportpläne zuständig ist, mussten neue Pläne erstellt werden. Eine Mammutaufgabe, die jedoch dazu geführt hat, dass am KHG keine Sportstunden ausfallen müssen. "Dafür müssen allerdings die Lehrer und Oberstufenschüler mitunter spätere Unterrichtszeiten in Kauf nehmen", sagt Rudolf Kirschner. Der Sport findet nun unter anderem in den Hallen von ME-Sport, der Aula oder der Stadthalle statt. So wird die Aula für Fünftklässler genutzt und in der Stadthalle findet Gymnastikunterricht statt.

Kirschner: "Das ist alles provisorisch und wir hoffen, dass es schnell geht und wir unsere Hallen bald wieder nutzen können." Ein halbes Jahr ließe sich so organisieren. "Weiter können und möchten wir einfach noch nicht denken!"

Einen Appell richtet er an Immobilienbesitzer, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Der ein oder andere Immobilienbesitzer hält sich da schön raus und die Kommunen werden alleine gelassen. Da könnte die Solidarität insgesamt größer sein." Mettmann und Düsseldorf bildeten aber auch hier eine Ausnahme, da es hier wenig Wohnungsleerstand gibt. Kirschner nennt als Beispiel die Stadt Wuppertal, die weniger Probleme mit der Flüchtlingsunterbringung hätte, da es dort viele leere Wohnhäuser geben würde. "Da müsste der kommunale Verteilerschlüssel neu strukturiert werden."

Begeistert ist der Schulleiter von seinen Schülern, die sich noch in keiner Weise über die angespannte Situation beschwert hätten "Die Stimmung ist positiv, die Kinder und Jugendlichen möchten gerne helfen, auch wenn der Kontakt zu den hier Aufgenommenen bisher eher gering ist." Schulleben und Notunterkunft böten wenige Überschneidungspunkte. Einmal hätten die Flüchtlinge den Schulhof verlassen müssen, als sie sich während der Unterrirchszeit an den Tischtennisplatten aufgehalten hätten. "Das geht nicht und wir mussten sie auffordern, den Hof zu verlassen. Die Männer haben das jedoch eingesehen und sind dann gegangen", sagt Kirschner.

In den Hallen sind vorwiegend alleinstehende Männer untergebracht und Kirschner hat Verständnis für deren Lage. "Sie können ja nichts für die Situation und dass ihnen häufig langweilig ist, kann ich mir vorstellen." Die Sportler der Schule hätten aus diesem Grund extra Tischtennisschläger für sie gesammelt, damit sie nach dem Unterricht Tischtennis spielen können. Eine Kiste mit 20 Schlägern konnte überreicht werden. Zudem gibt es von der SV die Idee zu einem Fußballturnier mit Schüler-Lehrer-Mannschaften auf der einen und Flüchtlingsmannschaften auf der anderen Seite. "Die Schüler sind da sehr kreativ."

Kritik an der Stadtverwaltung möchte Rudolf Kirschner explizit nicht üben, auch wenn sie mitunter durchzuhören ist. Etwa, wenn er auf die Frage antwortet, warum das KHG gleich zwei Turnhallen abgeben müsse, und das HHG in Metzkausen nicht mal eine. "Die Wege vom Rathaus zu uns sind für die Stadtverwaltung eben kürzer und bequemer." Anfang August hatte das in einem offiziellen Schreiben an die Eltern noch anders geklungen: "An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Schulträger es bisher noch nicht für notwendig gefunden hat, den Schulleiter offiziell zu informieren." Dies habe sich jedoch geändert, mittlerweile wären Mitarbeiter der Stadtverwaltung persönlich bei ihm gewesen. Wie es weiter geht, bleibt abzuwarten.

Ein Kommentar dazu:

(Schaufenster Mettmann/Felix Förster)