Leserbrief zur Tour de France in Mettmann "Stadtverwaltung versagt!"
Mettmann · Zu den Sperrungen wegen der Tour de France erreichte uns folgende Leserzuschrift.
"Seit Wochen, ach was, seit Monaten hat Mettmann eigentlich kein wichtigeres Thema als die Tour. Überall wird sich fein raus geputzt und die bunten Blumen sprießen sprichwörtlich aus dem Boden. Alles ist schön und jeder freut sich. Heute ist er also da, der 2. Juli 2017. Nicht jeder in Mettmann wohnende Mensch hat jetzt ein überaus tiefgründiges Interesse an oben genannter Großveranstaltung, sondern das erklärte Ziel dem Rummel zu entgehen oder, wie in meinem Fall, ein anderes persönliches Großereignis sportlicher Natur und deshalb das Bedürfnis Mettmann noch zu verlassen bevor alles abgesperrt ist. Aber ab wann wird das der Fall sein? Die groß angekündigten 'Informationen für Anlieger/Betroffene' hat es nie gegeben. Es sollte Flyer oder gar Postwurfsendungen an alle betroffenen Haushalte geben. Mit etwas Internet Recherche wird man fündig. Da steht es: BIS 9.30 Uhr kann man Mettmann noch durchqueren, bevor die Stadt für den restlichen Tag geteilt wird, dann kommt keiner mehr von der einen zur anderen Seite, geschweige denn mit dem Auto irgendwo hin.
Von uns aus zur A3, das ist alles was ich heute brauche. Nur 1,3 km über die Düsseldorfer Straße die ja später Rennstrecke ist. Sollte alles kein Problem sein, der Wecker klingelt um 7.30 Uhr. Aufstehen, ein Blick auf die Straße nach links: Tatsächlich scheinen alle das absolute Halteverbot ernst zu nehmen, kein Auto mehr am Straßenrand, gab ja auch Flyer an den Autos (aber nicht in den Briefkästen!?)! Oder aber die Stadt hat schon abschleppen lassen. Egal, so leer habe ich die Straße noch nie gesehen. Mein Blick geht in die andere Richtung, in Richtung Kreishaus: Ich stutze, schaue auf die Uhr: 7.32Uhr! Drei Männer in oranger Warnbekleidung bauen in der Kurve die Sperrung auf. Aber nicht nur irgendwie provisorisch, nein, so richtig. Rot-weisse Sperren mit blinkenden roten Lampen und "Durchfahrt Verboten"-Schild, davor die Metallgitter für die Schaulustigen. Sie fahren weiter bis zur August-Burberg-Straße und bauen dort auf. Ich bin irritiert. Es hieß doch bis 9.30 Uhr könne man noch raus?!
Beim Frühstück bekomme ich Bauchschmerzen. Ich muss heute hier weg, da gibt es keine andere Möglichkeit. Wir haben ein Ligaspiel in Bochum! Mir ist das alles zu vage und ich mache mich auf den Weg. 8.15 Uhr. Eigentlich habe ich noch über eine Stunde bis die Straßen dicht sind. Vor der Einfahrt zur Garage Flatterband. Das ist mit einem Handgriff zur Seite geräumt. Ich schmeiße meine Sportsachen in den Kofferraum und rolle langsam auf die Straße. Mittlerweile stehen an den Seitenbegrenzungen Junge Leute in Warnweste. Das ist aber früh!
Ich fahre die Düsseldorfer Straße Richtung Autobahn, weit komme ich nicht. An der Kreuzung Berliner Straße winkt ein Junger Mann vom THW: 'Sie müssen jetzt die Strecke verlassen!' und deutet in Richtung Berliner Straße. 'Entschuldigung?! Die Sperrung beginnt erst um halb zehn!' 'Nein, ich habe den Befehl: Ab jetzt alle Autos von der Strecke!' Ich bin schon echt sauer und überlege was passiert, wenn ich jetzt die letzten 500 m, die mir noch fehlen, einfach mit dem Gaspedal nehme, aber so etwas mache ich nicht. Auch auf den Erklärungsversuch, dass ich nur zu Autobahn muss, lässt er sich nicht ein. 'Fahren sie über Ratingen.' Super! 10 km extra.
Ich schaue den jungen Mann noch einmal böse an und fahre. Bringt ja nichts. Aber ich bin nicht die einzige die die frühe Sperrung aus dem Konzept bringt: An der Kreuzung stehen diverse Autofahrer und diskutieren mit den Streckenposten. Herzlichen Dank für diese gute Vorbereitung und Informationspolitik! Der größte Hohn an der ganzen Sache: Auf dem Weg durch das Schwarzbachtal fällt es mir wieder ein noch bevor das erste Schild auftaucht - die Zufahrt zur A3 in Richtung Oberhausen: Gesperrt! Umleitung in Richtung Frankfurt, gedreht wird an der nächsten Abfahrt: Mettmann!"
Ann-Katrin Matschke, Mettmann
Hinweis
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich außerdem sinngemäße Kürzungen vor.