CDU, SPD, Grüne und Piraten/Linke einigen sich auf einen gemeinsamen Antrag für eine Gesamtschule Jetzt müssen mindestens 100 Eltern die Daumen heben
Mettmann · Sechs Jahre nach dem Scheitern einer Sekundarschule und dem Auslaufen der Hauptschule ist in Mettmann bisher immer noch kein Schulangebot für alle Schulformen entstanden, obwohl die Schülerzahlen entgegen der Prognosen wieder deutlich ansteigen.
In einer 2016 von der Stadtschulpflegschaft durchgeführte Elternbefragung sprachen sich 72 Prozent der Eltern für eine Gesamtschule aus. Ein deutliches Votum. Es folgte eine Machbarkeitsstudie zur baulichen Umsetzung und im vergangenen Jahr schließlich ein Antrag der SPD auf Einrichtung eines Hauptschulzweiges an der Realschule, der von einem CDU-Antrag zur Erstellung eines Raumplans und pädagogischen Konzepts ergänzt wurde. Grüne und Piraten/Linke hielten als einzige Fraktionen an der Forderung nach einer Gesamtschule fest.
"Wir waren im vorigen Jahr der Meinung, dass sei die schnellste Lösung und haben damit gerechnet, dass zeitnah vom Land eine Anpassung des Paragraphen 132c erfolgt", erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian Peters die damalige Entscheidung und ergänzt, dass die SPD auch weiterhin für eine Gesamtschule gewesen sei, damals aber keinen Weg zur schnellen Umsetzung sah. Jürgen Gutt, stellvertretender Vorsitzender der Piraten/Linke, selbst Lehrer, erklärt das Problem: "Der Paragraph 132c ist bisher lediglich für Schulabsteiger in der siebten Klasse ausgelegt. Um ihn ab der fünften Klasse anwenden zu können, ist eine Änderung des Schulgesetzes erforderlich." So etwas dauere erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre, ergänzt er.
Eine Änderung des Schulgesetzes ist bisher nicht in Sicht und auch die im CDU-Antrag von Fachverwaltung und Schulleitung geforderte Raumplanung und das pädagogische Konzept sind nicht in Angriff genommen worden. "Es ist ein Jahr vergangen und nichts ist passiert", fasst Peters zusammen. Nils Lessing, Fraktionsvorsitzender der Grünen fügt hinzu: "Wir bauen neue Kitas, mehr Familien ziehen nach Mettmann und wir haben immer noch keine Lösung für alle Schüler". Anders als verlautbarte Entwicklungen in der Vergangenheit lässt eine Prognose der Schülerzahlen die Einrichtung einer Gesamtschule bei Beibehaltung beider Gymnasien inzwischen zu. "Die Geburtenzahlen sind um 100 nach oben gegangen", kennt Ute Stöcker, stellvertretende Bürgermeisterin die präzise Zahl. Die mögliche Sorge der Mettmanner Gymnasien, dass über kurz oder lang eines davon schließen müsse, scheinen unbegründet, wenn man sich die statistischen Daten ansieht. Während sich die Zahl der integrierten Gesamtschulen in den Jahren 2005 bis 2017 fast verdreifacht hat, ist die Zahl der Gymnasien konstant geblieben, sogar leicht angestiegen, während die Zahl der Haupt- und Realschulen stark abgenommen hat.
Der Antrag der vier Fraktionen CDU, SPD, Grüne sowie Piraten/Linke hebt den Beschluss aus dem letzten Jahr auf und bringt die verbindliche Elternbefragung für eine Gesamtschule auf den Weg, bei der sich mindestens 100 Eltern für die Einrichtung entscheiden müssen. Das Büro Klein & Neubürger, das bereits die Machbarkeitsstudie zur Gesamtschule erstellt hat, soll mit der Feinplanung der Variante vierzügige Gesamtschule am Standort Realschule/Hauptschule beauftragt werden. Und die Verwaltung wird beauftragt die Rahmenbedingungen für die mögliche Einrichtung einer Gesamtschule mit der Bezirksregierung zu erörtern. Die erste Entscheidung zum Antrag fällt im heutigen Ausschuss für Schule, Kultur und Sport.
Gelobt wurde von den vier Fraktionen die vor einigen Monaten gegründete Bürgerinitiative "Gesamtschule für Mettmann", die sich aus Sicht der Politiker sehr positiv engagiert für eine Gesamtschule eingesetzt hat.