Flüchtlinge müssen wieder in Turnhallen ziehen

Mettmann · Einmal im Quartal hat sich in diesem Jahr der Runde Tisch für Flüchtlingsunterstützung in den Räumen des Rathauses getroffen. Neben der Verwaltungsspitze um Sozialdezernentin Ute Piegeler nehmen auch vermehrt Ehrenamtler an den Gesprächen rund um die Flüchtlingssituation in Mettmann teil.

In die KHG-Gymnastikhalle müssen bald wieder Flüchtlinge einziehen.

Foto: TB

Hauptthema der vergangenen Sitzung war das Fehlen von sozialen Wohnungen. "In städtischen Unterkünften leben derzeit 40 anerkannte Flüchtlinge, die keinen geeigneten Wohnraum finden", erklärt der Sozialamtsleiter Marko Sucic. Dabei wird der Platz dringend benötigt. Derzeit leben rund 537 Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge in Mettmanns Unterkünften. Die Zahlen stammen bereits vom Oktober. In den nächsten Wochen sollen nochmals 117 Personen dazu kommen, obwohl in den vergangenen Tagen bereits 50 neue Zuweisungen aus Landeslagern aufgenommen wurden. Der Großteil der neuen Ankömmlinge lebt derzeit in der Sammelunterkunft an der Seibelstraße. Doch auch diese Kapazität ist bald ausgeschöpft.

"Im kommenden Jahr müssen wieder die Turnhallen geöffnet werden", sagt Ute Piegeler. Betroffen sein werden die Sporthalle am KHG sowie die am Borner Weg. Pro Halle können 30 Personen einziehen. "Von menschenwürdigen Unterkünften, mit eigenen Nasszellen und Ruhebereichen kann keine Rede sein", sagen einige der anwesenden Ehrenamtler. Auch die geplante Unterkunft am HHG, die eigentlich für Familien angedacht war, ist eigentlich schon belegt. "Wir planen, dort rund 100 Personen unterzubringen. Die genaue Zahl kann man erst ermitteln, wenn wir wissenm, welche Personen noch kommen und wie die Familien zusammengesetzt sind", sagt Piegeler. "Wir gehen aber davon aus, dass auch Alleinreisende in diese Unterbringen einziehen müssen."

Die Verwaltung fühlt sich vom Land im Stich gelassen. "Wir hatten im Sommer eine Belegungsquote von 67 Prozent. Bis Februar 2017 liegen wir bei 90 Prozent. Mit dem geplanten Neubau am HHG konnten wir zwar etwas Zeit hinaus zögern, aber im Februar ist diese Frist abgelaufen." Alle Anwesenden waren sich einig, dass noch mehr an den guten Willen der Vermieter appelliert werden muss. "Viele Vermieter wollen nicht an Flüchtlinge vermieten, weil sie nicht wissen wie lange der Aufenthaltsstatus gilt und was danach passiert", so eine anwesende Ehrenamtlerin, die eigenitiativ auf zahlreiche Vermieter zugegangen ist und stets die gleiche Reaktion bekam.

Dabei wird mit einer eigenen Wohnung der Grundstein für eine gelungene Integration gelegt. "Die Flüchtlinge können dann arbeiten gehen, Geld verdienen und Steuern zahlen." Dass der soziale Wohnungsbau in der Vergangenheit eher wie ein Stiefkind behandelt wurde, wird der Verwaltung nun schmerzhaft bewusst. "Es ist ein Thema, das wir schnell aufgreifen müssen. Nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für Bürger, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben", sagt Ute Piegeler. Neben den angemeldeten Zuweisungen hat die Regierung zudem noch eine Verordnung erlassen, die für Mettmann eine zusätzliche Personenzuweisung bedeutet. "Die Landesregierung hat verfügt, dass alle Flüchtlinge, die in einer Stadt zum ersten Mal gemeldet wurden, auch wieder dorthin zurück müssen. Für Mettmann bedeutet dies nochmals 38 Personen."

(Schaufenster Mettmann/Tanja Bamme)