Ein Abschied nach dem Abschied
Mettmann · Eigentlich war sie längst abgehakt: Die Verabschiedung altgedienter Ratsmitglieder aus der letzten Wahlperiode. Wenn da nicht die fehlende Wertschätzung gewesen wäre...
Bürgermeister Thomas Dinkelmann hatte gleich zu Beginn seiner Amtszeit eine neue Richtlinie auf den Weg gebracht, um das zu ändern. Rund 45 und 42 Jahre Ratsarbeit sollten beim Abschied gewürdigt sein, auch wenn nicht alle vorangetriebenen Projekte ein Erfolg für Mettmann waren. Wir reden von politischem Ehrenamt, vom Einsatz für die Stadt mit Verzicht auf Freizeit, die andere erholsam verbringen. Für alle Zugezogenen: Wir reden von zwei Herren, die sich über einen Zeitraum ehrenamtlich für diese Stadt stark gemacht haben, der dem entspricht, den man in der gesetzlichen Rente eingezahlt haben sollte, um eine halbwegs angemessene Rente zu bekommen.
Als Joachim Sander und Ottokar Iven ihr Ehrenamt im Rat der Stadt antraten, war unser Bürgermeister noch ein Kind. "Ich war gerade einmal neun beziehungsweise 12 Jahre alt als die beiden in der Stadt politisch aktiv wurden", sagt Dinkelmann und übergibt die Laudatio an Horst Masanek, der als ehemaliger Stadtdirektor viel mehr über die beiden zu sagen weiß. Kennengelernt haben sich die drei in den 70ern. Früher durchaus Kontrahenten sind sie inzwischen Freunde und Teil der "Rentnergang", die sich politisch gern einmal zu Wort meldet.
Die älteren Mettmanner erinnern sich sicher, dass Sanders 20 Jahre lang Vorsitzender im Planungsausschuss war und dass Iven sogar fünf Jahre lang Bürgermeister war. Zu dieser Zeit war das Bürgermeisteramt noch ein politisches Ehrenamt. Für Iven bedeute das häufig einen 18- bis 19-Stundentag. Beide entstammen einer Zeit, in der sie beim Schulabschluss noch nach ihrem Berufsziel gefragt wurden. Iven antwortete damals: "Werkzeugmacher und irgendwann einmal Bürgermeister." Das war flapsig, aber als er es dann wirklich wurde, präsentierte ihm sein ehemaliger Lehrer diese Aussage. Wertschätzung war das Motiv des neuen Bürgermeisters für diese nachträgliche Ehrung. Die derzeitige CDU-Fraktion wurde indes bei dieser Ehrung vermisst. Iven und Sander sahen sich beide immer als nah am Bürger und weisen auch bei dieser Verabschiedung noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, den Bürger bei wichtigen Entscheidungen "mitzunehmen".
Beide kamen bei dieser Ehrung auch persönlich zu Wort und kommentierten das Fehlen der CDU-Fraktionsspitze mit "Man kann es genießen oder auch nicht." Humor haben sie sich in jedem Fall bewahrt, denn als sie zu Abschluss der Reden von "der anderen Seite" rote Nelken erhielten, kommentierten sie es mit "ein paar schwarze wären auch nicht schlecht gewesen" und "über ein Körbchen Erdbeeren hätten wir uns auch gefreut". Kleine Spitzen, die vielleicht aufzeigen, dass es in der CDU Redebedarf gäbe.
Redebereitschaft signalisierten beide indes in Richtung Bürgermeister. Sie sind bereit, aus ihrem Erfahrungsschatz etwas weiterzugeben. Sie möchten Wege aufzeigen, die Lösungen außerhalb der Totschlagargumente "dafür ist kein Geld da - dafür gibt es keine rechtliche Grundlage - dafür fehlt uns das Personal" bieten. Die Honoratioren der Mettmanner Politik mahnen mehr respektvollen Umgang miteinander an.
Ein wenig konstruktive Zusammenarbeit kann sicher nicht schaden. Vielleicht gelingt es ja, wenn man Visionen für die Zukunft mit Erfahrung zu Machbarem vereint.