Smartmob weist auf Verkehrsunsicherheit hin Annas Unfall soll sich nicht wiederholen
Mettmann · Eileen (11) erinnert sich mit Schrecken an den Morgen, an dem ihre beste Freundin Anna (11) von einem Auto erfasst wurde. Die beiden Schülerinnen der sechsten Klasse des Konrad Heresbach Gymnasiums waren am vergangenen Montag auf dem Weg zur Schule, als ein Autofahrer Anna am Bein erwischte.
Mit schweren Prellungen kam das Mädchen, das den Übergang von der Champagne zur Moselstraße in Mettmann-West nehmen wollte, ins Krankenhaus. Schlimmer sind jedoch die psychischen Schäden, die dieser Unfall mit sich bringt. "Meine Tochter hat Angst, die Straße zu überqueren und zudem große Angst vor Autos im Allgemeinen", berichtet Annas Mutter, Bettina Kohlscheen. Der Autofahrer, der auf der Teilstrecke eigentlich eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hätte fahren sollen, fuhr schneller. Ein Phänomen, das leider auch in Mettmann häufig zu beobachten ist.
Grund genug für Rebecca Türkis, Eileens Mutter, eine Smartmob zu organisieren. Am Samstag trafen sich an der Unfallstelle viele Bürger, um ihrem Unwillen Ausdruck zu verleihen. "Ich war von der Resonanz und dem positiven Zuspruch sehr überrascht", so die Initiatorin. Zahlreiche Eltern meldeten sich zu Wort und schilderten ihre Erfahrungen. Für Rebecca Türkis ist dies ein wichtiges Signal. "Nicht nur die Unfälle, sondern auch die beinahe entstandenen Unfälle sollten der Polizei gemeldet werden. Diese tauchen in der städtischen Unfallstatistik leider nicht auf."
Rund 50 Personen schlossen sich dem Aufruf zum Smartmob an. Begleitet wurde die Zusammenkunft von der Polizei, die den Teilbereich vom Kreisverkehr Eidamshauser Straße bis zur Unfallstelle für die Teilnehmer absperrte. Nach einer kurzen Ansprache durch die Initiatorin durften sich die Anwesenden künstlerisch auf der Straße ausleben. Mit Straßenmalkreide wurden die Unfallstelle und der angrenzende Asphalt mit selbst gemalten Zebrastreifen, 30er Zeichen und mahnenden Worten beschriftet. "Die erste Resonanz nach diesem Unfall war Trauer, die sich in Wut verwandelte. Wir wollten jedoch nicht in der Ohnmacht stecken bleiben, sondern ein positives Zeichen setzen", erklärt Rebecca Türkis.
Die Stelle, an der Anna angefahren wurde, ist unübersichtlich. Zwar liegt der Abschnitt noch in einer 30er Zone, unmittelbar hinter der Straßenüberquerung beginnt jedoch der 50er Bereich. "Bauliche Maßnahmen wie etwa Blumenkübel oder Verengungen sollten getroffen werden. Zudem könnte ein Blitzer an besagter Stelle vom Rasen abhalten", sind sich die anwesenden Eltern sicher.
Heribert Klein, SPD-Ortsvereinsvorsitzender, unterstützte den Smartmob persönlich. "Ich erinnere nochmals an unseren Antrag von vor einem Jahr. Damals haben wir die Verwaltung gebeten, das Straßennetz auf Funktion zu überprüfen. Straßen mit Verbindungsfunktionen sollten eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 40 km/h aufweisen, Erschließungsstraßen wie der Düsselring hingegen lediglich 30 km/h." Laut Klein wurden lediglich Nord-, Elberfelder- und Eidamshauserstraße überprüft. "Der Düsselring blieb außen vor." Und auch die Fraktion Piraten/ Linke, vertreten durch Jürgen Gutt, hat für die unübersichtliche Unfallstelle nur ein Kopfschütteln übrig. "Eine ähnliche Situation finden wir an der Berliner Straße in Höhe des Edeka Marktes. Dort haben wir vor einiger Zeit ebenfalls eine 30er Zone gefordert, die im Planungsausschuss keine Mehrheit fand."
Annas Mutter Bettina Kohlscheen ist über den Zusammenhalt und das Verständnis zahlreicher Smartmob-Teilnehmer gerührt. "Das Mitgefühl tut gut und ich bin wirklich beeindruckt, wieviele Menschen ähnlich fühlen wie wir. Hoffentlich ändert sich bald etwas!"