Migranten erfolgreich zum Alltagsbegleiter qualifiziert
Kreis · Für Migranten aus dem Kreisgebiet bieten der Caritasverband für den Kreis Mettmann e.V., Fachdienst für Integration und Migration und das Katholische Bildungswerk eine Qualifizierung zum Alltagsbegleiter an.
Das Pilotprojekt mit elf Teilnehmenden aus Syrien, Eritrea, dem Libanon, Georgien, Bangladesh, Albanien und Serbien hat im Rahmen des Projekts "CHANCE+ Netzwerk Flüchtlinge und Arbeit" in den Räumen des Caritasverbandes in Velbert in der Friedrich-Ebert-Str. 228 stattgefunden. Dort erhielten die Absolventen/innen des ersten Kurses jetzt zum Abschluss ihre Zertifikate. Die sieben Frauen und vier Männer wohnen in Velbert, Ratingen, Hilden, Haan und Wülfrath. Ziel dieses Projekts CHANCE+ ist die individuell zugeschnittene Qualifizierung von Flüchtlingen für den deutschen Arbeitsmarkt und ihre Vermittlung in Arbeits- oder Ausbildungsstellen im Kreis. Finanziert wird dieses Angebot aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Aber auch der Kreis Mettmann kofinanziert die operative Arbeit.
"Im Bereich der Pflege fehlen dringend benötigte Arbeitskräfte — eine win-win-Situation für alle: Für geflüchtete Menschen, die es oft schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt neben deutschen oder europäischen Mitbewerbern zu bestehen, ist es ebenso eine Chance wie für die Branche, die händeringend geeignetes Personal sucht", so Daniel Gehrmann, Projektmitarbeiter.
Nach erfolgreicher Teilnahme am Kursus können sich die Flüchtlinge bei Krankenkassen als Alltagsbegleiter zertifizieren lassen und dürfen dann in Haushalten von pflegebedürftigen Menschen haushaltsnahe Dienstleistungen und/oder persönliche Hilfen erbringen — ein relativ neues Berufsfeld. Darüber hinaus sollen Absolventen/innen, die Spaß an dieser Arbeit gefunden haben und die erforderlichen schulischen Voraussetzungen mitbringen, sich weiter zu Altenpflegehelfern, Altenpflegern und anderen Berufen im Gesundheitswesen qualifizieren und so zunehmend anspruchsvollere Arbeiten im Pflegebereich übernehmen. Nach dem ermutigenden Erfolg des ersten Kurses werden in wenigen Monaten weitere Qualifizierungskurse angeboten. Der Unterricht ist in sieben Module eingeteilt und findet montags bis donnerstags vormittags statt. Die Teilnehmenden werden etwa im Umgang mit körperlich eingeschränkt mobilen Personen, mit Patienten mit Demenz, mit vitalen Bedrohungssituationen und im Überdenken der eigenen Rolle geschult. Integriert ist ein zehntägiges Praktikum bei einer Einrichtung mit Bezug zur Pflege, sei es im ambulanten oder im stationären Bereich, im Sozialen Dienst oder in der Pflege.
Ebenfalls zum Kursus gehört ein Sprachcafé; dieses wurde beim ersten Durchgang von den kfd St. Marien und St. Joseph in Velbert (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) organisiert. Sechs engagierte Damen teilten sich ehrenamtlich die Begleitung des Sprachcafés auf. Im Anschluss an den Unterricht unterhielten sie sich eineinhalb Stunden auf Deutsch mit den Flüchtlingen, sprachen mit ihnen Unterrichtsinhalte durch oder erklärten das Leben in Deutschland. Es ist ein sehr gelungenes Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Caritasverband Mettmann und der kfd. Für die Flüchtlinge war es ein intensives Stück persönlicher Austausch mit Menschen aus Deutschland und eine zusätzliche Gelegenheit, Deutsch zu sprechen.
Zum Ende des Kurses wurde von den Teilnehmenden und von den ehrenamtlichen Begleiterinnen ein großes Lob an die Kurskonzeption ausgesprochen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Sprachcafé waren voll des Lobes für die Kursteilnehmer/-innen und äußerten sich begeistert darüber, nicht nur etwas gegeben zu haben, sondern auch viel über andere Kulturen selbst gelernt zu haben — ein großartiger Baustein zur Verständigung.
Die Teilnehmer selbst, die es durchaus befremdlich finden, dass in Deutschland die Altenpflege nicht mehr durch Familienangehörige erbracht wird, waren stets sehr motiviert bei der Sache und sehen in den erworbenen Fähigkeiten eine Arbeitsperspektive für sich. Zwei der Teilnehmenden haben sehr schnell entschieden, in eine weiterführende Ausbildung im Gesundheitsbereich einzusteigen. Aber viel wichtiger war: "Für alle Teilnehmer gab es überhaupt keine Berührungsängste zu den zu Unterstützenden Menschen. Mit großem Interesse wurde gelernt und es war sofort spürbar, dass die Aufgaben im Pflegebereich für die Teilnehmenden nicht nur ein Job sein werden, sondern auch ganz deutlich ein Stück Berufung", so Martin Sahler, Leiter des Fachdienstes für Integration und Migration. Mehrere Teilnehmende erhielten bereits Angebote, in den Einrichtungen zu arbeiten, in denen sie ihr Praktikum absolviert haben.