Grüne: "Klagen gegen Weiterbetrieb belgischer AKW beitreten"

Kreis · Knapp 145 Kilometer westlich vom Kreis Mettmann betreibt der belgische Energiekonzern Electrabel bei Lüttich das Atomkraftwerk Tihange mit drei Blöcken und rund 190 Kilometer entfernt bei Antwerpen das Atomkraftwerk Doel mit vier Blöcken.

In den letzten Jahren ist es in beiden Anlagen zu vielen Störfällen gekommen und es hat sich ein großer öffentlicher Widerstand gegen den Weiterbetrieb gebildet. Zur Sitzung des Kreisausschuss am 7. April bringt die Fraktion der Grünen im Kreistag nun den Antrag ein, den aktuellen Klagen der Städte-Region Aachen und weiterer Unterstützer wie dem Landschaftsverband Rheinland für die Stilllegung der Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 beizutreten.

Bernhard Ibold, Fraktionsvorsitzender, sagt: "Die belgische Regierung hatte 2014 beschlossen, die 1975 in Betrieb genommenen Reaktorblöcke Tihange 1 und Doel 1 und 2 nicht - wie seit 2003 geplant - 2015 stillzulegen, sondern die Laufzeiten um zehn Jahre bis 2025 zu verlängern. Doch schon jetzt gehören diese Reaktorblöcke zu den ältesten in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken Europas. Nun hat die belgische Nuklearaufsichtsbehörde Ende Dezember 2015 überraschend auch noch das Hochfahren der wegen tausender Risse abgeschalteten AKW-Blöcke Doel 3 und Tihange 2 genehmigt. Die Ursache der Risse ist umstritten und selbst die Atomkraft befürwortenden Fachleute halten den Weiterbetrieb dieser Reaktoren für unverantwortlich.”

Auf aktuelle Gefahrenpotenziale weist auch Felix Gorris, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Kreistag, hin: "Etliche Male mussten verschiedene Reaktoren infolge von Bränden oder Ausfall von Pumpen notabgeschaltet werden. Ein Abklingbecken verliert in Tihange seit Jahren radioaktives Wasser, ohne dass die Ursache geklärt wäre. Auf dem Gelände des Atomkraftwerks Tihange wurde eine scharfe Bombe aus dem 1. Weltkrieg gefunden. Mitarbeiter des Kontrollraums des Atomkraftwerks wurden wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften vom Dienst suspendiert. Alle 1000 Mitarbeiter des Atomkraftwerks mussten wegen mangelhafter Sicherheitskultur zu Nachschulungen. Im Atomkraftwerk Doel gab es 2014 einen Sabotageakt von Mitarbeitern, der zur Notabschaltung eines Blocks führte und bis heute nicht aufgeklärt ist.”

Die Grünen teilen die berechtigten Sorgen vieler Menschen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland vor Atomunfällen durch die veralteten Anlagen und hoffen nun auf eine breite Unterstützung ihrer Initiative im Kreistag.

(Schaufenster Mettmann)