Blutsauger mit Risikopotential
Kreis · Zumeist bemerken wir ihn eher zufällig, diesen kleinen schwarzen Punkt in der Kniekehle, der Leistengegend oder am Haaransatz. Die Zecke ist ein unangenehmes Mitbringsel von einem Spaziergang in der Natur oder nach einem Garteneinsatz.
Über die kleinen Vampire kursieren jede Menge Gerüchte. Ein Experte informiert über mögliche Krankheiten und wie wir uns schützen können.
Im Sommer haben die kleinen Blutsauger Hochsaison, aber schon acht Grad Celsius reichen ihnen, um sich zu vermehren. "Sie sind Überlebenskünstler, die es seit Millionen von Jahren gibt", sagt Prof. Dr. med. Michael Linnebank, Leitender Neurologe am HELIOS Klinikum Niederberg. Normalerweise hockt die Zecke in Büschen oder im Gestrüpp, kommt ein geeigneter Wirt vorbei — Mensch oder Tier — erwacht die Zecke und klammert sich fest. "Zecken sitzen nicht auf Bäumen und lassen sich auch nicht herunterfallen. Wenn sie ein potentielles Opfer entdeckt haben, krallen sie sich fest, stechen zu und saugen Blut", sagt Prof. Linnebank.
Eigentlich ist ein Zeckenstich harmlos, wenn nicht das Risiko für Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bestünde. Deutschlandweit sind 10 bis 35 Prozent der Zecken Träger der bakteriellen Infektionskrankheit Borreliose. "Ein charakteristisches Borreliose-Symptom ist die Wanderröte. Diese ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle beobachtet werden. Wer diese beobachtet, muss zum Arzt", so Linnebank. Da zahlreiche Organe befallen werden können, sind die Symptome sehr vielfältig. Viele Erkrankte leiden zunächst an Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Lymphknotenschwellungen. Später sind oft die Haut, die Gelenke, das Zentralnervensystem und das Herz betroffen.
Seltener wird die FSME übertragen: Selbst in Risikogebieten erkranken nach Schätzungen nur etwa 0,3 Prozent der Gestochenen. "Bei etwa 70 Prozent der Patienten zeigen sich zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen", erklärt der Mediziner. Aber bei einem Teil der Patienten "überspringt" die Erkrankung auch diese Phase, und das Virus befällt direkt das Gehirn, was mit hohem Fieber einher geht und sogar tödlich enden kann. Wer in FSME-Risikogebiete fährt oder dort lebt, kann sich impfen lassen. Gegen Borreliose jedoch nicht.
Aber nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion. "Sie müssen auf jeden Fall schnell und komplett entfernt werden. Wichtig ist, dass die Zecke nicht zerquetscht wird", so Linnebank. Am besten nutzt man dafür eine langstielige Pinzette oder eine spezielle Zeckenzange, greift unter den Körper und zieht sie vollständig heraus. "Wer unsicher ist, sollte einen Arzt aufsuchen".
Wer sich schützen will, sollte folgende Tipps beachten:
• Tragen Sie langärmlige Oberteile und lange Hosen, wenn Sie in der Natur unterwegs sind. Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken.
• Tragen Sie helle Kleidung — die Zecken sind darauf gut zu erkennen und können entfernt werden, bevor sie stechen.
• Auch insektenabweisende Mittel können Zecken abhalten. Allerdings: Einen absolut zuverlässigen Schutz bieten auch sie nicht.