Im Labyrinth der Stadt
Mettmann · Kann Mettmann seine Verkehrsprobleme noch in den Griff bekommen? Wäre ein Rechtsabbiegeverbot von der Eichstraße in die Düsseldorfer Straße eine Option?
Als Katja Engelen vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung in Aachen den Verkehrsentwicklungsplan vorstellte, blieben mehr Fragen für die Zukunft offen, als beantwortet wurden. Eine Antwort gab es wohl: Den perfekten Plan kann es für Mettmann offensichtlich nicht geben. Bis Mitte Oktober konnten Bürger und Fraktionen noch eigene Vorschläge einbringen, die in der nächsten Zeit geprüft und sofern sie hilfreich sind, ins Verkehrskonzept einfließen könnten. Bis zur Fertigstellung vergeht allerdings noch ein wenig Zeit. "Ich hatte mich bei der Stadt erkundigt, ob man denn künftig von der Eichstraße nur noch links in die Düsseldorfer Straße abbiegen kann und hab erfahren, dass das nur eine von vielen Optionen ist, die geprüft werden", erfahren wir von Hans-Peter Böttcher, der mit seiner Familie ein Haus in der Friedhofstraße bezogen hat.
Sein Interesse an einer Antwort auf diese Frage ist verständlich. Wie ein großer Teil der neuen Bürger ist er Berufspendler. Er und seine Frau arbeiten in Wuppertal und müssen schon jetzt von der Elberfelder Straße aus über die Osttangente und die Seibelquerspange fahren, um dann über die Lutterbecker Straße und Eichstraße zur Friedhofstraße zu gelangen. Sie müssten bei einem Rechtsabbiegeverbot an der Eichstraße dann künftig über die Nordstraße und Berliner Straße in die Düsseldorfer Straße fahren, um zu ihrem Haus zu gelangen. Damit hätten sie dann halb Mettmann umrundet, um nach Hause zu kommen. Wenn sie sich eines Tages noch ein wenig besser im Mettmanner Straßenlabyrinth auskennen, könnten sie natürlich auch von der Eichstraße links abbiegen, bis zur Oberstraße fahren und dann über die Beckershoffstraße, Goethestraße rechts in die Düsseldorfer Straße abbiegen. Oder sie könnten einfach die Elberfelder Straße durchfahren und über die Bahnstraße, Talstraße, Ringstraße in die Gartenstraße einbiegen, über die Bismarckstraße in die Goethestraße gelangen, um wiederrum rechts in die Düsseldorfer Straße einzubiegen und zur Friedhofstraße zu gelangen. Alternativ könnten sie auch noch über die Bismarckstraße ein Stück weiter oben direkt auf die Düsseldorfer Straße gelangen und dann an der Kreisverwaltung vorbei bis zur Friedhofstraße fahren.
Hans-Peter Böttcher ist dabei nur ein Neu-Mettmanner, der hier zu Wort kommt und schildert, wo er arbeitet und welche Auswirkungen eine scheinbar kleine Änderung der Verkehrsführung in der Oberstadt auf ihn hätte. In Friedhofstraße haben wir an einem Freitagnachmittag um 16.30 Uhr innerhalb von fünf Minuten 25 Autos auf der Eichstraße gezählt. Hochgerechnet ergibt das 300 Autos pro Stunde und möglicher Weise 2500 bis 3500 Fahrzeuge pro Tag. Anwohner der Nordstraße, Berliner Straße und Goldberger Straße klagen ebenfalls ihr Leid über die Zunahme des Verkehrs.
Wo immer in Mettmann Neubaugebiete entstehen, ziehen auch viele Menschen aus umliegenden Städten in die Stadt, die ihre Arbeitsplätze nicht in Mettmann haben, sondern täglich aus- und wieder einpendeln. Das gilt nicht nur für die Friedhofstraße, das gilt auch für den Stadtwald und andere Gebiete. Und mit der Eröffnung des Verwaltungsgebäudes II in der Goethestraße, in dem seit Anfang des Jahres etwa 200 Mitarbeiter des Kreises arbeiten hat sich auch die Zahl der Ein- und Auspendler in die Oberstadt noch einmal ein klein wenig erhöht. Für viele Pendler bietet der öffentliche Personennahverkehr immer noch keine wirkliche Alternative. "Ich fahre jeden Tag nach Duisburg zur Arbeit. Den größeren Teil der Fahrtzeit verbringe ich oft in Mettmann. Mit dem ÖPNV bräuchte ich allerdings für eine Strecke 1,5 Stunden. Das ist keine Option", schildert der Mettmanner Lutz Wulfestieg sein Dilemma.
Ist Mettmann verkehrstechnisch noch zu helfen? Eine komplette Ortsumgehung gibt es bis heute nicht. Dafür fehlt die nördliche Umgehung, die am Ende der Osttangente entlang der ehemals geplanten B7n hinter Peckhaus auf die B7 führen sollte und damit einen Ring schließen könnte, der auch den Ein- und Auspendelverkehr möglicherweise entzerren könnte. Bleibt also abzuwarten, was das Verkehrskonzept, das wohl frühestens im zweiten Quartal 2018 zu erwarten ist, an Lösungen präsentiert.