Schülervertretung des KHG lud zur Podiumsdiskussion "Engagiert Euch, egal ob in einer Partei oder einer Initiative"
Mettmann · Die SV des Konrad-Heresbach-Gymnasiums sorgte für eine spannende Podiumsdiskussion. Nicht alle Direktkandidaten haben zugesagt. Die Grünen, Die Linke, SPD, CDU und FDP stellten sich den Fragen der Schüler.
Eins stellten die Schülervertreter zu Beginn klar "Wir dulden hier keine Diskriminierung, auch nicht von Politikern."
Für Disziplin bei der Einhaltung der Redezeit sorgten sie mit einem Quäntchen Humor. Ein quietschendes Huhn sorgte für das akustische Signal bei Ablauf der Zeit. Wissen wollten die Schüler, wie die Politiker bei der Jugend das Interesse für Politik wieder wecken wollen. Dirk Wedel (FDP) sieht die Einrichtung von Kinder- und Jugendparlamenten in jeder Kommune als Weg und beklagt die Ausdünnung des Politikunterrichts in Schulen. Christian Unterrieser (CDU) wirbt mit dem beitragsfreien Schnupperjahr seiner Partei, während Manfred Krick (SPD) weiterhin für eine Herabsetzung des Wahlalters plädiert. Peter Knitsch (Grüne) zieht den Kreis weiter und fordert die Schüler auf: "Engagiert Euch, egal ob in einer Partei oder einer Initiative." Michaele Gincel-Reinhardt (Die Linke) ist der Meinung, dass man Jugendlichen zu wenig zuhört. Zur Frage des Umwelt- und Klimaschutzschutz vertritt sie die Meinung, dass Güter wieder vermehrt auf die Schienen gehören und das ein fahrscheinloser öffentlicher Nahverkehr einen wichtigen Beitrag leisten kann. Knitsch erwartet das NRW, als größter CO2-Produzent, vor allem auf Know How und Export der Technik für erneuerbare Energien setzt. Krick erinnert daran, dass die SPD ein Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht hat und Unterrieser sieht Nachholbedarf beim ÖPNV, um ihn attraktiver zu gestalten. Wedel ist der Meinungen, dass die CO2 Einsparungen der Energiewende bei uns nicht dazu führen dürfen, dass Atomkraftwerke in anderen Ländern länger am Netz sind.
Zu türkischen Wahlkampfauftritten in anderen Ländern ähneln sich die Meinungen der Direktkandidaten. Demokratie und Meinungsfreiheit sind ein hohes Gut und Gastfreundschaft sollte durch solche Auftritte nicht überstrapaziert werden. Krick bedauert den deutsch-türkischen Konflikt wegen der langjährig guten Beziehungen zwischen Deutschen und Türken. Knitsch bemängelt die Widersprüchlichkeit in der Diskussion und plädiert für eine Kündigung des Flüchtlingsabkommens während Gincel-Reinhardt die Nazi-Keule, die türkische Regierungsvertreter schwingen, während sie undemokratische Prozesse im eigenen Land vorantreiben, kritisiert. Zum G9 stehen die Politiker überwiegend positiv, wenn auch ein Teil der anwesenden Politiker komplette Rückkehr zum G8 ablehnt. Kritisiert wird der Lehrermangel und Gincel-Reinhardt von den Linken plädiert für kleinere Klassen und mehr Lehrer.
Zur Flüchtlingspolitik sprechen sich Grüne und Linke gegen eine Aushöhlung des Asylrechts aus. Gincel-Reinhardt betont, dass Deutschland Zuwanderung braucht und Knitsch weist noch einmal auf den Zusammenhang von Klima und Flucht hin. Krick plädiert dafür Fluchtursachen zu bekämpfen. "Mangelhafte Lebensgrundlagen dürfen nicht durch Handelsabkommen weiter verschlechtert werden", führt er aus. Unterrieser sieht die Aufnahmekapazitäten als begrenzt und erklärt, dass Menschen aus den sogenannten Maghreb-Staaten zurückgebracht werden müssen. Wedel hält die Obergrenze für eine Scheindebatte, die man nicht unterstützen kann. "Deutschland braucht, unabhängig vom Asylrecht, ein klar definiertes Einwanderungsrecht mit Kriterien, wie etwa in Kanada", sagt er.
Aus dem Publikum wurde die Frage nach der Frauenquote gestellt, die dazu führen könne, dass schlechter qualifizierte weibliche Bewerber männlichen vorgezogen würden. Wedel betont, dass die FDP das Gesetz für verfassungswidrig hält. Krick verteidigt es und erklärt, dass die SPD versuchte die im Grundgesetz Artikel 3 zur Gleichstellung von Mann und Frau und Artikel 33 zum Leistungsprinzip genannten Forderungen zu vereinen und grundsätzlich die Gleichberechtigung zu fördern. Knitsch, der als Grüner im Umweltministerium tätig ist, berichtet, dass dort 58 Prozent Frauen arbeiten, aber nur 30 Prozent in Führungspositionen. Hier wirkt sich aus seiner Sicht das Kinderkriegen klar auf die Beurteilungen aus. Damit hat er Gincel-Reinhardt das passende Stichwort gegeben, denn die Linken setzen sich für die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Pflege von Angehörigen mit dem Beruf ein. Sie wollen eine Verkürzung der Arbeitszeit in allen Berufen, damit sich Care-Arbeiten nicht negativ auswirken.
Die gleichgeschlechtliche Ehe befürworteten alle anwesenden Politiker mit Ausnahme von Christian Unterrieser, der deutlich machte, dass die CDU sich weiterhin gegen eine komplette Gleichstellung ausspricht und der Ehe zwischen Mann und Frau eine besondere Bedeutung einräumt.