Wie sich NRW auf den Wolf vorbereitet

Kreis · Der Wolf ist bundesweit zurzeit in aller Munde. In immer mehr Bundesländern wird er sesshaft, die Meldungen über Wolfssichtungen häufen sich. Auch in NRW, wo es seit Mitte des 19. Jahrhunderts keine Wölfe mehr gibt, wurde das Tier zuletzt mehrfach gesichtet.

Experten gehen davon aus, dass er sich auf kurz oder lang auch hier wieder ansiedeln wird.

Outfox-World (www.outfox-world.de) hat daher bei Peter Bergen, der beim Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen zuständig für das Thema Wolf ist, nachgefragt, wie sich NRW auf die Rückkehr des Wolfes vorbereitet und welche Rolle dabei der Landesbetrieb spielt.

Welche Aufgaben erfüllt Wald und Holz NRW mit Blick auf den Wolf?

Peter Bergen: Wir Förster haben von Berufs wegen einen engen Bezug zum Natur- und Artenschutz, zu wirtschaftlichen Notwendigkeiten und der Umweltbildung. Diese drei Felder sind zwar elementarer Teil unserer täglichen Arbeit, stehen aber immer wieder in Konflikt miteinander. Von daher müssen wir stets zwischen den einzelnen Interessen abwägen und vermitteln. Die natürliche Rückkehr des Wolfes ist sicher eines der spannungsreichsten Themen, bei dem es kompetente und bodenständige Vermittler braucht. Zudem haben wir durch unsere Försterinnen und Förster ein enges Netzwerk in allen Regionen Nordrhein-Westfalens. Beides zusammen sehen wir als gute Grundlage, um beim Thema Wolf den Menschen in der Region mit Informationen und Beratung zur Seite zu stehen. Wir werden uns weiter in den Arbeitsgruppen rund um das Thema engagieren und unsere Kolleginnen und Kollegen vom Landesumweltamt und dem Umweltministerium unterstützen.

Wo liegt die Aufgabentrennung zum Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV)?

Peter Bergen: Vereinfacht gesagt hat das Landesumweltamt beim Thema Wolf "den Hut auf". Hier sind nicht nur fachliche Kompetenzen gebündelt, sondern es werden unter anderem Strategien wie der Managementplan entwickelt, das Monitoring gesteuert, geforscht und das Netzwerk der Luchs- und Wolfsberater gepflegt. Außerdem steht das LANUV im engen Austausch mit anderen Behörden wie dem Bundesamt für Naturschutz.

Wir sind als landesweit präsente Flächenverwaltung im Gegensatz zum LANUV flächendeckend und permanent vertreten und können mit dieser Präsenz zur Konfliktlösung beitragen. Wir sehen unseren Schwerpunkt derzeit in der Information und Vermittlung in den Regionen sowie in der fachlichen Mitarbeit durch unsere Wolfsberaterinnen und Wolfsberater. Zusammenfassend sehen wir unsere Aufgabe derzeit vor allem in der Kommunikation.

Wo gibt es Schnittstellen?

Peter Bergen: Schnittstellen bestehen in der gegenseitigen Information und Unterstützung bei Hinweisen, der Zusammenarbeit in der AG Wolf sowie der Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne, wie beispielsweise Meldungen über konkrete Hinweise, proaktive Kommunikation sowie Unterstützung in der Schulung von Wolfsberatern.

Gibt es mit Blick auf den Wolf weitere Schnittstellen zu anderen Organisationen und Behörden?

Peter Bergen: Die Schnittstellen bestehen zu dem Ministerium, der NUA, den Landschaftsbehörden, Schafhaltern, Viehzüchtern, Jägern, Chemischen Veterinäruntersuchungsämtern und wissenschaftlichen Einrichtungen.

Wie bereitet sich der Landesbetrieb Wald und Holz NRW auf die Rückkehr des Wolfes vor?

Peter Bergen: Wir sind auf der gesamten Landesfläche mit unseren Forstämtern und Forstrevieren vertreten und wollen die Menschen in den Regionen bei der Rückkehr des Wolfes unterstützen. Förster und Försterinnen von Wald und Holz NRW sind von Anfang an als Wolfsberater dabei. In den Forstämtern und in der Zentrale wurden "Ansprechpartner zum Thema Wolf" benannt, die in der Region informieren, Anfragen beantworten oder bei sehr speziellen Anfragen an die jeweiligen Facheinrichtungen vermitteln.

Regional erfolgt die Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Gruppen, zum Beispiel mit Schafhaltern und der Jägerschaft. Außerdem sind einige unserer Kolleginnen und Kollegen Teil des Luchs- und Wolfsberater-Netzwerkes des Landesumweltamtes. Wir sind in der AG Wolf vertreten und stehen in engem Austausch mit den anderen Akteuren.

Können Sie konkrete Maßnahmen nennen?

Peter Bergen: Nach den Wolfsnachweisen 2013 haben wir beispielsweise Herdenschutz-Sets beschafft. [Anm. d. Red.: Die Sets bestehen aus Elektrozäunen und automatischen Fotofallen, die Tierhaltern nach einem Wolfsangriff kurzzeitig beim Herdenschutz helfen können, bis sie eine optimierte Lösung für die Einzäunung ihrer Tiere umgesetzt haben.] Außerdem haben wir bereits unter dem Titel "Was tun, wenn der Wolf kommt" erste Informationsveranstaltungen zum Thema angeboten und in den letzten Jahren fortgesetzt. Unterstützend haben wir mit einer Ausstellung in verschiedenen Regionen Station gemacht, um dort Fragen zu beantworten.

Wird ein "auffälliger" Wolf gemeldet, wer entscheidet dann darüber, ob er bejagt werden darf? Wer würde eine solche Bejagung und unter welchen Voraussetzungen durchführen?

Peter Bergen: Das Entfernen von Problemwölfen aus der freien Wildbahn erfolgt in aller Regel durch Abschuss. Denn die Haltung eines gefangenen Wolfs in einem Gehege oder einer ähnlichen Einrichtung wären für das Tier extrem belastend. Für den Fall einer Entnahme durch Abschuss sind verschiedene jagd- und naturschutzrechtliche Fragen zu klären. Die Koordination würde in so einem Fall vom Umweltministerium übernommen werden.

Wie werden Mitarbeiter zu Wolfsberatern ausgebildet und welche Aufgaben erfüllen sie?

Peter Bergen: Wie alle Wolfsberater werden auch die Mitarbeiter von Wald und Holz durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) und die Natur- und Umweltschutzakademie
(NUA) ausgebildet und berufen. Sie haben verschiedene Aufgaben: Zum einen sind die Wolfsberater erste Ansprechpartner für Nutztierhalter, die Fragen zum Herdenschutz haben, und helfen ihnen, wenn ein möglicher Übergriff durch den Wolf stattgefunden hat. Denn für Nutztierhalter sind Wolfsübergriffe nicht nur ein sehr trauriges Erlebnis, sondern können auch existenzielle Fragen aufwerfen.

Zum anderen unterstützten Sie das Wolfsmonitoring des LANUV und prüfen dafür Wolfssichtungen oder Risse von Wild- und Nutztieren. Für das Monitoring ist es wichtig, so viele belastbare Informationen wie möglich zu sichern. Wenn möglich, sammeln sie genetisches Material wie Haare oder Speichel vor Ort und schicken diese zur genetischen Überprüfung ins Labor. Außerdem machen sie Fotos von der Situation vor Ort und den Verletzungen gerissener Tiere.

Zudem sind sie Ansprechpartner, wenn es aktuelle Ereignisse zum Thema gibt. Zum Beispiel bei Hinweisen auf tote oder verletzte Wölfe, auffällige Wölfe oder auf Übergriffe von Wölfen auf Haus- und Nutztiere.
Die Informationen leiten sie, so schnell es geht, an die zuständigen Stellen weiter.

(Schaufenster Mettmann)