Der Mettmanner Marcel Lesaar hat sein neuestes Buch veröffentlicht Schreckensszenario in Buchform
Kreis · Marcel Lesaar ist nicht nur ehrenamtlicher Mitarbeiter des LVR Amtes für Boden- und Denkmalpflege, sondern auch ein echter Heimatforscher. Der Mettmanner beschäftigt sich seit Jahren aktiv mit Familienforschung, fasst seine Erkenntnisse und Entdeckungen immer wieder in Buchform zusammen.
Das neuste Werk aus der Feder des Autors dreht sich um den ersten großen Luftangriff auf Düsseldorf und Neuss in der Nacht zum 1. August 1942.
Warum sich Lesaar ausgerechnet dieses schreckliche Kriegsszenario als Grundlage für sein Buch gewählt hat, lässt sich anhand der immensen Auswirkung dieses Angriffes erklären. "630 Bomber der Royal Air Force waren in dieser Nacht auf den Weg nach Düsseldorf. Das entspricht einer Kette von 13 Kilometern, die allein aus Fliegerbombern besteht", versucht der Autors das Geschehene plastisch darzustellen. Es war der 75. Luftangriff auf Düsseldorf und es sollte der verheerendste sein. Die Einblicke, die Marcel Lesaar im Zuge seiner Recherchen in die Folgen des Kriegsgeschehens bekommen konnte, hallen auch heute noch spürbar nach. "Das Sichten von Sterbeurkunden, in denen das Schicksal vieler Menschen, darunter auch Säuglinge und Kleinkinder dokumentiert wurde und die Beschreibungen der Geschehnisse durch Zeitzeugen haben einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen", so der Autor.
Knapp eineinhalb Jahre hat die Recherche und Zusammenfassung des Angriffs in Buchform gedauert. Herausgekommen ist ein Werk, das viele Seiten der Schreckensnacht beleuchtet. Allein für Düsseldorf wurden in der Nacht 245 Tote und 899 verletzte Personen gemeldet. Unter den Toten fand man auch den 30-jährigen Familienvater Johann Lohmar, von Beruf Techniker. Lohmar war auf Heimaturlaub in Düsseldorf. Gemeinsam mit seiner Frau Auguste und der gemeinsamen Tochter Margot sowie der Schwägerin Hildegart samt Säugling suchte Johann Lohmar Schutz in einem Luftschutzkeller. Leider ohne Erfolg, alle fünf Familienmitglieder kamen in dieser Nacht ums Leben.
Auf dem Ehrenfriedhof in Mülheim-Speldorf stieß Marcel Lesaar auf die Grabsteine der Familie, forschte in Stadtarchiven nach Stammbäumen. "Auf solch schreckliche Schicksale bin ich immer wieder gestoßen", sagt der Forscher, der den Opfern mit den umfangreichen Recherchen ein Gesicht verleiht.
Die zusammengetragenen Informationen füllt Lesaar zudem immer wieder mit historischen Bildern auf. 300 Abbildungen unterschiedlichster Art veranschaulichen die zusammengetragenen Rechercheergebnisse. Wie bereits in den Büchern zuvor dokumentiert, begab sich der Hobbyarchäologe auch diesmal wieder auf die Suche nach vergessenen Bodenfundstücken. Im Teilbereich am Flugplatz in Düsseldorf-Knittkuhl und den gegenüberliegenden privaten Ländereien erhielt Lesaar die Erlaubnis, gemeinsam mit Kollegen nach historischen Spuren zu suchen. "Als positiven Nebeneffekt lerne ich zudem noch meine Heimat kennen", so der Autor.
Das knapp 200 Seiten umfassende Buch ist alles andere als ein kriegsverherrlichendes Werk. Vielmehr stellt es auf anschauliche Weise dar, wie der beschriebene Bomberangriff das Leben der deutschen Bürger verändert hat und auch für Düsseldorf eine Zäsur war. Dem setzt Lesaar wie schon in seinen vorherigen Kriegsbüchern das Schicksal zahlreicher Besatzungsmitglieder der Bomber entgegen. "Es ist interessant, welch persönliche Geschichten ans Licht kommen. So gelang beispielsweise dem Bombenschützen Ronald Pearce eine spektakuläre Flucht, die sogar von Fluchthilfeorganisationen verschiedener Länder wie Belgien und Frankreich unterstützt wurde." Dass es selbst in Zeiten eines grauenhaften Krieges so etwas wie Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Mitgefühl gab, liest man in Marcel Lesaars Dokumentation bis zum Schluss immer wieder. Ein lohnenswertes Buch.
Info:
Luftangriff auf Düsseldorf und Neuss
ISBN: 9 783746 097794
Im Buchhandel oder Internet erhältlich für 15,99 Euro.