Tag des Artenschutzes: 45 Prozent der Arten in NRW sind vom Aussterben bedroht oder ausgestorben Minister Remmel: Wir müssen handeln bevor es zu spät ist

Kreis · Auch in Nordrhein-Westfalen setzt sich das Artensterben weiter fort. Derzeit gelten 34 Wirbeltierarten als ausgestorben oder verschollen. Dazu gehören vor allem viele Vogelarten wie der Fischadler oder das Auerhuhn.

Von 51 heimischen Fischarten sind nach Untersuchungen des Landesumweltamtes (LANUV) 16 akut bedroht oder bereits ausgestorben, dazu gehören zum Beispiel der Stör und Stint. "Die heimische Artenvielfalt ist bedroht. Natur ist Heimat und es ist unsere Aufgabe, diesen Schatz zu erhalten, denn Naturschutz wirkt sich ökologisch und ökonomisch aus", erklärte Umweltminister Johannes Remmel zum internationalen Tag des Artenschutzes am 3. März 2016.

"Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Wir müssen handeln bevor es zu spät ist", betonte Remmel. "Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Dabei sind die Ursachen des Artensterbens häufig menschengemacht. Vor allem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerschneidung von Lebensräumen, die Begradigung von Gewässern oder die Belastung durch Schadstoffe hinterlassen deutliche Spuren. Mit dem neuen Landes-Naturschutzgesetz wollen wir eine Trendwende erreichen", erläuterte der Minister.

Neben den sichtbaren Veränderungen in den Regionen mit einer sehr starken, intensiven Landwirtschaft, sind vor allem die nordrhein-westfälischen Gewässer vom Artenschwund betroffen. "NRW ist ein Wasserland. Auf einer Länge von mehr als 50.000 Kilometern durchziehen Flüsse und Bäche unser Land. Sie sind die Lebensadern Nordrhein-Westfalens und als Garanten für die biologische Vielfalt unverzichtbar," erläuterte Remmel. "Aber es zeigt sich, dass die menschlichen Eingriffe der Vergangenheit in Form von Begradigungen und die Belastung der Flüsse mit Abwässern oder anderen Substanzen diesen wertvollen Lebensraum massiv belastet haben."

Mit dem neuen Landes-Naturschutzgesetz setzt sich die Landesregierung das Ziel, Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu verbessern. Derzeit stehen diese Lebensräume in NRW aber vor großen Herausforderungen:

+ Flächenfraß: Jeden Tag gehen in Nordrhein-Westfalen etwa 10 Hektar an wertvoller Natur unwiederbringlich verloren.

+ Gewässerzustand: Rund 60 Prozent der Gewässer in NRW sind erheblich verändert oder künstlich angelegt, mit den entsprechenden negativen Folgen für das Ökosystem, aber auch für den Hochwasserschutz.

+ Gewässerqualität: Nur noch etwa sechs Prozent der Flüsse und Seen verfügen nach Untersuchungen des nordrhein-westfälischen Landesumweltamtes (LANUV) über ein intaktes Öko-System.

+ Lebensräume: Nach dem aktuellen FFH-Bericht des LANUV sind 77 Prozent der Lebensräume im Tiefland von NRW in keinem guten Zustand. Entsprechend ist auch die Situation für die biologische Vielfalt in diesen Bereichen.

+ Zerschneidung der Lebensräume: Artenvielfalt braucht unberührte und zusammenhänge Lebensräume, in denen sich Tiere und Pflanzen ausbreiten können. Durch die starke Zerschneidung aber in Nordrhein-Westfalen gibt es nur noch 3 unzerschnittene Gebiete mit mehr als
100 Quadratkilometer.

Das ein aktiver Naturschutz wirkt, zeigen neben der aktiven und erfolgreichen Wiederansiedlung von Tieren wie dem Lachs, dem Maifisch, dem Biber oder dem Wanderfalken. Es kehren aber auch viele Tiere ohne Hilfe des Menschen zurück, wie zum Beispiel der Fischotter, der selbständig den Weg zurück ins Münsterland gefunden hat. Die Rückkehr von Tierarten wird möglich, wenn deren Lebensräume wieder hergestellt worden sind und damit die Tiere die entsprechenden Rückzugsräume finden für ein Überleben in möglichst naturnahen Biotopen. "Wir können auch bei weiteren Wildtieren, so zum Beispiel beim Wolf langfristig mit einer natürlichen Rückkehr nach Nordrhein-Westfalen rechnen", ist sich Minister Remmel sicher und führt dies einerseits auf ambitionierte Naturschutzprojekte, andererseits auf den europaweit geltenden Jagdverzicht zurück.

So konnten beispielsweise durch die Ausweisung von rund 100 Wildnisgebieten in den Wäldern des Landes und weiteren Schutzgebieten wichtige Lebensräume für gefährdete Arten geschaffen werden. Einst ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch und in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich wieder erholen. So zählen die Bachforelle und viele Libellenarten zu den Gewinnern der Renaturierung und Verbesserung der Gewässergüte vieler Fließgewässer. "Die Verbesserung unserer Naturräume, insbesondere der Gewässer- und Waldlebensräume zeigt Erfolge", erklärte Remmel. "Wildkatze und Schwarzstorch kehren mehr und mehr in unsere Wälder zurück und beim Lachs stabilisieren sich die Populationen stetig. Die Rückkehrer sind für uns das Signal, dass sich die jahrzehntelangen Investitionen in die Zukunft unserer Natur und damit den Artenschutz gelohnt haben", so das Fazit von Minister Remmel.

Weitere Informationen zu den gefährdeten und ausgestorbenen Arten in NRW sind zu finden unter http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz.

(Schaufenster Mettmann)