Ministerium will Ausnahmegenehmigungen weiterhin restriktiv handhaben — 500 Jahre Reinheitsgebot Minister Remmel: Deutsches Reinheitsgebot garantiert Vielfalt bei heimischen Bieren
Kreis · Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel hat sich für den Fortbestand des deutschen Reinheitsgebots für Biere ausgesprochen und angekündigt, Ausnahmegenehmigungen auch künftig sehr zurückhaltend zu erteilen.
"Eine Änderung der Brauvorschriften erscheint aus Sicht der Landesregierung nicht geboten. Die vielfältige Brauereilandschaft in Nordrhein-Westfalen macht doch deutlich, dass durch die Kombination aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser eine nahezu unerschöpfliche Geschmacksvielfalt erreicht werden kann. Mehr braucht ein heimisches und gutes Bier nicht", sagte Minister Remmel im Vorfeld des Jahrestages des deutschen Reinheitsgebotes, das seit nunmehr 500 Jahren unverändert gilt. Ausnahmen vom Reinheitsgebot seien zwar durch die Länder nach dem Vorläufigen Biergesetz möglich, betonte der Minister. Aber NRW entscheide über entsprechende Anträge von Unternehmen für so genannte "besondere Biere" auch weiterhin nur sehr zurückhaltend und nur nach eingehender Prüfung. NRW habe bisher nur ein einziges Mal eine solche Sondererlaubnis erteilt, für ein glutenfreies Bier (2011). Hierbei sollte Gerstenmalz durch Maissirup ersetzt werden. Ein weiterer Antrag einer Privatbrauerei auf die Zulassung von Ingwerbier wurde abgelehnt.
In NRW gibt es rund 140 Brauereien, die etwa 200 Biersorten produzieren. Der Bierabsatz in NRW lag laut Brauereiverband im Jahr 2014 bei 22,1 Millionen Hektolitern. Pils ist dabei mit Abstand die beliebteste Sorte, gefolgt von Kölsch und Alt. "NRW ist das Bundesland mit der größten Biervielfalt in Deutschland", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Horst Becker, der während der diesjährigen Sommertour am Freitag die älteste Altbierbrauerei der Welt besuchte, die Bolten Brauerei in Korschenbroich. "Uns liegt das traditionelle Brauhandwerk sehr am Herzen", sagte Horst Becker.
Daher habe das Land im vorigen Jahr seine Auszeichnung "Meister.Werk.NRW" auch für Braubetriebe eingeführt. Somit können auch die besten handwerklich geführten Brauereien in NRW für besonders gute Produkte, handwerkliches Können, eine verantwortungsvolle Betriebsführung und regionale Verankerung ausgezeichnet werden. "Während andere Auszeichnungen aus der Lebensmittelbranche immer nur das Produkt in den Vordergrund stellen, gehen wir einige Schritte weiter und zeichnen das Handwerk an sich und alle daraus folgenden Aspekte für Region und Gesellschaft aus. Denn was traditionell und nachhaltig in der Region entsteht, hat auch eine große wirtschaftliche Bedeutung", ergänzte der Parlamentarische Staatssekretär. Mit der Auszeichnung "Meister.Werk.NRW" möchte das Land diese Leistungen anerkennen und stärker in der öffentlichen Wahrnehmung verankern. Die Bolten Brauerei zählte 2015 zu den besten der Bierbranche.
Zahl der Braustätten steigt
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Braustätten in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren von 1.281 Brauereien (2004) um über 70 Betriebe auf 1.352 Brauereien (2014) gestiegen. Vor allem die Anzahl der kleinen Brauereien mit bis zu 5.000 Hektolitern Jahresproduktion nimmt zu. Dies gilt auch für Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der Braustätten in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen ist (+ 8). Mit der Zunahme der Braustätten geht eine Zunahme der Biervielfalt einher. Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) Berlin schätzt, dass es in Deutschland mittlerweile mehr als 5.500 verschiedene Biere gibt, die fast ausnahmslos nach dem Reinheitsgebot gebraut werden.