Ladendiebstahl im NRW-Einzelhandel: Organisierte Diebstähle treiben finanziellen Schaden in die Höhe
Kreis · Obwohl der Einzelhandel in NRW Millionen in Prävention und Sicherheit investiert, steigt die Zahl der Ladendiebstähle weiter an. Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW bestätigt: "Die aktuelle EHI-Studie zu Inventurdifferenzen macht amtlich, was regional vielerorts in Nordrhein-Westfalen schon gemeldet wurde: Ladendiebstähle belasten den NRW-Einzelhandel zunehmend."
Allein im vergangenen Jahr beliefen sich die Inventurdifferenzen im nordrhein-westfälischen Einzelhandel auf rund 920 Millionen Euro. Rund 55 Prozent davon gehen auf das Konto von Langfingern. Aber auch Warenverluste durch Mitarbeiter, Servicekräfte, Lieferanten und Fehlbuchungen tragen zu den Inventurdifferenzen bei.
Sorge bereitet den NRW-Händlern vor allem die Zunahme des organisierten Ladendiebstahls beziehungsweise des Bandendiebstahls. Immer häufiger, so die Berichte von EHI und Bundeskriminalamt, werden Diebstähle in organisierter Form durchgeführt. Das EHI schätzt, dass wertmäßig rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Bandendiebstähle und organisierte Kriminalität zurückzuführen sind.
Die Anzahl der angezeigten Ladendiebstähle ist bundesweit laut polizeilicher Kriminalstatistik 2015 mit einem Plus von über sieben Prozent wieder deutlich gestiegen ist. Experten vermuten jedoch, dass die Dunkelziffer unentdeckter Ladendiebstähle bei gut 98 Prozent liegt und jährlich damit rund 26 Millionen Ladendiebstähle mit einem Durchschnittsschaden in Höhe von € 86,- unentdeckt bleiben.
Geklaut werden nach wie vor hauptsächlich kleine und teure Waren. Im Bereich Lebensmittelhandel sind das Parfüms und Kosmetika, Rasierklingen, Tabakwaren, Spirituosen, Wein und Sekt, Zeitschriften, aber auch Kaffee und Babynahrung. Im Textilhandel passieren neben teuren Accessoires vor allem hochwertige Damenmarken sowie Funktionsbekleidung die Ladenkasse unbezahlt. Im Elektronik-Bereich werden vorrangig Tonträgern, Smartphones samt Zubehör, Speicherkarten, Druckerpatronen und Elektrokleingeräte geklaut und in den Baumärkten lassen die Ladendiebe u.a. Akku-Schrauber, Werkzeuge und LED-Leuchtmittel unbezahlt mitgehen.
"Knapp 300 Millionen Euro investiert der NRW-Handel in Prävention und Sicherheit", sagt Verbandschef Achten. Vorrangig setzen die Einzelhändler auf Kameraüberwachung, zum Beispiel auf die offene, für den Kunden sichtbare Kameraüberwachung. Nach wie vor kommt aber auch der Schulung und Sensibilisierung von Personal eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, Ladendiebstahl zu bekämpfen. Achten dazu abschließend: "Ziel muss und wird es auch weiterhin sein, noch intensiver mit Sicherheitskräften und Polizei zusammenzuarbeiten und die Mitarbeiter im Einzelhandel noch stärker für die Methoden der gewerbsmäßig auftretenden Diebesbanden zu sensibilisieren."
Der Einzelhandel ist in Nordrhein-Westfalen der drittgrößte Wirtschaftszweig und ein verlässlicher Job-Motor. Der Handelsverband NRW vertritt als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband die Interessen von mehr als 100.000 Einzelhandelsbetrieben jeglicher Unternehmensform und -größe, die im Jahr rund 100 Milliarden Euro Umsatz und damit gut ein Viertel des gesamten deutschen Einzelhandelsumsatzes erwirtschaften. Mit mehr als 750.000 Beschäftigten und Auszubildenden ist der Einzelhandel in NRW darüber hinaus einer der wichtigsten Arbeitgeber und Nachwuchsförderer: Jeder zehnte Arbeitsplatz im einwohnerstärksten Bundesland wird durch die Branche zur Verfügung gestellt.