Warum gehen junge Menschen in die Politik? "Ich bin mit politischen Themen groß geworden"

Kreis · Was bringt junge Menschen dazu, sich aktiv in der Politik zu engagieren? Wie sehen ihre Ziele und Wünsche für Deutschlands Zukunft aus? Wir haben nachgefragt und uns mit drei jungen Erwachsenen der Jungen Union Haan unterhalten.

Tim Feisel, Maximilan Kohl und Vincent Endereß.

Foto: TB

Tim Feisels Interesse an der Politik wurde bereits in der Schulzeit geweckt. Der 19-Jährige besuchte Ausschusssitzungen in seiner Heimatstadt Haan und fand die Entscheidung der Christdemokraten gut, eine junge und motivierte Bürgermeisterinkandidatin für die eigene Stadt einzusetzen. "Das war für mich der Anstoß, dass auch junge Menschen in der Politik etwas bewegen können", erinnert sich der Student. Heute ist Tim Feisel Vorsitzender der Jungen Union Haan und konnte gemeinsam mit den Mitgliedern schon einige Themen anstoßen. "Wir haben es beispielsweise geschafft, dass der Schnellbus von Haan nach Düsseldorf in den Abendstunden länger fährt. Das war unser erstes Anliegen, für das wir uns damals stark gemacht haben."

Dass man in der Kommunalpolitik eher mitwirken kann, als in der Landes- und Bundespolitik, weiß der junge Mann. "Was allerdings nicht bedeutet, dass ich mich nicht auch dafür interessiere. Ich habe unserer Bundestagsabgeordnete Michaela Noll beim Wahlkampf geholfen und durfte viele interessante Veranstaltungen besuchen. Das war eine spannende Erfahrung."

In Maximilian Kohl Adern fließt politisches Blut. Bereits seine Mutter zeigte sich in der kommunalen Politik engagiert und aktiv. "Ich bin also mit den politischen Themen groß geworden", erinnert sich der 22-Jährige. Identifizieren konnte sich der Student mit der ehemals konservativen Politik der CDU, die "nicht jedem Trend hinterher eilt", wie er selbst erklärt. Vor drei Jahren trat Maximilian der Jungen Union bei. "Es ist unser Ziel, bei der nächsten Kommunalwahl 2020 in jeden Stadtrat des Kreises mindestens zwei Mitglieder der JU sitzen zu haben", verrät er. Um den Anforderungen einer solchen Verantwortung gerecht zu werden, veranstaltet der JU- Kreisverband Seminare, in denen die Regularien des Rats thematisiert werden. "Der Weg in den Rat kann über die Mitgliedschaft in einer Partei auch für junge Menschen ein recht kurzer sein", sagt Vincent Endereß.

Der heute 26-Jährige kommt aus einem sozial-liberalen Haushalt. "Ein Freund machte damals ein Praktikum bei einem Landtagsabgeordneten und hat mich mit seiner Politikaffinität angesteckt", erinnert sich der Student. Fern lag es dem Haaner allerdings nie, sich für die richtigen Interessen einzusetzen. "Ich war bereits in der Schülervertretung aktiv und wollte mich auch weiterhin für wichtige Belange engagieren." 2014 wurde Vincent Endereß sogar in den Rat gewählt.

Doch was halten die Nachwuchspolitiker von der Bundespolitik? "Ich habe vor unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel großen Respekt, obwohl ich durchaus nachvollziehen kann, dass nicht jeder mit ihren Entscheidungen einverstanden ist. Ich habe das Gefühl, dass sie mittlerweile müder wirkt als noch vor ein paar Jahren", sagt Tim Feisel. Der Student macht sich Gedanken darüber, wen die Christdemokraten als Nachfolger vorsehen. "Ich finde es sinnvoll, die Person nicht erst kurz vor den Wahlen ins kalte Wasser zu werfen, sondern rechtzeitig auf einen solchen Posten vorzubereiten."

Zum Thema GroKo haben die jungen Männer eine klare Meinung. "Ich bin mit der Entscheidung der GroKo nicht zufrieden. Meiner Meinung nach treten die Interessen der SPD zu sehr in den Vordergrund", so Maximilian Kohl. "Ich hoffe nur, dass die Punkte des Vertrags nun adäquat umgesetzt werden."

Obwohl die vergangene Zeit der Regierungsbildung in einigen Bürgern eine regelrechte Politikverdrossenheit hervorgerufen hat, sind sich die JUler sicher, dass die Entscheidung, sich politisch zu engagieren, nie falsch ist. "Es herrscht derzeit ein spürbarer Umbruch in der Politik und junge Leute sind gefragter denn je", so Vincent Endereß. "Wer politische Luft schnuppern möchte, kann sich an Parteitreffen beteiligen, die öffentlichen Teile der Rats- und Ausschusssitzungen besuchen oder auch einmal bei einem Treffen einer Jugendorganisation wie der JU in der eigenen Stadt mitmachen. Jeder kann die Geschicke der eigenen Stadt oder sogar des eigenen Landes mitbestimmen. Man erreicht als Mitglied einer Partei mehr als wenn man lediglich den Gang zur Wahlurne wahrnimmt."

(Schaufenster Mettmann/TB)