25 Jahre Franziskus-Hospiz Hochdahl Exkursion auf Kölns Melatenfriedhof offenbart spannende Bestattungsgeschichte

Hochdahl · Wer den Friedhof Melaten betritt, schaut schon nach wenigen Metern auf die mächtigen Gruften der Kölner Prominenz: Ob Zeitungsverleger, Duftwasserhersteller, Versicherungsgründer, Bankiers, Schauspieler oder Erfinder – sie alle fanden auf Melaten ihre letzte Ruhe.

Dr. Stöcker an Dirks Bach Grab.

Foto: Franziskus-Hospiz Hochdahl

Genau dort empfing der Künstler und Historiker Dr. Wolfgang Stöcker rund 15 „Hospiz-Bewegte“ aus Erkrath und Mettmann, die gespannt waren auf „Über Gräber laufen“. So der (nicht ganz wörtlich zu nehmende) Titel einer Exkursion, zu der das Franziskus-Hospiz Hochdahl anlässlich seines 25-Jahre-Jubiläums eingeladen hatte.

Gut achtmal so viele Jahre – nämlich 210 Jahre - hat der Melatenfriedhof bereits auf dem Buckel. „Er ist das kollektive Gedächtnis der Stadt, ein Archiv – oder auch „Schwamm“, der alles aufsagt“, schwärmt Stadtführer Wolfgang Stöcker, der diesen gut 55000 Gräber umfassenden Ort wie seine Westentasche kennt. So erfuhren die Teilnehmer der zweistündigen Exkursion viel Interessantes über die Kölner Stadt- und Bestattungs-geschichte, über Trauersymbolik - vor und während des Jugendstils. Kurzweilig und hintergründig erzählte Wolfgang Stöcker über die familiären Verbindungslinien zwischen Kölns Geldadel, Zuckerbaronen und Stadtbaumeistern, genauso wie über die großen sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklungslinien, die vor gut 200 Jahren im aufstrebenden Rheinland herrschten.

„Melaten“ beginnt 1810 mit einer Revolution im deutschen Bestattungswesen. Das Rheinland wird damals durch die französische Besatzungsmacht regiert. Deswegen fließen auch Vorschriften zur Hygiene und Seuchengefahr in den Alltag der Rheinprovinz ein: 1804 verboten die Franzosen per Dekret die traditionelle Bestattung auf den vorhandenen 19 Kölner Friedhöfen - in nächster Nähe zur Kirchmauer. Aus Angst vor Seuchen planten sie einen Friedhof gut zwei Kilometer vor den Stadttoren. Im Areal der ehemaligen Leprakranken-Station von Köln - von „malad“ (krank) ist auch Melaten abgeleitet – wurden ab 1810 die Kölner bestattet.

Obwohl der Friedhof konfessions-übergreifend angelegt ist, werden dort zunächst nur katholische Kölner bestattet. Der erste Protestant findet erst 19 Jahre (!) später seine letzte Ruhe.

Das „Who ist who“ der Kölner Gesellschaft wurde beim Rundgang natürlich auch gestreift. Stöcker konnte etliche Anekdoten zu berühmten (Fast)-Kölnern beisteuern: zum Aufstieg des Motoren-Erfinders Nikolaus August Otto, zum Frauenschwarm Willi Birgel und weiteren Schauspielern wie Rene Deltgen und Dirk Bach, dessen Grab mit vielen Plüschtieren geschmückt ist – flankiert von einer rosa Sitzbank. Es war eine sehr gelungene Exkursion, die neugierig macht auf weitere Veranstaltungen mit Dr. Wolfgang Stöcker!