Das Mettmanner EVK und seine Notaufnahme „Wir schicken niemanden weg“
Mettmann · Der Fall des in Düsseldorf gestorbenen Jungens, der in der Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus angeblich mehrfach abgewiesen wurde, hat Schlagzeilen gemacht und die Diskussion über die überfüllten Notaufnahmen neu entfacht.
Immer wieder beklagen sich Ärzte und Pflegekräfte darüber, dass die Ambulanzen mit Patienten überlaufen wären, die wegen eines Schnupfens oder anderer Bagatellen direkt ins Krankenhaus kämen. Dr. Oliver Hofer, seit Januar 2017 leitender Arzt der Intensiv- und Notfallmedizin am Evangelischen Krankenhaus Mettmann, kann bestätigen, dass "seine" Notaufnahme ebenfalls regelmäßig voll ist. Doch er macht den Patienten keinen Vorwurf, wenn sie kommen. "Wir hatten im vergangenen Jahr 17 000 Patienten im EVK, doch die Tage unterscheiden sich schon sehr. An einem Tag kommen 30 in die Notaufnahme, am nächsten dann 70. Danach richten sich dann auch die Wartezeiten."
Dass alle Fälle notwendigerweise in der Ambulanz landen müssten, kann er nicht bestätigen, doch grundsätzlich können alle Patienten kommen. "Wir sind für Notfälle rund um die Uhr da. Patienten, bei denen es sich basierend auf unserer medizinischen Beurteilung nicht um einen akuten Notfall handelt, müssen aber eben damit rechnen, dass sie länger warten müssen - solange, bis die schlimmer erkrankten Patienten versorgt sind." Ob ein Fall akut ist oder nicht, wird im EVK Mettmann nach dem Manchester Triage System (MTS/Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit) geregelt. Das heißt, in den ersten drei Minuten nach Ankunft wird jeder Patient von einem Fachpfleger befragt. Dann wird die Dringlichkeitsstufe eingeschätzt. So können die Patientenströme kategorisiert werden und in nicht so dringenden Fällen bedeutet dies eben mitunter längere Wartezeiten. "Doch selbst ein Patient der drei Stunden bei uns sitzt und dies als lange Wartezeit empfindet, darf nicht vergessen, dass wir in dieser Zeit arbeiten und auch seine Diagnostik abnehmen und auswerten. Umso besser, wenn er nach der Wartezeit mit dem Befund gehen kann, dass alles in Ordnung ist bzw. eine ambulante Versorgung ausreichend war", erklärt Dr. Hofer. Häufig wüssten die Patienten diese Fakten nicht, weshalb der Chefarzt der Notaufnahme noch an der Kommunikation arbeiten möchte. "Wir haben uns für 2018 vorgenommen, noch mehr aufzuklären, wie unser System in der Notaufnahme funktioniert." Ein Faktor ist auch die räumliche Trennung im EVK. Patienten, die schon länger im Wartebereich sitzen, sind vom eigentlichen Notfallgeschehen abgeschirmt. So bekommen sie nicht unbedingt mit, wenn viele Notfälle rein kommen. "Die wartenden Patienten wissen nicht, wie viele Notfälle in ihrer Wartezeit angekommen sind, die eine höhere Prioriätsstufe haben. So wundern sie sich mitunter, warum es länger dauert."
Das System der Düsseldorfer Kollegen, eine eigenständige Notfallpraxis ans Krankenhaus anzuschließen, sieht Dr. Hofer kritisch. Dort war der verstorbene Junge in diese Praxis gekommen, die ans EVK angeschlossen ist, und wurde anscheinend nicht adäquat behandelt. "Wir könnten auch so eine Praxis installieren, das wäre durchaus praktisch. Doch wenn bei den angeschlossenen Hausärzten etwas schief läuft, fällt das automatisch auf uns zurück." Wie im Falle der Düsseldorfer Notfallpraxis, die mit dem dortigen EVK gleich gesetzt wurde, obwohl sie selbständig ist. Dr. Oliver Hofer kann unabhängig von solchen negativen Beispielen nur jedem Patienten raten, ins Krankenhaus zu kommen, wenn etwas ist. "Wenn es den Menschen schlecht geht, sollen sie kommen. Wir sind immer für unsere Patienten da!"
Info: "Auch in unsere Notaufnahme kommen Patienten, die zum Hausarzt gehen sollten oder für die es den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel. 116117) gibt, allerdings darf eine Notaufnahme natürlich keinen Patienten wegschicken. Das führt zu steigenden Zahlen in den Notaufnahmen und längeren Wartezeiten", so Hannah Lohmann vom EVK. Näheres zur Notaufnahme im EVK Mettmann unter www.evk-mettmann.de