Chefarzt Dr. med. Clemens Stock gibt Einblicke in die Arbeit des MIC-Zentrums MIC-Zentrum Bergisches Land feiert ersten Geburtstag
Mettmann · Am 1. Juni 2015 ging das MIC-Zentrum Bergisches Land im EVK Mettmann offiziell an den Start und blickt heute auf ein erfolgreiches Jahr mit mehreren hundert ambulanten und stationären Eingriffen zurück.
Nur neun Monate nach Beginn der Arbeit im MIC-Zentrum, im März 2016, wurde die Einrichtung zertifiziert. Damit ist das gynäkologische MIC-Zentrum im EVK Mettmann bundesweit die erste Einrichtung dieser Art die das Zertifikat nach DIN EN ISO 9001; 2008 erhalten hat.
Chefarzt Dr. Clemens Stock, Leiter des MIC-Zentrums Bergisches Land, erläutert die Rahmenumstände dazu:
Wie muss man sich das MIC-Zentrum Bergisches Land vorstellen?
Beim MIC-Zentrum handelt es sich um ein Qualitätsmanagement(QM)-System innerhalb der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des EVK Mettmann. Darin werden sämtliche Patientinnen mit minimal-invasiven Eingriffen nach den Maßstäben des "plan — do — check - act"-Systems betreut, d.h. die Eingriffe intern qualitätsgesichert, ausgewertet und ggf. Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet.
Was war die Grundidee hinter dem MIC-Zentrum und dem eigens entwickelten QM-System dahinter?
Es wird in Zukunft in Deutschlang kaum noch Kliniken geben, die alle Bereiche des Fachgebietes auf hohem Niveau anbieten können. Eine Spezialisierung ist also gefragt. Außerdem bin ich persönlich ein absoluter Anhänger von Qualitätsmanagementsystemen, damit alle Interessierten genau wissen, worauf sie sich einlassen, eine verlässliche Qualität erhalten und sicher sein können, dass die angebotenen Prozesse regelmäßig im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung überprüft werden. Was liegt also näher, sich diesen Anforderungen in einer solchen Form ("Schwerpunktsetzung und Qualitätsmanagement") zu stellen? Mir ist wichtig, dass hinter dem Begriff "Zentrum" nicht nur die operative Fertigkeit einzelner, sondern gleichermaßen Qualität in den Abläufen und Versorgungsstrukturen steht. Dann profitieren unserer Patientinnen am meisten. Ich will kein bloßes Etikett.
Anhand welcher Indikatoren lässt sich denn die Qualität der Arbeit des MIC-Zentrums messen?
Interessant sind dabei natürlich vorrangig Parameter, die sich zielgerichtet an den Patientinnen orientieren wie z. B. die stationäre Aufenthaltsdauer oder eventuelle Komplikationsraten. Aber auch der Anteil der endoskopisch operierten Eingriffe wie zum Beispiel die Entfernung einer Gebärmutterentfernung im Verhältnis zu allen Gebärmutterentfernungen. Darin liegen wir bereits jetzt bei nahezu 90%, egal ob es sich um gutartige oder bösartige Erkrankungen handelt. Mittelfristig wollen wir aber auch technische Möglichkeiten schaffen, die Blutverluste oder postoperativen Schmerzen statistisch auszuwerten. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die quartalsweise Ermittlung der Patientenzufriedenheit.
Was umfasst das MIC-Zentrum noch?
Einerseits transparente Standards in der Betreuung ambulanter und stationärer Patientinnen, die sogenannten Patientenpfade. Darin sind alle obligatorischen Maßnahmen rund die die Versorgung für Ärzte und Pflegepersonal klar fixiert, was die Informationsweitergabe und die Routine außerordentlich erhöht. In der Schnittstelle mit den niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen sorgen wir für eine zügige Informationsweitergabe durch eine obligatorische Faxmitteilung der OP-Berichte am Folgetag, außerdem erhalten die Einweiser mit dem endgültigen Arztbrief sämtliche Fotodokumente der Operation. Darüber hinaus bieten wir für Zuweiser Operationshospitationen und mindestens einmal jährlich eine Fortbildung an, die die Endoskopie in den Fokus rückt. Intern lege ich sehr großen Wert auf die Qualifikation meiner ärztlichen Kolleginnen. Wir konnten beispielsweise bereits im ersten Jahr eine Funktionsoberärztin nach MIC-I (1. Qualifikationsstufe der endoskopischen Fachgesellschaft AGE) ausbilden. Zwei weitere Kolleginnen befinden sich in derselben Fortbildung.
Warum der Bereich der gynäkologischen Endoskopie?
Vor allem, da ich persönlich in einem großen Maß von den zahlreichen Vorteilen dieses Zugangsweges überzeugt bin: Die Genesung der Patientinnen verläuft deutlich schneller, die Alltagsbelastung kann zügiger wieder aufgenommen werden, gewisse Komplikationen sind deutliche seltener (z. B. Wundinfektionen, Narbenbrüche), Schmerzen nach der Operation sind geringer und der stationäre Aufenthalt kürzer, und das alles bei gleichen Ergebnissen. Bauchschnitte, besonders bei gutartigen Erkrankungen, sollten in Zukunft von Ausnahmen abgesehen, den Patientinnen nicht mehr zugemutet werden. Und wir sind als eine der wenigen Kliniken in Deutschland in der Lage, alle gynäkologischen Eingriffe auch endoskopische vorzunehmen. Unsere stationäre Infrastruktur ermöglicht uns dabei, auch Operationen durchzuführen, die nicht ambulant gemacht werden können oder sollten, um keine Einschränkungen im Ergebnis in Kauf nehmen zu müssen.
Welche Eingriffe nehmen Sie speziell vor?
Neben den gynäkologischen "Standardoperationen" wie Eileiter- und Eierstockoperationen, diagnostischen Bauch- und Gebärmutterspiegelungen bieten wir vor allem alle möglichen Formen von Gebärmutterentfernungen in minimal-invasiver Form an, aber auch gebärmuttererhaltende Eingriffe z. B. zur Entfernung von Myomknoten. Auch die Behandlung von Endometriose hat einen hohen Stellenwert. Spezialisiert haben wir uns zusätzlich auf den Bereich der Senkungs- und Inkontinenzoperationen sowie die radikalen Operationsverfahren bei Tumoren der Gebärmutter, einschließlich der zugehörigen Lymphknotenentfernungen.
Blicken wir in die Zukunft: Was sind die nächsten Schritte, die Sie anstoßen möchten?
Meine Planungen für die nächsten, nun kommenden Jahre gehen dahin, dass wir die Errungenschaften des MIC-Zentrums im Sinnen einer weiteren Spezialisierung sinnvoll ergänzen. Dies betrifft vor allem den Bereich der Urogynäkologie (Senkungs- und Inkontinenzbehandlung) und der Onkologie (Tumorbehandlung), die wir ebenfalls als Qualitätsmanagementsysteme ausbauen und dann nach Möglichkeit zertifizieren lassen wollen. Das Ergebnis soll eine moderne operative Frauenheilkunde sein, in der zertifizierte Schwerpunkte wie Zahnräder ineinander greifen. Das alles jedoch nie zum Selbstzweck, sondern als gelebte Maßnahmen zum Wohle der Patientinnen und Mitarbeiter.