Felix Janosa trat in der Kulturvilla auf Ein überaus vergnüglicher Abend
Mettmann · Wer glaubt, Kinderbuchautoren seien sanfte Wesen, die nur pädagogisch wertvolle Freundlichkeiten von den Sonnenseiten des Lebens mit ihrem andächtig lauschenden Publikum teilen, der wurde am Sonntagabend von Felix Janosa eines Besseren belehrt.
Zwar begeisterte der Komponist und Autor am Nachmittag sein jugendliches Publikum in der "Kleinen Kulturvilla" mit dem Abenteuer "Ritter Rost auf Kreuzfahrt", es wurde viel gelacht und begeistert sangen Klein und Groß die schmissigen Ritter Rost-Lieder mit, für die Janosa seit nunmehr 20 Jahren verantwortlich ist.
Abends jedoch kletterte der Wolf aus dem Schafspelz, zeigte sich der Kabarettist im Komponisten: Eine weitaus bissigere und scharfzüngigere Figur saß am Flügel der Kulturvilla und präsentierte kreislerisch anmutende Songs über männermordende sibirische Schlagersternchen, plastinierte Popstars und garantiert glutenfreie CDs. Bei Janosa sitzt jeder Akkord so hundertprozentig (pardon, fünfhundertprozentig, würde er sagen) wie die bissigen Pointen über die gutaussehenden Models, deren Gesang so schrecklich ist wie die Bierbäuche der Studioproduzenten, die nie im Rampenlicht stehen, dafür aber für die musikalische Qualität sorgen.
Höhepunkte des Abends waren der "Faust korrekt"-Rap ("Die Bitch heißt Gretschen!"), ein Ritt im gestreckten Jagdgalopp durch "99 Megahits" aus 300 Jahren Musikgeschichte und eine banal-dämliche kleine Schlagermelodie, in die das Publikum wahlweise "Zillertal", "Sangria" oder "Mallorca" einwerfen durfte, um "Gema-Millionär" zu werden. Genüsslich und stimmlich wie pianistisch virtuos plauderte Janosa auch über die kleinen Untiefen im Leben eines Musikproduzenten, wenn denn etwa griffige Melodien benötigt werden, um für Möbel oder Bettnässerwindeln zu werben.
Ein überaus vergnüglicher Abend, nach dem viele Zuhörer noch auf dem Heimweg leise vor sich hin kicherten.