DGB: "Mehr investieren für die Chance, Berufsabschlüsse nachzuholen"

Kreis · "Trotz der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Mettmann nach wie vor hoch. Im Juni 2018 waren 14.602 Menschen arbeitslos, davon waren 6.499 langzeitarbeitslos", das schreibt der DGB-Kreisverband Mettmann.

Dabei sei das Fehlen eines beruflichen Abschlusses das größte Risiko, langzeitarbeitslos zu werden bzw. zu bleiben. "Um nicht bei der rasanten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt eine große Gruppe von Menschen zu verlieren, muss das Thema Qualifizierung noch viel stärker als bisher in den Fokus genommen werden", sagt Silke Iffländer, Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Mettmann.

Dass Ungelernte überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind, zeige sich daran, dass jeder zweite Arbeitslose keinen Berufsabschluss und somit deutlich schlechtere Chancen auf eine erfolgreiche Vermittlung habe. Bei den Langzeitarbeitslosen betrage der Anteil ohne Berufsabschluss schon fast 60 Prozent, so der DGB. Das Risiko arbeitslos zu werden sei ohne Berufsabschluss im Kreis Mettmann aktuell fünfmal höher als mit Berufsabschluss.

"Besonders dramatisch ist der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen ohne Berufsabschluss in der Altersgruppe der unter 35-Jährigen", meint Iffländer. "Denn sie haben ihr gesamtes Berufsleben noch vor sich". Immerhin waren im letzten Jahr von 4.057 Langzeitarbeitslosen ohne Berufsabschluss allein 886 jünger als 35 Jahre. Davon waren 869, also 98,1 Prozent in Betreuung des Jobcenters.

"Die Förderangebote, die zu einem beruflichen Abschluss führen, müssen deutlich verstärkt und ausreichend finanziell ausgestattet werden", sagt Iffländer. "Wir müssen hier im Kreis Mettmann die vom DGB angestoßene Initiative "Zukunftsstarter" noch viel stärker nutzen, um gerade diese jungen Menschen für eine Ausbildung bzw. eine abschlussorientierte Weiterbildung zu gewinnen". Mit dem Programm der "Zweiten Chance" könnten auch junge Menschen, die älter als 25 Jahre sind, noch einen Abschluss nachholen, dies wird finanziell gefördert.

Hier sind llaut DGB vor allem die Jobcenter gefragt, doch die seien nach wie vor unterfinanziert. Der Eingliederungstitel sollte deswegen um mindestens eine Milliarde aufgestockt werden, fordert der DGB. Darüber hinaus müsse die Zeit der Umschulung finanziell besser abgesichert werden. Iffländer "Es kann nicht sein, dass eine Umschulung oder eine abschlussorientierte Qualifizierung weniger honoriert wird, als ein Ein-Euro-Job." Der DGB schlägt deshalb die Einführung eines fortlaufenden monatlichen Weiterbildungsgeldes vor, welches auf alle anderen Bezüge anrechnungsfrei gezahlt werden soll, um die Rahmenbedingungen für den nachträglichen Erwerb eines Berufsabschlusses deutlich zu verbessern. "Dieses Geld ist gut angelegt, mit einem Berufsabschluss steigt die Wahrscheinlichkeit auf langfristige Integration deutlich."

(Schaufenster Mettmann)